Es gibt keine Energiewende, nur eine Kostenlawine

Edgar L. Gärtner

Glaubt man den regierungsnahen Massenmedien, stellt kaum jemand in Deutschland die Notwendigkeit einer „Energiewende“ in Frage. Es scheint keine Alternative zu geben zum klimapolitisch gebotenen Radikalumbau eines bislang durchaus zufriedenstellenden Energieversorgungsystems. Hauptziel der massiven Subventionierung angeblich erneuerbarer Energien durch die Stromkunden nach dem EEG soll die Reduzierung des Ausstoßes des von Bürokraten und vom Staat bezahlten Computersimulanten für „klimaschädlich“ erklärten Pflanzennährstoffs Kohlenstoffdioxid (CO2) sein. Diesem erklärten Ziel widerspricht bereits der im Jahre 2011 von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Eilverfahren eingeleitete vorzeitige Ausstieg Deutschlands aus der Nutzung der CO2-freien Kernenergie. Diesem Ziel widerspricht aber auch die vornehmliche Förderung der tageszeit- und witterungsabhängigen Solar- und Windenergie. Da diese nur während höchstens eines Drittels der 8.760 Jahresstunden Strom liefern können, müssen ständig herkömmliche Kraftwerke als „Backup“ verfügbar sein.
So ist es kein Wunder, dass der deutsche CO2-Ausstoß in den letzten sieben, acht Jahren auf gleichem Niveau geblieben und zeitweise sogar gestiegen ist. Damit stellt Deutschland, das nach den Vorstellungen Angela Merkels und der Grünen aller Parteien die Rolle eines Vorreiters der „Dekarbonisierung“ der Energieversorgung spielen soll, das Schlusslicht der OECD-Länder dar. Für dieses Null-Resultat mussten die deutschen Stromkunden aber seit dem Inkrafttreten des EEG im Jahre 2000 nicht weniger als 150 Milliarden Euro abdrücken. Der Löwenanteil davon (etwa 125 Milliarden Euro) entfällt dabei auf die bedarfsunabhängige EEG-Einspeisevergütung für so genannte erneuerbare Energien. Nach einer von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) beim Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomik (DICE) in Auftrag gegebenen Studie wird die „Energiewende“ bis zum Jahre 2025 schon 520 Milliarden Euro verschlungen haben, davon 408 Milliarden allein für die EEG-Umlage.
Prof. Justus Haucap, der frühere Chef der vom Bundespräsidenten eingesetzten Monopolkommission und jetzige Direktor des DICE, machte bei der Vorstellung der Studie darauf aufmerksam, dass eine vierköpfige Familie somit direkt oder indirekt etwa 25.000 Euro für nichts zahlen wird. Wobei noch zu beachten sei, dass 40 Prozent der deutschen Haushalte nur über ein durchschnittliches Nettovermögen von weniger als 27.000 Euro verfügen. (Mit einem durchschnittlichen Nettovermögen von nur 51.000 Euro steht Deutschland als Ganzes ohnehin am Ende einer im April 2016 von der Europäischen Zentralbank EZB erstellten Rangliste.) Doch die größte Kostenbelastung steht uns noch bevor. „In den kommenden zehn Jahren“, so Haucap, „kommen unter anderem wegen des in den bisherigen Kostenschätzungen noch nicht berücksichtigten großräumigen Ausbaus der Stromnetze für jede vierköpfige Familie 18.000 Euro.“ Da die der grünen Energiepolitik zugrunde liegenden Projektionen bis 2050 reichen, wird die durch das EEG losgetretene Kostenlawine wohl bald die Billionengrenze überschreiten.
Dabei sind die Kosten, die das im Dezember 2015 beim Pariser „Klima-Gipfel“ (COP21) verabschiedete globale Abkommen nach sich ziehen wird, erst zu einem Teil berücksichtigt. Denn das deutsche EEG bezieht sich nur auf die Stromversorgung. Im gesamten Energiehaushalt wiegen aber die Posten Gebäudeheizung und Verkehr viel schwerer. Deshalb ruft die grüne Lobby jetzt verstärkt nach einer „Sektorkopplung“, d.h. nach einer Ausweitung der „Energiewende“ auf andere Sektoren der Volkswirtschaft. Nach einer kürzlich von der Global Commission on the economy and climate unter dem Vorsitz von Lord Nicholas Stern vorgelegten dicken Studie müssen in den kommenden 15 Jahren sage und schreibe 90 Billionen US-Dollar in eine „nachhaltige“ Infrastruktur investiert werden. Geschehe das nicht, dann führe der Klimawandel zu Schäden, die diesen stolzen Betrag um ein Vielfaches übersteigen. Mit dieser Angst-Propaganda stimmt die globale Finanzelite ihre Schafe darauf ein, bald geschoren zu werden.

(veröffentlicht am 25. Oktober 2016 auf ef-magazin.de)