Anti-Grün ist lustig

Lars Niedereichholz: Unknorke. Roman. Piper Verlag, München 2008. 236 Seiten. € 12,- ISBN 978-3-492-27159-2

UnknorkeDer bekannte Mundstuhl-Comedian Lars Niedereichholz (Jahrgang 1968) schwimmt mit seinem bösartig anti-grünen Roman-Erstling mit dem verheißungsvollen Titel „Unknorke“ auf einer Woge des Erfolgs. Auch seine gut besuchten Lesungen, von denen ich eine während der Buchmesse in der Frankfurter Bar „Nachtleben“ genossen habe, sind Kabarettreif. „Unknorke“ bedeutet, wie man sich denken kann, das Gegenteil des im Multikulti-Alternativ-Newspeak für „gut“ stehenden Berlinerischen „knorke“. Es handelt sich beim vorliegenden Roman um die Geschichte des nicht mehr ganz so jungen Volkswirtschaftlers Marc, der nach einem wenig zielstrebigen Studium in der Chefetage der Alternativen Multikulturellen Ökologie Bank (kurz AMÖB) anheuert und gleichzeitig mit seiner hochschwangeren Frau Nadja in ein nagelneues, aber leider undichtes Reihenhaus einzieht. Bald stellt es sich heraus, dass es sich bei der AMÖB um eine chaotisch gemanagte Schwindelfirma handelt, die die Weltverbesserungs-Sehnsucht grüner Naivlinge zu Geld macht. Mehr möchte ich hier von dem pointenreichen und ausgesprochen lustigen Büchlein nicht verraten. Manches erscheint mir allerdings etwas zu dick aufgetragen.

Meine ex-grüne Freundin hat jedenfalls während ihrer täglichen Bahnfahrten zur Arbeit darüber so herzhaft lachen müssen, dass es ihr bald die meisten Stammgäste des Großraumwagens nachtaten und sich ebenfalls das grün-rot eingebundene Büchlein besorgten. Seither hat sich die Stimmung im Pendlerzug nachhaltig verbessert – sofern der Zug wegen Gleisschäden nicht ausbleibt, was seit der Verschiebung des Börsengangs der Bahn leider immer öfter passiert.

Den Roman Wochen nach dem gelungen Abend mit Lars Niedereichholz selber lesend, finde ich, dass er auch ganz gut zur inzwischen ausgeuferten Finanzkrise passt. Es wird nun offenbar, dass einige große Bankhäuser kaum seriöser gewirtschaftet haben als die AMÖB. Kurz: „Unknorke“ könnte den Start einer neuen Literaturgattung markieren, die auf humorvolle Art den Realitätsverlust politisch-korrekter Unternehmen aufs Korn nimmt.