Windräder, eine Todesfalle für Fledermäuse

Zu Recht werden Windräder von Vogelfreunden als „Milan-Shredderanlagen“ tituliert. Viele Dutzende Exemplare des bei uns vom Aussterben bedrohten und daher im Prinzip streng geschützten roten Milans fanden sie zerschmettert im Umkreis der Flügel-Monster. Die Vogelschutzwarte des Landesumweltamtes Brandenburg in Buckow sammelt seit 2002 alle bundesweit verfügbare Daten über Kollisionen von Tieren mit Windenergieanlagen (WKA). Dabei stellte es sich heraus, dass längst nicht nur Greifvögel zu Opfern des Windkraftwahns werden. Es wurden weitaus mehr tote Fledermäuse gezählt. Allein in Brandenburg wird die Zahl der jährlich durch WKA zu Tode kommenden fliegenden Säuger auf bis zu 25.000 geschätzt. Von den 23 in Deutschland heimischen Fledermausarten sind dabei fünf besonders stark vertreten: der Große Abendsegler, die Zwergfledermaus, die Rauhautfledermaus, die Zweifarbfledermaus und der Kleine Abendsegler.

Da sich Fledermäuse sehr gut mit Hilfe der Echoortung zurechtfinden, schien es zunächst unwahrscheinlich, dass gerade sie besondere Probleme mit Windrädern haben sollten. Da aber die Schallwellen nur wenige Meter weit tragen, orientieren sie sich auf längeren Strecken vermutlich hauptsächlich mithilfe ihrer Augen und ihres Magnetsinns. Fledermäuse können auf ihrem jährlichen Zug in wärmere Winterquartiere durchaus über tausend Kilometer zurücklegen. Auch bei ihrer nächtlichen Jagd nach Insekten legen die Tiere viele Kilometer zurück. Dabei scheinen sie von WKA geradezu angezogen zu werden. Deren Kunststoffflügel sind nachts deutlich wärmer als die umgebende Luft. Deshalb lassen sich darauf viele Insekten nieder. Dadurch sinkt übrigens die Effizienz der Anlagen. Kommen die Fledermäuse, angezogen von den Insekten, den Flügeln zu nahe, erleiden sie ein so genanntes Barotrauma: Infolge des plötzlichen Luftdruckabfalls bläht sich ihre sackartige Lunge auf, was zum Zerreißen der sie umschließenden Blutgefäße führt. Die Tiere stürzen ab und gehen an innerer Verblutung zugrunde.

Die kanadische Biologin Erin Baerwald von der University of Calgary hat mit ihren Mitarbeitern nachgewiesen, dass 90 Prozent der von ihnen obduzierten 188 Fledermäuse im Umkreis von WKA nicht an äußeren, sondern an inneren Verletzungen zu Tode gekommen sind. Da Fledermäuse im Jahr nur ein bis zwei Junge großziehen, können sie die Verluste durch Barotraumata kaum ausgleichen. So wächst bei ohnehin schon gefährdeten Arten die Gefahr des Aussterbens. Das hätte Auswirkungen auf die Landwirtschaft und das ganze Ökosystem, da eine einzige Fledermaus in einer Nacht um die zweieinhalb Tausend Schadinsekten vertilgen kann.