Ludwig Ehrhard jetzt!

Ulrich Horstmann, Luise Schlippenbach, Stephan Werhahn, Martin Zeil mit Günter Ederer, Gottfried Heller und Gerhard Mann: Ludwig Ehrhard Jetzt! FinanzBuch Verlag, München 2015. 159 S. € 6,99

Die jüngeren Deutschen und noch weniger die immer zahlreicher werdenden muslimischen Einwanderer dürften von dem Dicken mit der Zigarre, der Deutschland mit einer mutigen Entscheidung den Weg aus der vom Zweiten Weltkrieg geschaffenen Notsituation wies, kaum gehört haben. Schon eher werden sie von Adolf Hitler und den Nazis erfahren haben, mit deren Hinterlassenschaften Ludwig Erhard als erster Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland zurechtkommen musste. Er schaffte das mit der Freigabe der meisten Warenpreise im Juni 1948. Damit legte er den Grundstein für das deutsche „Wirtschaftswunder“, was ihm aber schon zu Lebzeiten kaum gedankt wurde. Erhards erfolgreiches Gesellschaftsmodell „soziale Marktwirtschaft“ wurde leider nur von Neuseeland kopiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zwar kurz damit geflirtet, ist aber sofort auf die sozialdemokratische Linie umgeschwenkt, als sie sah, dass sie damit bei uns keine Wahl gewinnen konnte. Als sich die Schuldenkrise zuspitzte, stellte sie den durch Erhards Ideen beeinflussten EU-Vertrag von Maastricht leichtfertig zur Disposition. Dabei hätten wir, wie das vorliegende Büchlein zeigt, heute eine Rückbesinnung auf Erhards Erfolgsmodell nötiger denn je. Denn Deutschland steht im internationalen Vergleich längst nicht so gut da, wie uns das unsere regierungsfreundlichen Massenmedien glauben machen wollen: Deutschland hat in Wirklichkeit die schlechteste Vermögensstruktur und die wackeligsten Staatsfinanzen aller Industrieländer. Durch einen weiteren Ausbau des durch Schulden finanzierten Versorgungsstaates, den Erhard strikt ablehnte, werden auch die durch Gefühlsduselei verschärften Probleme der ungesteuerten Masseneinwanderung von jungen Menschen fremder Kulturen nicht zu lösen sein, sondern nur durch eine Befreiung des Marktes durch die Beschränkung des Staates auf seine ordnungspolitischen Kernaufgaben. Wertvolle Anregungen dafür geben die Autoren des vorliegenden Büchleins. Leider wird es bei uns wohl erst wieder zu einer zugespitzten Notsituation kommen müssen, ehe Erhards Ansatz wieder attraktiv wird.
Edgar L. Gärtner

(zuerst veröffentlicht in: Eigentümlich frei Nr. 160, Februar 2016)