„Undichte Wasserhähne lassen das Meer überlaufen…“
So hätte die Schlagzeile einer Pressemeldung vom 13. Oktober 2010 lauten können, in der berichtet wird, US-Geophysiker hätten errechnet, das Abpumpen von Grundwasserreserven für die Trinkwassergewinnung und die Bewässerung von Feldern lasse den Meeresspiegel jährlich um 0,8 Millimeter ansteigen, da nur ein kleiner Teil des aus Grundwasserleitern entnommenen Wassers dorthin zurückfließe. Das entspreche einem Viertel des jährlichen Meeresspiegelanstiegs um 3,1 Millimeter, der überwiegend auf die globale Erwärmung zurückgehe. Dabei übernehmen die US-Forscher offenbar unhinterfragt die Projektionen des „Weltklimarates“ IPCC. Ob das gerechtfertigt ist, steht dahin, denn es stellte sich heraus, dass beim letzten im Jahre 2007 erschienenen IPCC-Bericht kein einziger Fachmann für die Meeresspiegel-Bestimmung beteiligt war. Das ist insofern bedenklich, als die Bestimmung von Änderungen des Meeresspiegels bis heute zu den größten Herausforderungen der Vermessungsingenieure zählt. Es genügt beileibe nicht, den Pegel irgendeines Seehafens zu beobachten, um qualifizierte Aussagen über die Entwicklung des Meeresspiegels treffen zu können.
Mir selbst ist das bewusst geworden, als ich vor gut zwei Jahren als Referent an einer Tagung über den Klimawandel in den Räumen der Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück teilnahm. Dort erklärten Deichbauingenieure dem versammelten Fachpublikum, dass die in manchen Nordseehäfen registrierten steigenden Pegelstände von ihnen selbst verursacht worden sind. Durch umfangreiche Eindeichungen nach der Sturmflut von 1962 seien Trichter geschaffen worden, die die Flut höher auflaufen ließen. Später erklärte mir ein befreundeter Vermessungstechniker, schon die Bestimmung des normalen Meeresniveaus sei für ihn und seine Kollegen eine harte Nuss, da es alleine in Europa mindestens drei unterschiedliche Angaben für Normal-Null gebe. Es ist zwar schon einige Jahre her, aber noch immer instruktiv, dass sich beim Bau einer Brücke zwischen Deutschland und der Schweiz und eines Alpentunnels zwischen Deutschland und Österreich die Brückenbauer bzw. Tunnelbohrer verfehlten, weil sich die einen auf das Normal-Null des Pegels von Amsterdam, die andern jedoch wie zu Zeiten der Donau-Monarchie auf den Pegel von Triest bezogen. Seither passen die Ingenieure bei ähnlichen Projekten besser auf.
Ohne die Zuhilfenahme von Satelliten wäre die weltweite Vermessung des Meeresspiegels ohnehin ein hoffnungsloses Unterfangen. Die Messinstrumente der künstlichen Erdtrabanten müssen allerdings richtig geeicht sein. Das ist leichter gesagt als getan, denn wir wissen inzwischen gerade aus Satellitenmessungen, dass die Meeresoberfläche nicht nur durch Stürme verformt wird, sondern auch durch Schwerkraft-Anomalien, die daher rühren, dass die Erde eher einer Kartoffel als einer Kugel ähnelt. So gibt es im Pazifik regelrechte Dellen in der Größenordnung von hundert Metern Tiefe, die allerdings mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind. Es ist auch durchaus möglich, dass der Meeresspiegel an einer Stelle des Globus steigt, während er an anderer Stelle gleichzeitig sinkt. Um alle diese Probleme berücksichtigen zu können, gab es bis 2004 bei der INQUA (International Union for Quarternary Research) eine spezielle Kommission über Meeresspiegelveränderung und Küstenentwicklung. Deren Vorsitzender war zwischen 1999 und 2003 der schwedische Geophysiker und Ozeanograph Nils-Axel Mörner. Es gibt bis heute kaum einen Wissenschaftler mit einer größeren Übersicht über die Entwicklung der Meereshöhe. Wohl deshalb hat die INQUA ihre Kommission im Jahre 2004 aufgelöst und sich von Mörner distanziert. Das Einschwenken auf die vom IPCC gewählte politische Argumentationslinie erschien der Geologen-Vereinigung offenbar wichtiger als die Pflege von Sachverstand. Seit Mörner im Jahre 2005 in den Ruhestand gegangen ist, wird er nicht müde, darauf hinzuweisen, dass der Meeresspiegel zwar ständig schwankt, aber seit 50 Jahren unterm Strich nicht angestiegen ist. „Würde der Meeresspiegel überall steigen“, erklärt Mörner, „dann müsste sich die Rotation der Erde verlangsamen. Doch das ist nicht der Fall. Eher beobachten wir das Gegenteil.“
Mörner hat übrigens im Laufe seines Berufslebens sechsmal mit seinem Expertenteam die Malediven untersucht, von denen der IPCC behauptet, sie seien vom Untergang bedroht. Anhand von Fotos eines am Strand stehenden Baumes konnte er zeigen, dass dort der Meeresspiegel nicht gestiegen, sondern gefallen ist. Um den Beweis für ihre Lügen zu beseitigen, haben „Klimaschützer“ den Baum daraufhin umgeworfen.
Es kann jedenfalls als sicher gelten, dass das Abpumpen von Grundwasservorräten keine messbaren Auswirkungen auf den Meeresspiegel hätte. Aber vielleicht wollten die US-Forscher mit ihrer Warnung nur auf die Gefahr der Erschöpfung von Grundwasservorräten aufmerksam machen. Diese Gefahr ist auf regionaler Ebene durchaus real. In Ländern, in denen vorwiegend Fluss- oder Gletscherwasser für die Bewässerung und die Aufbereitung von Trinkwasser genutzt wird (wie etwa in unserem Nachbarland Frankreich), steht die Wasserversorgung im Prinzip auf solideren Füßen wie etwa in dem an sich außerordentlich wasserreichen Deutschland, wo aus historischen Gründen Trinkwasser überwiegend aus dem Grundwasser gewonnen wird. Einige der hier angezapften Grundwasservorräte stammen noch aus der letzten Eiszeit und erneuern sich außerordentlich langsam. Obwohl als „erneuerbare“ Ressource eingestuft, sind solche Vorräte, ähnlich wie die Grundwasservorkommen unter den Oasen der Sahara, durchaus erschöpfbar und sollten nur vorsichtig genutzt werden. Aber muss man erst den Klimawandel und einen hypothetischen Untergang bewohnter Inseln bemühen, um darauf hinzuweisen?
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