Wenn der Staat mithilfe von Krediten der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder direkten Zuschüssen für Bausparverträge den Bau oder die Sanierung von Eigenheimen fördert, handelt er keineswegs uneigennützig. Das in diesem Zusammenhang unverdächtige Eduard-Pestel-Institut in Hannover hat berechnet, dass von jedem in den Hausbau investierten Euro 51 Cent in Form von Steuern und Sozialabgaben in den Kassen des Staates und staatlicher Versicherungen landen. Nach den Berechnungen, die Matthias Günther und sein Team am Pestel-Institut anstellten, gehen von den Kosten eines neu gebauten Einfamilienhauses in Höhe von angenommenen 200.000 Euro fast 47.000 Euro in Form der Mehrwertsteuer und der von den Handwerkern bezahlten Lohnsteueuern plus Soli-Zuschlag direkt an den Staat. Darüber hinaus zahlen die Bauunterehmen und die bei ihnen Beschäftigten 55.500 Euro in die Kranken-, Renten-, Arbeitslosen-, Unfall- und Pflegeversicherungen.
Ähnlich ist es bei Aufwendungen für die so genannte energetische Sanierung von Altbauten. Von den angenommenen Investitionen von 50.000 Euro je Einfamilienhaus kassiert der Staat direkt 12.000 Euro in Form von Mehrwertsteuer, Lohnsteuer und Soli. Hinzu kommen noch etwa 15.000 Euro Sozialabgaben. Dem gegenüber stehen maximal 6.000 Euro, mit denen der Staat über KfW-Programme und/oder Steuerabschreibungen fördert. „Unterm Strich bleibt immer ein dickes Plus für Vater Staat, wenn private Bauherren oder Immobiliengesellschaften in den Wohnungsbau investieren“, resümiert Matthias Günther.
Auftraggeber der Studie des Pestel-Instituts ist die Initiative „Impulse für den Wohnungsbau“, die von der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), dem Deutschen Mieterbund (DMB), dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) und der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) getragen wird. Auch diese Verbände verfolgen keineswegs uneigennützige Ziele. Sie kämpfen aktuell vor allem für eine höhere steuerliche Förderung der so genannten energetischen Gebäudesanierung. Diese soll nach einer gerade veröffentlichten Studie des Ölkonzerns Shell in den kommenden 20 Jahren bis zu 750 Milliarden Euro verschlingen. Da der größte Teil der davon in die Staatskassen fließen würde, dient das gesundheitlich und brandschutztechnisch bedenkliche Verkleben der Häuser mit Styropor letzten Endes der Sanierung des chronisch defizitären Staatshaushaltes.