Das Kuschelhormon soll den Widerstand brechen
Edgar L. Gärtner
Kalottenmodell des Ocitocin (Bildquelle: shutterstock)
Gerade hat eine von der konservativen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ beim Institut Insa in Auftrag gegebene repräsentative Befragung von 2.036 wahlberechtigten Deutschen herausgefunden, dass die unregulierte Zuwanderung kulturfremder Menschen bei der bevorstehenden Wahl zum Deutschen Bundestag den Ausschlag geben könnte. Danach gaben 51 Prozent der Befragten an, die Asylpolitik spiele bei ihrer Wahlentscheidung eine wichtige Rolle. 54 Prozent befürworteten die Wiedereinführung dauerhafter Grenzkontrollen. 83 Prozent forderten die Abschiebung straffällig gewordener Migranten. 54 Prozent forderten, die vor der libyschen Küste geretteten Migranten nach Libyen zurückzubringen. 68 Prozent forderten, den Hilfsorganisationen, die mit kriminellen Schleusern zusammenarbeiten, die Gemeinnützigkeit abzuerkennen.
Diese Zahlen zeigen, dass der Selbstbehauptungs-Wille vieler Deutscher den hysterischen Taumel der „Willkommenskultur“ im Herbst 2015 überlebt hat. Nach einer kurzen Phase gutmenschlicher Helfer-Euphorie wächst bei den Einheimischen der Widerstand. Immer mehr Menschen wehren sich dagegen, von den Strategen des soziotechnischen Experiments einer „Umvolkung“ Deutschlands und Europas, begründet mit einer angeblichen demografischen Lücke und dem Dogma von der Gleichwertigkeit aller Kulturen, lediglich als Strichmännchen ohne kulturelle Identität behandelt zu werden. Das stellt jedoch jene „Eliten“, die sich in den Kopf gesetzt haben, Europa mit jungen, unqualifizierten männlichen Muslimen zu fluten, vor ein ernstes Problem: Wie bringt man die Einheimischen dazu, den Invasoren um den Hals zu fallen? Hier bieten nun Psychologen im Rahmen der staatlich geförderten „Transformationsforschung“ ihren Rat an.
Kürzlich veröffentlichte eine Gruppe von Psychologinnen und Psychologen unter Leitung des Psychiaters Prof. Dr. Dr. René Hurlemann (Direktor der Abteilung Klinische Psychologie des Universitätsklinikums Bonn) in den Proceedings oft the National Academy of Sciences (PNAS) einen Artikel mit dem verheißungsvollen Titel „Oxytocin-enforced norm compliance reduces xenophobic outgroup rejection“. Bei der dort vorgestellten Studie handelt es sich um ein Placebo-kontrolliertes Doppelt-Blind-Experiment, das dem in der experimentellen Psychologie erreichten Standard entspricht. Die insgesamt 183 deutsche Studierenden, die als Probanden an dem Computer-Experiment teilnahmen, erhielten je 50 Euro Startguthaben. Davon konnten sie Teile an 50 (virtuelle) hilfsbedürftige Menschen (je 25 Migranten und Einheimische) spenden, den Rest konnten sie für sich behalten.
Im ersten Durchgang erhielten die Migranten etwa 20 Prozent mehr Spenden als die Einheimischen. Vor dem zweiten Durchgang erkundeten die Psychologen mithilfe eines Fragebogens erst einmal die grundsätzliche Einstellung der Testpersonen gegenüber „Flüchtlingen“. Danach erhielt die eine Hälfte der Versuchsteilnehmer über ein Nasenspray das „Kuschelhormon“ Oxytocin, während die andere Hälfte lediglich ein Placebo erhielt. Unter dem Einfluss des Hormons verdoppelte sich bei den gegenüber Migranten positiv Eingestellten (d.h. bei den „Gutmenschen“) das Spendenaufkommen, und zwar für beide Gruppen von Bedürftigen. Bei den gegenüber Migranten skeptisch bis ablehnend Eingestellten (d.h. den „Rechtspopulisten“ oder „Nazis“) zeigte hingegen Oxytocin keinerlei Wirkung. „Offensichtlich verstärkt Oxytocin die Großzügigkeit gegenüber Bedürftigen, fehlt diese altruistische Grundhaltung, vermag die Gabe des Hormons sie nicht von allein zu erzeugen“, schließt Prof. Hurlemann daraus. Aus der Hirnforschung weiß man übrigens schon seit einiger Zeit, dass soziale und religiöse Normen stärker wirken können als Hormone.
Deshalb versuchten die Psychologen in einem dritten Versuchsdurchgang die Probanden unter moralischen Druck zu setzen, indem sie ihnen zu jedem Fallbeispiel das durchschnittliche Spendenergebnis ihrer Vorgänger präsentierten. Wieder verabreichten sie jeweils der Hälfte der Versuchspersonen Oxytocin oder ein Placebo. Auf einmal spendeten auch Personen mit einer ablehnenden Grundeinstellung gegenüber Migranten bis zu 74 Prozent mehr als in der vorangegangenen Runde. Die Spenden für Einheimische hingegen nahmen nicht zu. Alles in allem führte die Verabreichung von Oxytocin in Verbindung mit sozialem Druck zur Steigerung des Spendenaufkommens der „Fremdenfeindlichen“ auf bis zur Hälfte der von „Altruisten“ gespendeten Summe. Eine noch bessere Wirkung verspricht sich Prof. Hurlemann von einer Verbindung der Hormon-Gabe mit der Organisation gemeinsamer Aktivitäten von Migranten und Skeptikern. Denn bei gemeinsamen Erlebnissen steige der Oxytocin-Spiegel im Blut ohnehin. Sollte man deshalb nicht den Pfeffer in Selbstverteidigungs-Spraydosen nicht heimlich durch Oxytocin ersetzen?
Rein technisch scheint diese experimentelle Studie, wie gesagt, methodisch einwandfrei. Das gilt aber durchaus nicht für ihre politische und ethische Begründung. Der Studienansatz offenbart zumindest ein mechanistisches Verständnis der mit der Massenzuwanderung kulturfremder junger Männer verbundenen Konflikte. Zeugen die Einwände der Skeptiker wirklich von einer krankhaften Xenophobie, die man mit psychologischen Tricks und einer hormonellen Nachhilfe wenigstens symptomatisch kurieren könnte? Oder handelt es sich dabei nicht vielmehr um einen Ausdruck gesunden Selbstbewusstseins? Die Autorinnen und Autoren der Studie stellen sich diese Frage gar nicht erst, sondern schließen sich blind der leider bereits zur Gewohnheit gewordenen politisch-korrekten Sprachregelung (Neusprech) an. Noch bedenklicher ist die Tatsache, dass sie ohne Skrupel für die Einschränkung der Willens- und Gewissensfreiheit der Staatsbürger plädieren, die bei uns (noch) im Grundgesetz verankert ist. Allein die Tatsache, dass mit Steuergeldern alimentierte Wissenschaftler im heutigen Deutschland ein solches Forschungsthema wählen, sollte deshalb schon Alarm auslösen.
(Zuerst veröffentlicht am 29. August 2017 in: ef-Megazin.de