Warum ich die „Gemeinsame Erklärung 2018“ unterschrieben habe

Von Edgar L. Gärtner
pressefreiheit brd flüchtlingskriseIch gehöre sicher nicht zu den „Promis“, weil ich es, meinem Charakter entsprechend, vorziehe, im Hintergrund zu arbeiten. Deshalb gehöre ich auch nicht zu den Erst-Unterzeichnern der von Vera Lengsfeld initiierten und vom Dresdner Romancier Uwe Tellkamp auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse lancierten „Gemeinsame Erklärung 2018“ von Autoren. Ich habe mich dann aber ohne langes Nachdenken in die stündlich wachsende Zahl von Mitunterzeichnern eingereiht, sobald ich die nur aus zwei Sätzen bestehende Erklärung zu Gesicht bekam. Selbstverständlich ging es dabei auch um die Frage, ob ich mich da in guter Gesellschaft befinde.
Mir ist bekannt, dass andere Autoren sich die Sache nicht so leicht gemacht und ihre Unterschrift nach längerem Nachdenken verweigert haben. Ich kann diese Kolleginnen und Kollegen durchaus verstehen. Während nämlich der erste Satz der Erklärung meines Erachtens lediglich Tatsachen feststellt, beinhaltet der zweite Satz eine politische Unterstützung jener, die auf die Straße gehen, um für die Wiederherstellung der rechtsstaatlichen Ordnung demonstrieren, was immer auch darunter zu verstehen sein mag. Im Vordergrund stand da wohl der „Frauenmarsch“ auf das Berliner Kanzleramt am 17. Februar 2018, worauf die Erklärung in Form eines Fotos selbst Bezug nimmt, wahrscheinlich aber auch die Demonstrationen im südpfälzischen Kandel nach der Ermordung einer 15-jährigen Schülerin durch einen jungen Afghanen oder auch die wiederholten Demonstrationen in Hamburg und im sorbischen Cottbus nach blutigen Übergriffen junger Asylbewerber auf Einheimische. Doch hier kommt die Befürchtung auf, die zurzeit friedlichen Demonstrationen könnten von Rechtsradikalen nach dem Vorbild der Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen im Jahre 1992 missbraucht werden, um zu fremdenfeindlichen Ausschreitungen anzustacheln.
Ich habe selbst an keiner der genannten Demonstrationen teilgenommen. Dabei gehöre ich nicht zu jenen Konservativen, die politische Kundgebungen auf der Straße für unter ihrer Würde finden. Zum einen bekenne ich mich zu meiner Vergangenheit als „68er“, der gegen Ende der 1960er Jahre an etlichen Demonstrationen gegen die Notstandsgesetze, den Vietnam-Krieg o.ä. teilgenommen hat. Zum anderen bin ich auch in den letzten Jahren wiederholt auf die Straße gegangen: Zum Beispiel gegen die Aufstellung von Windrädern in einer alten Heimat, gegen die Bargeld-Abschaffung oder gegen eine saftige Erhöhung der Grundsteuer B an meinem neuen Wohnort. Zur Demonstration in Kandel am 3. März wäre ich gerne gefahren, war aber durch einen wichtigen Termin, eine Aufsichtsratssitzung verhindert. Es ging mir dabei nicht um die Verteidigung unseres Sozialstaates gegen den Ansturm neuer „Kunden“, sondern um die Sicherheit unserer Frauen und Kinder durch den Schutz unserer Grenzen vor rohen Eindringlingen.

Vielleicht ist meine Hoffnung, mit solchen Demonstrationen etwas für die Wiedereinführung rechtstaatlicher Verhältnisse an den deutschen Grenzen tun zu können, illusorisch. Manche Libertäre halten das vermutlich sogar für eine Unterstützung der bei uns vorherrschenden Ideologie des Etatismus. Es geht mir aber weniger um das Vertrauen in unsere bundesstaatlichen Institutionen. Dieses Vertrauen war bei mir schon vor 50 Jahren (1968) kaum ausgeprägt und ist seither nicht größer geworden. Es wäre vielleicht größer, wenn der deutsche Staat beziehungsweise seine Bürokratie nicht fünfzig, sondern höchstens zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für sich beanspruchen würde. Ich fühle mich im noch immer wachsenden Kreis der Mitunterzeichner der von Vera Lengsfeld initiierten Erklärung auch deshalb wohl, weil es sich bei ihnen, abgesehen von einigen Pensionären, fast durchweg um hoch qualifizierte „Leistungsträger“ handelt, die es mit ihrem Fleiß erst möglich machten, dass sich nun Angehörige unserer politischen Machtelite mit moralischen Appellen und großzügigen Angeboten der Wohltätigkeit gegenseitig zu übertreffen versuchen.
Als Biologe muss ich davon ausgehen, dass die menschliche Intelligenz und die zivilisatorischen Errungenschaften auf unserer Erde nun einmal sehr ungleich verteilt sind. Wir können die Welt nicht dadurch besser machen, dass wir die Hürden zwischen verschiedenen Ethnien und Kulturen einfach einebnen. Wer im Einklang mit den Erkenntnissen der Anthropologie davon ausgeht, dass die Menschen als Mängelwesen nicht von Natur aus gut sein können, der kann nicht Millionen von wenig qualifizierten Männern im wehrfähigen Alter ohne Prüfung ihrer Identität an den Grenzübergängen durchwinken. Zumal die meisten dieser jungen Männer einem Rechtssystem, der islamischen Sharia anhängen, das Körperstrafen und die Sklaverei als am weitesten verbreitete Formen des Kannibalismus fordert oder zulässt. Wer dennoch in Form eines gesellschaftlichen Groß-Experiments Christen mit Kannibalen mischt, riskiert einen gesellschaftlichen Rückschritt von mehr als 1.000 Jahren.

(Veröffentlicht am 4. April 2018 in: The European.)