Karl Marx, die 68er und ich

Nachlese zum 200. Geburtstag des Begründers des Kommunismus

Edgar L. Gärtner
Artikelbild

(Bildquelle:  shutterstock)

Rund um seinen 200. Geburtstag am 5. Mai war Karl Marx bei uns auf allen Kanälen präsent. Deshalb bin ich nun versucht, einiges über meine Begegnungen mit Marx auszuplaudern. Denn dieser und seine Lehre vom „wissenschaftlichen Sozialismus“ waren von meiner Jugend bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts meine ständigen virtuellen Begleiter. Zwar genoss ich im Fuldaer Land und im Bischöflichen Knaben-Konvikt zu Fulda eine streng katholische Erziehung, geriet aber nach dem Abschluss des 2. Vatikanischen Konzils auf Abwege, das heißt ich suchte die Freiheit dort, wo ich sie nicht finden konnte. Denn auf einmal schien uns Vieles erlaubt, was zuvor für Katholiken undenkbar war. Das hatte sicher auch mit der Pubertät zu tun. Ich verließ das katholische Internat 1967 und engagierte mich in den Bewegungen gegen den Vietnamkrieg und die Notstandsgesetze. An Hausbesetzungen habe ich hingegen niemals teilgenommen.
Ich gehöre wohl zu den wenigen der 68er Generation, die die drei Bände seines unvollendeten Hauptwerks „Das Kapital“ einschließlich der Ergänzungsbände bis zur letzten Seite durchgearbeitet haben. Davon zeugen viele Striche und Anmerkungen in den blauen Bänden, die ich ins Tiefgeschoss unseres Wohnhauses ausgelagert habe. Diese nicht immer leichte Lektüre hat mich wahrscheinlich davor bewahrt, zum Terroristen zu werden. Wobei man wissen muss, dass ich in den Jahren 1969 und 1970 in Frankfurt mit dem 1976 auf dem Flughafen von Entebbe (Uganda) von einem israelischen Kommando erschossenen linken Gewalttäter Wilfried Böse (Boni) und dessen Braut Brigitte Kuhlmann (Maus) unter einem Dach wohnte. Ich sah auch die Terroristen Hans-Joachim Klein (Klein Klein) und Johannes Weinrich beinahe jeden Tag. Leicht hätte es sein können, dass die mich, jung und naiv wie ich war, in ein terroristisches Abenteuer hineingezogen hätten. Aber die „Kapital“-Lektüre (zunächst unter Anleitung des wenig später bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommenen alkoholabhängigen SDS-Ideologen und Heintje-Fans Hans Jürgen Krahl) hat mich gegen linken Radikalismus immunisiert. In der „Krahl-Schulung“ (so nannte sich das) beschäftigten wir uns fast ausschließlich mit dem 1. Band des „Kapital“. Erst sehr viel später erfuhr ich, dass Marx in Wirklichkeit mit den unvollendeten Bänden 3 und 2 begonnen und diese liegengelassen hatte, weil er wegen seiner objektivistischen, von Adam Smith und David Ricardo übernommenen Arbeitswertlehre und der damit zusammenhängenden unüberwindbaren Widersprüche in seiner Ausbeutungs- und Verelendungs-Theorie nicht mehr weiterkam. Er ließ seinen Freund und Mäzen Friedrich Engels 15 Jahre lang im Glauben, er mache weiterhin Fortschritte bei der Ausarbeitung seiner Gedanken, um weiterhin das ihm von Engels gezahlte Gehalt einstreichen zu können.
Die Studentenbewegung hat sich schon in den 1970er Jahren viergeteilt: Eine belesene streng marxistische Minderheit, zu der ich gehörte, schloss sich dem Marxistischen Studentenbund Spartakus (MSB) an oder trieb sich auf andere Weise im DKP-Umfeld herum. Auf Marx beriefen sich aber auch jene, die statt des von der DDR beeinflussten, wenn nicht gesteuerten DKP-Umfeldes die Mitgliedschaft in diversen rigide organisierten maoistischen Gruppen oder Mini-Parteien bevorzugten. Ein großer Teil der Übrigen ging in der der Sponti-Szene auf, aus der sich auch terroristische Grüppchen rekrutierten. Ein nicht unbedeutender Teil versackte schließlich in der Drogen-Szene…
Ich selbst ging um die Mitte der 1970er Jahre nach Marseille, um dort ein Aufbaustudium der Mittelmeer-Ökologie zu absolvieren. Ich schloss mich dort der Kommunistischen Partei Frankreichs (KPF) an, arbeitete aber weiterhin eng mit dem in Frankfurt ansässigen Institut für Marxistische Studien und Forschungen (IMSF) zusammen. Schon 1973 hatte ich dort als Student eine Studie über die Chemieindustrie und die „Ölkrise“ erarbeitet. Im Jahre 1979 veröffentlichte ich mithilfe des IMSF mein Buch „Arbeiterklasse und Ökologie“, eine der ersten marxistisch inspirierten Abhandlungen über die Ökologie, die auch auf Russisch erschien. Ich hatte inzwischen mein Ökologie-Studium mit einem französischen Diplom abgeschlossen. Als ich „Arbeiterklasse und Ökologie“ schrieb, fielen mir bereits einige Widersprüche und Unzulänglichkeiten in Marx‘ Werk auf. Ich hatte darob hitzige Diskussionen mit einigen französischen Kameraden, die übrigens fast alle dem „Eurokommunismus“ zugetan waren. Doch die lieben Genossen vom IMSF strichen die kritischen Bemerkungen aus meinem Manuskript.
In den 1980er Jahren versuchte ich mich als freier Mitarbeiter des französischen Magazins „Science & Vie“ sowie der deutschen Magazine „Bild der Wissenschaft“ und „natur“ als Wissenschaftsjournalist (was übrigens meinem beim Abitur angegebenen Berufswunsch entsprach) und schrieb ein Buch übr das so genannte Waldsterben. Daneben arbeitete ich, betreut von einem linken Professor in Münster/Westfalen an einer wissenschaftssoziologischen Dissertation zum Thema „ökologische Revolution“. Als ich diese Arbeit anging, fühlte ich mich noch als Marxist. Als mein Manuskript bis auf das Schluss-Kapitel und die Bibliografie fertig war, konnte ich mich nicht mehr zu Marx‘ Lehre bekennen und beschloss, die Dissertation nicht einzureichen. Der Ordner mit dem Manuskript steht nun, nicht weit von den bekannten blauen Bänden, bei mir im Tiefgeschoss. Mögen sich die Verwalter meines bescheidenen Nachlasses darum kümmern!
Im März 1983 (da hatte ich der KPF schon längst wieder den Rücken gekehrt und bin auch danach nie mehr einer Partei beigetreten) organisierte das IMSF anlässlich des 100. Todestages von Karl Marx in Trier eine große internationale Konferenz, bei der ich als Dolmetscher eingesetzt wurde. Von Trier aus unternahm ein Teil der Kongressteilnehmer eine Studienreise nach London, um die Wohn- und Wirkungsstätten sowie das Grab von Karl Marx zu besichtigen. An Marx‘ 100. Todestag, am 14. März 1983 stand ich mit dem betagten Rechtsanwalt Robert-Jean Longuet, dem letzten noch lebenden Urenkel von Karl Marx, an dessen Grab auf dem Highgate-Friedhof. Ich musste Longuets Ansprache übersetzen. Er stand zu meiner Linken. Rechts von mir stand Lili Flechtheim, die Ehefrau des bekannten Zukunftsforschers Ossip K. Flechtheim. Wir waren umgeben von einem großen Aufgebot vor allem amerikanischer TV-Kameraleute, die sich offenbar den Auftritt eines leibhaftigen Nachkommen von Marx nicht hatten entgehen lassen wollen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dort auch deutsche TV-Leute gesehen zu haben. Es gab 1983 bei uns eben keinen Marx-Rummel, der auch nur halbwegs mit dem vergleichbar gewesen wäre, was wir in diesem Jahr erlebt haben. Das besagt sicher einiges über die Entwicklung des Zeitgeistes.
Als Mitarbeiter des IMSF bekam ich hin und wieder Gelegenheit, in die DDR zu fahren und dort nicht nur touristische Ziele, sondern auch Forschungsinstitute und Produktionsbetriebe zu besuchen. Ich war deshalb relativ gut informiert über die Widersprüche und Schwierigkeiten des „realen“ Sozialismus und wusste schon längere Zeit vor dem 9. November 1989, dass die DDR am Ende war. Auf einer Studienreise ins „Silikon-Valley der DDR“, d.h. nach Dresden und Umgebung hatte man uns diskret über das Schicksal des ersten in der DDR entwickelten Mikro-Chips informiert. Der im Politbüro für die Wirtschaft zuständige Günter Mittag und seine Genossen hatten die letzten verfügbaren Milliarden (einschließlich eines durch Franz Josef Strauß vermittelten Milliardenkredits aufgrund gefälschter Wirtschaftsdaten) zusammengekratzt, um im Kombinat VEB Robotron, Dresden, einen eigenen Chip zu entwickeln. Sie spekulierten darauf, diesen hauptsächlich den Russen zu verkaufen, weil die auf dem Weltmarkt wegen des COCOM-Boykotts nicht an Chips von Intel und anderen führenden Chip-Herstellern kamen. Doch nach dem Machtantritt von Michail Gorbatschow konnten die Russen auf einmal direkt bei Intel einkaufen. Robotron blieb auf seinem teuer entwickelten Chip sitzen. Ohnehin lag dessen Leistungsfähigkeit um Generationen hinter den neuesten Intel-Chips. Mittag hat übrigens in einem Interview mit dem SPIEGEL (37/1991) selbst zugegeben, dass er die DDR-Wirtschaft spätestens 1987 unwiderruflich verloren glaubte.
Ich kann mich noch gut an eine Dampferfahrt auf der Elbe erinnern, zu der uns die SED-Bezirksleitung eingeladen hatte. Da kamen wir an der Papierfabrik Pirna vorbei, die als einer der größten, wenn nicht der größte Umweltverschmutzer der DDR galt. Ich stieg auf das Dach des Schiffes, um Fotos von Abwassereinleitung zu machen, die ohne jegliche Scham an der Wasseroberfläche erfolgte. Die Genossen machten zwar etwas verdutzte Gesichter, hinderten mich aber nicht an meinem Vorhaben. Wir konnten auch das Edelstahlwerk Freital besichtigen, wo nach einer vom bekannten Erfinder Manfred von Ardenne entwickelten Methode höchstreiner Edelstahl mithilfe eines Elektronenstrahls erzeugt wurde. Die SED-Leute waren nicht wenig stolz auf dieses Werk, das auch Kunden im Westen bediente. Wir wunderten uns über die große Zahl von Vietnamesen, die dort arbeiteten. Man erklärte uns, in der DDR herrsche Arbeitskräftemangel und das sei eine Gegenleistung für die von der DDR geleistete solidarische Unterstützung des Kampfes des Vietcong. Ich habe nach der „Wende“ einige dieser Vietnamesen hinter der tschechischen Grenze wiedergesehen. Sie boten dort geschmuggelte Zigaretten und gefälschte Designer-Klamotten an.
Im Rückblick kann ich sagen: Ich war zwar lange vor dem Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft von allen Illusionen in Sachen Planwirtschaft kuriert, aber ich bekannte mich noch immer zum Materialismus, wenn auch mehr und mehr zu dessen liberaler statt sozialistischer Spielart. Um den Materialismus als solchen in Frage zu stellen, musste ich mich mehr mit Menschenbildern als mit Ökologie beschäftigen. Wie bei den meisten Biologen war mein Menschenbild bis dahin mehr oder weniger stark vom Darwinismus geprägt, wobei mir immerhin nach und nach klar wurde, dass der Liberalismus besser den Annahmen der Evolutionstheorie entsprach als der Marxismus. Jobs im grünen Umfeld hatten mir in Form von mehr oder weniger traumatischen Erlebnissen vor Augen geführt, dass Grüne und Pazifisten keinesfalls die besseren Menschen sind. Das erinnerte mich an meine katholische Jugend, als uns bis zum Abschluss des 2. Vatikanischen Konzils ein eher pessimistisches, auf die göttliche Gnade angewiesenes Menschenbild nahegelegt wurde. Mir fiel auch wieder ein, dass ich mich beim Staatsexamen an der Frankfurter Goethe-Universität im Nebenfach Philosophie über die anthropologischen Theorien von Arnold Gehlen und Adolf Portmann hatte prüfen lassen. Also musste ich mich eingehend mit der Auffassung, der Mensch sei ein Mängelwesen, beschäftigt und das später wieder verdrängt haben. (Mein Weg vom liberalen Evolutionismus zum Katholizismus lässt sich gut nachverfolgen, wenn man die Fassungen von 2007 und 2012 meines Buches „Öko-Nihilismus“ vergleicht.)
Ich störte mich schon in meiner marxistischen Zeit daran, mit welcher Selbstverständlichkeit linke Gruppen und Parteien bzw. deren Führer andere Menschen für politische Zwecke zu täuschen, manipulieren und instrumentalisieren versuchten. Daraus schloss ich, dass die Menschenwürde nicht politisch zur Disposition stehen darf. So fand ich Schritt um Schritt zurück zur christlichen Auffassung, wonach die Menschenwürde auf der Erschaffung des Menschen nach Gottes Ebenbild beruht. Das bedeutet aber gerade nicht, dass die Menschen als Einzelne oder mithilfe des Staates versuchen sollten, selbst Gott zu spielen, indem sie diktatorische Regimes mit Planwirtschaft errichten. Solche Systeme könnten nur funktionieren, wenn sie von einem Allwissenden beherrscht werden. Doch selbst die intelligentesten Menschen überblicken nur einen winzigen Ausschnitt der in der sichtbaren Welt verfügbaren Informationen und bewegen sich bestenfalls in einem Dämmerlicht. Ich las Bücher von Friedrich August von Hayek und Milton Friedman und lernte dort, dass nicht irgendwelche Wissenschaften oder gar eine „wissenschaftliche Weltanschauung“ uns die für das Leben wichtigsten Informationen liefern, sondern der Markt als Entdeckungsverfahren. Allerdings wurde mir im Laufe der Zeit auch klar, dass das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage nur dann zu vernünftigen Ergebnissen gelangt, wenn eine gewisse Zahl von festen Regeln (Verbote und Gebote) eingehalten wird.
Als im besten Sinne „nachhaltig“ hat sich meines Erachtens der seit etwa 3.500 Jahren überlieferte Dekalog (die „Zehn Gebote“) erwiesen. Wie diese übersichtliche und für Juden, Katholiken, Orthodoxe, Evangelikale und Lutheraner im Wesentlichen identische Liste nicht relativierbarer Anweisungen für das Leben jedes Einzelnen zustande gekommen ist, wissen wir nicht. Man muss die biblische Erzählung von ihrer Verkündigung am Berg Sinai nicht wörtlich nehmen. Ich gehe aber heute davon aus, dass die Menschen nicht alleine durch das Lernen aus Versuch und Irrtum darauf hätten kommen können. Denn die Entwicklung der Menschheit vollzog sich bis dahin ausschließlich im Rahmen verfeindeter Stämme und diktatorisch regierter Großreiche, in denen ganz andere Regeln galten. Insbesondere das Gebot, nur einen einzigen Gott anzuerkennen, und die absoluten Verbote von Mord, Diebstahl, Ehebruch und Lüge hatten keine Vorläufer. Danach macht der Mensch sich selbst bei der Tötung von Feinden, die ihm nach dem Leben trachten, oder bei lebensrettenden Notlügen schuldig. Niemand kann deshalb unschuldig bleiben. Alle müssen Gott demütig um Gnade anflehen. Von daher wurde mir klar, warum die römische Kirche so vehement Häretiker bekämpfte, die im Gewande der Gnosis, des Manichäismus oder des Millenarismus die Illusion verbreiteten, die Menschen könnten sich selbst erlösen. Zu diesen romantischen Selbsterlösungs-Phantasien gehört eindeutig auch der Marxismus, weil er nahelegt, die von Natur aus guten Menschen könnten sich mithilfe der planmäßigen Gestaltung ihrer Lebensumstände selbst schaffen, also Gott werden.
„…die Wahrheit wird Euch frei machen“, sagt Jesus nach dem Johannes-Evangelium (8,32). Frei macht uns das Befolgen der in einer Inschrift am Apollo-Tempel von Delphi verewigten Aufforderung „Erkenne Dich selbst!“ (νῶθι σεαυτόν, gnṓthi seautón). Dazu gehört heute die Einsicht, dass der Mensch, im Unterschied zu den im Normalbetrieb fast perfekt funktionierenden und an ihre ökologische Nische angepassten Tieren, als zwar mit einer unsterblichen Seele ausgestattetes, aber instinktarmes Wesen der geistigen Anleitung und Unterstützung von außen bedarf. Selbst wenn Gott nicht existierte, wäre es wohl besser, sich an einen virtuellen Allmächtigen zu wenden, als Sterblichen zu vertrauen, die vorgeben zu wissen, wo es lang geht. Wir können uns, wie gesagt, nur im Dämmerlicht vorwärts tasten. Aber wo ist überhaupt vorne? Ich fand die Antwort auf diese Frage in der Bibel. Wichtige Anregungen für die intensive Beschäftigung mit der frohen Botschaft Jesu Christi fand ich in den Büchern von Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., die ich aus philosophischem Interesse schon zu lesen begonnen hatte, als ich mich noch zum Materialismus bekannte. Unter dem jetzigen Papst Franziskus ist Karl Marx leider auch in der katholischen Kirche zum Star geworden. Statt in den Schoß der Kirche zurückzukehren hätte Franziskus mir wohl her nahegelegt, zu bleiben, wo ich war.
Ich gehe heute davon aus, dass nicht der Zufall, sondern der Dekalog und die „Erfindung“ des Fegefeuers im Mittelalter das Aufkommen des Kapitalismus in Europa ermöglicht haben. Denn er ist die einzige Form des Wirtschaftens, in der alle 10 Gebote (einschließlich des 7. Gebots „Du sollst nicht stehlen“) respektiert werden können. Wenn der Kapitalismus sich heute in einer Krise befindet, dann wohl vor allem deshalb, weil verschiedene dieser Gebote infolge (sozial-)politischer Eingriffe in die Wirtschaft und der Kungelei von Großkonzernen und Kirchenführern mit dem Staat ständig übertreten werden, indem erfundene Menschenrechte wie das Recht auf „Ehe für alle“, das Recht auf grenzenlose Einwanderung oder das Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen gegen die 10 Gebote ausgespielt werden. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass der Kapitalismus ohne die ihm in der Demokratie aufgezwungenen Verfälschungen perfekt wäre. Der Kapitalismus funktioniert zwar besser als jede Form von Sozialismus oder Kommunismus, aber so richtig funktioniert auch er nie. Als Mängelwesen, in deren Hirn durchaus nicht alles zusammenpasst, müssen wir lernen, damit zu leben. Beten ist besser als Klassenkampf. Deshalb hat mir so gefallen, was Martin Mosebach in seinem Buch „Die 21“ über die Kopten schreibt: Sie beziehen ihre Häuser mit Absicht in unfertigem Zustand, weil ihnen jegliche Perfektion als Blasphemie erscheint.