Frank Jordan: Das Attentat. Kein Fall für Carl Brun. Lichtschlag Medien und Werbung, € 23,90
Von einem Thriller (die Franzosen sagen treffender Polar), der in der Welt der Geheimdienste und Milliarden schwerer Oligarchen spielt, erwartet wohl niemand ein Happy End. In der Tat endet auch Monika Hausammanns (alias Frank Jordans) neuer Roman „Das Attentat“ ziemlich traurig, wenn auch für die Seite der Guten nicht tödlich. Der fast 550 Seiten dicke Wälzer beginnt mit dem Absturz der Privatmaschine des russischen Finanziers Laritski über den Schweizer Alpen. Im Laufe reichlich kompliziert verwobener Handlungsstränge wird nach und nach deutlich, dass nicht eine Panne, sondern ein gezieltes Attentat Ursache des Absturzes war. Laritzki und seine Frau, die russische Familienministerin, überleben den Absturz schwer verletzt. Das gilt auch für einen dritten Passagier, der sich offiziell gar nicht in der Maschine befand. Das prominente Ehepaar wird in einer Schweizer Klinik, von der Außenwelt hermetisch abgeschirmt, ausschließlich von russischen Ärzten und Pflegern betreut und dann ohne weitere Überprüfung aufgrund eines Kuhhandels zwischen der Schweizer Außenministerin und der EU-Kommissarin für Inneres und Migration nach Moskau ausgeflogen. Doch da bekannt wurde, dass die Privatmaschine neben zwei Besatzungsmitgliedern, dem Ehepaar Laritski und einem unbekannten dritten Passagier auch noch eine halbe Milliarde Euro in bar transportierte, schickt einer der Chefs der Schweizer Abwehr auf eigene Faust ein gut eingespieltes Team von Top-Agenten nach Moskau, um die Hintergründe des eigenartigen Vorgangs auszuspionieren. Wie es dann weitergeht, möchte ich hier nicht verraten.
Für wichtig halte ich aber den Hinweis, dass sich im Endeffekt alles direkt oder indirekt um den politisch umstrittenen Rahmenvertrag zwischen der EU und der Schweiz dreht. Indem Monika Hausammann sehr plastisch und stilistisch gekonnt die fiesen Manöver (einschließlich Erpressung mit der Massenproduktion tödlicher Viren) schildert, mit deren Hilfe die EU-Kommission die etwas naiven Politiker der Schweiz weichzuklopfen versucht, zeigt sie sich als glühende Verteidigerin der Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz. Wer diesen Krimi aufmerksam gelesen hat, wird keine Lust mehr verspüren, dem Rahmenvertrag zuzustimmen. Da bin ich sicher. Leser, die die EU dennoch immer noch für ein Friedensprojekt halten, werden manche der Schilderungen allerdings wohl als verschwörungstheoretische Fantasien abtun. Auf dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen in Brüssel kann ich aber versichern, dass mir das meiste von dem, was die Autorin über das Machtgeflecht zwischen Ministerialbürokratien und angeblichen Nichtregierungsorganisationen schreibt, durchaus nicht übertrieben erscheint. Obendrein bin ich sehr beeindruckt von Monika Hausammans Recherche-Eifer und frage mich, wie sie an all die waffen- und informationstechnischen Details gekommen ist. Bemerkenswert finde ich auch, wie die Autorin versucht, sich in die russische Seele einzufühlen: „Nur in Russland, schrieb einer einst, rede der angetrunkene Typ am Urinal neben dir nicht über Frauen, sondern über den Sinn des Lebens.“
Das Buch ist so spannend geschrieben, dass man nach den ersten Seiten kaum mehr davon loskommt. Wobei es dennoch schwierig ist, den Roman in einem Rutsch zu verschlingen. Denn die zahlreichen parallel laufenden Handlungsstränge lassen einen manches Mal zurückblättern, um die Übersicht zu behalten. Zumindest mir ging das so. Aber das sollte niemanden davon abhalten, diesen tollen Roman zu erwerben und zu lesen.
Edgar L. Gärtner