Edgar L. Gärtner
Axel Bojanowski gehört zu den wenigen Klima-Journalisten in der Mainstream-Presse, die eine solide naturwissenschaftliche Ausbildung vorweisen können. Der studierte Geologe machte sich einen Namen als Wissenschafts-Redakteur des Magazins „Der Spiegel“. Dieses verließ er nach dem Relotius-Skandal, an den sich heute leider immer weniger Medien-Konsumenten zu erinnern scheinen, und heuerte später bei der Tageszeitung „Die WELT“ als Chefreporter Wissenschaft an. Sein neues im hessischen Westend-Verlag erschienenes Buch „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“ kommt durchaus nicht akademisch daher, sondern beschäftigt sich, so sein Untertitel, mit den bedenklichen Beziehungen „zwischen Lobbygruppen und Wissenschaft“. Und das liest sich weniger wie ein trockenes Sachbuch, sondern wie ein Krimi.
Leider hat Axel Bojanowski bei aller Skepsis gegenüber Angst machenden Katastrophen-Warnungen, die nur auf fragwürdigen Computer-Modellen beruhen, das Narrativ von der menschengemachten Erderwärmung, wonach die anthropogenen Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2) den natürlichen „Treibhauseffekt“ in gefährlicher Weise verstärken, für bare Münze genommen. Dabei hat der amerikanische Experimentalphysiker Robert Williams Wood (1868 – 1955) schon im Jahre 1909 mithilfe eines einfachen Experiments zeigen können, dass es nicht einmal in einem richtigen Treibhaus (Greenhouse) einen nennenswerten „Treibhauseffekt“ gibt. Darin wird es wärmer als in der Umgebung, weil sein Glasdach die von der Sonne erwärmte Luft am Aufsteigen hindert. Diesen Effekt gäbe es auf der Erde nur, wenn ihre Atmosphäre ein Dach hätte. Das heißt allerdings nicht, dass die Lufthülle der Erde beziehungsweise die Gase, aus denen sie sich zusammensetzt, gar keinen Effekt hätte.
Der Einfluss der Atmosphäre auf den Wärmehaushalt der Erde lässt sich ohne aufwändige Experimente abschätzen, wenn man diese mit ihrem Trabanten, dem Mond vergleicht: Ohne Atmosphäre würde es auf den von der Sonne beschienen Teilen der Erdoberfläche sehr viel wärmer. Die Atmosphäre kühlt also die Erde. Denn wir können davon ausgehen, dass der Mond etwa die gleiche Sonnenenergie empfängt wie die Erde. Auf dem so gut wie atmosphärenfreien Mond steigt die Temperatur auf der Sonnenseite bis auf etwa 130 Grad Celsius, auf der Erde sind Temperaturen über 50°C hingegen selten. Auf der Nachtseite kühlt der Mond wegen der fehlenden Atmosphäre auf minus 170 Grad ab, während die Erde nicht einmal halb so stark abkühlt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Wolkenbedeckung, die dem Mond fehlt. Gerade damit kommen aber die „Klimamodelle“ nicht zurecht. Man könnte sich darauf einigen, der Erdatmosphäre einen mildernden Einfluss auf die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht zuzuschreiben. Für die in Schulbüchern wiederholte Behauptung, die (errechnete) Durchschnittstemperatur der Erdoberfläche werde ausschließlich durch den „Treibhauseffekt“ bestimmt, gibt es jedoch keinen Anhaltspunkt.
Ich empfehle deshalb zu der angesprochenen Thematik das hier vorgestellte Buch des Chemikers Heinz Hug. Hug hat sich als Fachmann für chemische Analytik selbst an zum Teil aufwändigen Versuchen beteiligt, den „Treibhauseffekt“ nachzuweisen und die quantifizieren und kam dabei zur Einsicht, dass es sich dabei um eine „Petitesse“ handelt, auch wenn er die Möglichkeit eines solchen Effekts nicht grundsätzlich abstreitet.
Dennoch finde ich die Ausführungen von Axel Bojanowski über die bewegte Geschichte der Klimaforschung sehr lesenswert, weil den meisten Klimabewegten diese historische Übersicht heute fehlt. Bojanowski stellt klar heraus, dass die Klimaforschung und -propaganda streckenweise mehr mit Klassenkampf als mit der Bemühung um eine wissenschaftliche Gesamtsicht der Lage zu tun hatte. Ich selbst habe als Wissenschaftsjournalist einen großen Teil dieser Geschichte hautnah miterlebt und kenne etliche ihrer (inzwischen zum Teil schon verstorbenen) Protagonisten persönlich. Als ich 1979 unter dem Titel „Arbeiterklasse und Ökologie“ eines der ersten marxistischen Bücher über die Ökologie veröffentlichte, titulierten mich viele Genossen übrigens als „Körnerfresser“. Später in meiner Zeit beim WWF fiel dann auch mir auf, dass Angehörige der alten Elite wie Prinz Philip Duc von Edinburgh, der Schweizer Big-Pharma-Erbe Luc Hofmann oder der deutsche Junker Carl Albrecht von Treuenfels die Umweltverbände und andere NGOs benutzten, um ihren Status zu verteidigen. Später taten das auch die neuen Eliten , das heißt die Manager von großen Banken und Investmentgesellschaften wie BlackRock oder JPMorgan Chase und Goldman-Sachs. Bojanowski leitet davon aber zu recht keine antikapitalistische Argumentation ab, sondern weist darauf hin, dass die kapitalistische Marktwirtschaft grundsätzlich ein Segen für die Umwelt ist, solange der Staat nicht zugunsten bestimmter Geschäftsmodelle in den Markt eingreift.
Der Autor beschreibt detailreich, wie schwer es schon in den 1970er Jahren war, in Sachen Klimaforschung einen Konsens herzustellen. Denn zwischen 1940 und dem Ende der 1970er Jahre sank die globale Durchschnittstemperatur. In Atlantik wurden 1974 Eisberge auf der Höhe von Lissabon gesichtet. Doch im Jahre zuvor hatte die Organisation Erdöl produzierender Länder (OPEC) anlässlich des Yom-Kippur-Krieges die Kraftprobe mit dem wohlhabenden und rohstoffhungrigen kapitalistischen Westen gesucht. Es kam im Westen zur „Ölkrise“, die im kollektiven Gedächtnis tiefe Spuren hinterlassen hat. Dadurch bekam die Moralisierung der Ökologie dauerhaften Auftrieb. Einer der einflussreichsten dystopischen Bestseller war die „Bevölkerungsbombe“ des amerikanischen Biologen Paul Ehrlich. Obwohl die dort prognostizierte Hungersnot nie eintrat, erlitt ihr Autor dadurch keinen Ansehensverlust. Diese Erfahrung machte den Weg frei für viele weitere dystopische Studien nach dem seit Jahrhunderten „bewährten“ Muster des Malthusianismus. (Dieses Stichwort taucht bei Bojanowski leider gar nicht auf.)
Immerhin konnte in den 1970er Jahre bestätigt werden, was der serbische Ingenieur Milanović schon 1941 berechnet hatte: Die Abfolge der Kalt- und Warmzeiten auf der Erde schwankt mit der Neigung der Erdachse, das heißt mit der Sonneneinstrahlung. Dennoch konnte während der durchaus vernünftigen US-Präsidentschaft Ronald Reagans ein weiteres Vordringen der irrationalen Öko-Bewegung nicht gestoppt werden. Im Gegenteil: Öko-NGOs meldeten Spenden-Rekorde und die Wissenschaft geriet immer mehr in den Streit zwischen Rechts und Links, der in Gutachten-Schlachten ausgetragen wurde. Resultat: Die erste internationale Klimakonferenz 1979 in Genf konnte nicht entscheiden, ob die Erwärmung der Erde positiv oder negativ gesehen werden sollte.
Das hat sich nach der Veröffentlichung des „SPIEGEL“ vom 1. Januar 1986 mit dem im Meerwasser stehenden Kölner Dom auf dem Cover und später mit der Gründung des Intergouvernemental Panel on Climate Change (IPCC) gründlich geändert. Hinter diesem Spiegel-Titel stand die Bekehrung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft zum Klima-Katastrophismus mit dem Ziel, die Kernenergie vor den wachsenden Angriffen der erstarkten Grünen-Bewegung zu retten. Damit taten die Physiker, wie wir heute wissen, ihrem Anliegen jedoch einen Bärendienst. Die Deutschen merken erst jetzt langsam, was die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke für ihren Lebensstandard bedeutet.
Bojanowski zeigt deutlich, dass das IPCC kein wissenschaftliches, sondern ein politisches Gremium ist, weil seine Leitautoren von der Politik gewählt werden. Die Protest-Firma Greenpeace habe darin mehr Einfluss als gestandene Wissenschaftler, wurde beklagt. Trotzdem übte das IPCC in den letzten Jahren gegenüber den immer radikaler auftretenden Grünen NGOs wie „Fridays for Future“ oder „Extinction Rebellion“ beziehungsweise „Letzte Generation“, die von einer US-amerikanischen Milliarden-Erbin finanziert werden, einen insgesamt mäßigenden Einfluss aus. In der ganzen Zeit konnten Forscher kein klares Signal für den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel ausmachen, obwohl das 1992 auf dem legendären „Rio-Gipfel“ gegründete UN-Sekretariat für die Klima-Rahmenkonvention (UNFCCC) in diese Richtung Druck machte.
Das hielt geld- und machtgierige Politiker wie den ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore nicht davon ab, die „Klimakrise“ auszurufen und mit einer Angst machenden Dia-Show (Powerpoint-Präsentation) international auf Tour zu gehen. Gore bekam dafür später zusammen mit dem IPCC den Friedensnobelpreis – und verhinderte damit, dass die polnische Krankenschwester Irena Sendler, die den Preis für die Rettung tausender Judenkinder aus dem Warschauer Ghetto hätte bekommen sollen, ausgezeichnet wurde. Denn ein Jahr danach war Frau Sendler schon tot. Al Gores aufdringliche Show, die im Westen viele Schüler ungefragt ansehen mussten, hatte aber nicht überall den erwarteten Effekt. Denn zumindest in den USA verstärkte sie die politische Konfrontation zwischen Demokraten und Republikanern und führte nicht nur zum Aufkommen der „Tea Party“-Bewegung, sondern letztlich auch zum Wahlsieg des Republikaners Donald Trump im Jahre 2016.
Hintergrund war der Streit um die Frage, ob der „Klimaschutz“ mehr staatlichen Dirigismus oder mehr marktwirtschaftliche Anreize erfordert. Aus diesem Streit ging der neoklassische Ökonom William D. Nordhaus als Sieger hervor, was aber in den westlichen Massenmedien kaum jemand bemerkte. Nordhaus wurde für seine Berechnungen, die zeigen, dass ein globaler Temperaturanstieg um bis zu 3,5°C für die Menschheit am günstigsten wäre, 2018 mit dem Wirtschafts-Nobelpreis ausgezeichnet. Wie das viel zitierte Pariser Klima-Übereinkommen vom 12. Dezember 2015 stattdessen auf die Grenze von 1,5°C kam, jenseits derer angeblich die Klimakatastrophe droht, weiß im Grunde niemand, denn es gibt darüber keine zitierfähige wissenschaftliche Untersuchung.
Während von Nordhaus, abgesehen von dänischen Statistiker Björn Lomborg, kaum jemand sprach, hat die Klimalobby mit ihrem schon im Mai 2009 unter Führung des US-Milliardärs Hal Harvey vorgelegten Masterplan mit dem Titel „Design to win“ dafür gesorgt, dass linke Milliardärs-Großstiftungen konservative Netzwerke weit überrundeten und allein im Jahre 2019 zweieinhalb Milliarden Dollar für Klima-Projekte spendeten. Das von Hal Harvey und Michael Bloomberg aufgebaute Spender-Netzwerk finanziert in Deutschland den Think Tank „Agora Energiewende“. Dieser hat dafür gesorgt, dass das Bundeswirtschaftsministerium unter Vizekanzler Robert Habeck (Die Grünen) die früher vorbildlich zuverlässige Elektrizitätsversorgung unseres Landes an den Rand des Blackout brachte. Denn die Gesetze werden in Deutschland nun von obskuren NGOs formuliert, während der Sachverstand kompetenter Wissenschaftler und Wirtschaftsverbände konsequent draußen bleibt. So gelang es der Grünen-Lobby Ende April 2021, den „Klimaschutz“ ohne Anhörung von Experten zum Staatsziel des Grundgesetzes erklären zu lassen und nur zwei Monate später eine drastische Verschärfung des deutschen „Klimaschutzgesetzes“ im Sinne der Vorgabe eines festen CO2-Budgets durchzusetzen. Um die lebensfeindliche Diktatur perfekt zu machen, fehlte nur noch das Herunterbrechen dieses CO2-Budgets auf jeden Einzelnen. Wie das aussähe, hat ein Augsburger Unternehmensberater ausgemalt, der während des Corona-Lockdowns unter die Schriftsteller gegangen ist.
Als besonders bedenklich erscheint die Symbiose zwischen Milliarden-Stiftungen und den Redaktionen großer Medien wie „Der SPIEGEL“ und „Die ZEIT“. Und nach dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“ scheuen sich Redaktionen auch nicht mehr, direkt mit staatlichen Behörden zusammenzuarbeiten. Es gehe ja schließlich um einen “guten Zweck“. So reden unsere Massenmedien seit einigen Jahren nicht mehr neutral vom Klimawandel, sondern nur noch vom Klima-Notstand. Dieser wurde schon 2020 in mehr als 100 deutschen Städten offiziell ausgerufen. Dabei ist der „Klimaschutz“ beileibe nicht unschuldig. Menschenleben werden nicht nur bei der Errichtung Zigtausender von Windrädern in Kauf genommen. Und selbst Völkermord ist kein Tabu, wenn es darum geht, von Millionen und Milliarden schweren CO2-Kompensationsprogrammen profitieren zu können. So geschehen in Kenia, wo schützenswerte Jäger- und Sammler-Gemeinschaften großen Aufforstungsprogrammen für den „Klimaschutz“ weichen mussten.
Eine besondere Rolle in der Wühlarbeit der Milliarden-Stiftungen spielt das IPCC-Arbeitsszenario RCP8.5. Wie sein Name schon andeutet, handelt es sich dabei nicht um eine offiziöse Projektion des Gremiums, sondern um eine extreme Arbeitshypothese, die lediglich abschätzt, was passieren könnte, wenn man auf der Welt alles ohne Gegenmaßnahmen weiterlaufen ließe. In IPCC-Kreisen gilt dagegen das Szenario RCP4.5 als realistischer. Dieses geht von einem allmählichen Abflauen des menschlichen CO2-Eintrags in die Atmosphäre ab 2040 aus. Doch die US-Milliardäre Tom Steyer und Michael Bloomberg nahmen lieber das Extrem-Szenario für bare Münze, denn dieses passte besser in ihre Angst-Kommunikation zur Mobilisierung von Milliarden-Spenden. Auch die Unternehmensberatung McKinsey und das deutsche Umweltbundesamt (UBA) arbeiteten lieber mit dem Szenario RCP8.5, weil sich mit dessen Hilfe die vorgeblichen sozialen Kosten des Einsatzes „fossiler“ Energien aufblähen ließen.
Kein Wunder, dass auch die ESG-Regeln, denen Unternehmen heute folgen müssen, wenn sie auf Kapital aus den großen Vermögensverwaltungen BlackRock, Vanguard oder State Street angewiesen sind, auf dem Extremszenario fußen. (ESG = Environmental, Social, Governance) Das hat bereits dazu geführt, dass sich in Teilen der USA wegen des Rückgangs der Öl- und Gasexploration Stromausfälle häufen. Dadurch hat der Ruf der drei Buchstabe jenseits des Atlantik bereits gelitten. Etliche ESG-Anlageprodukte sind bereits vom Markt verschwunden und die Aktie von BlackRock wurde deshalb herabgestuft. Ein Hoffnungsschimmer für die Auseinandersetzung in Europa?