Die Bibel und die Klima-Religion


Unser Problem: Die fortgeschrittene Entchristlichung des „Westens“


KI-Bild: MsCopilot


Edgar L. Gärtner


Die zeitgeistigen „woken“ Bewegungen, darunter an hervorragender Stelle die Klima-Szene und die Bewegung für die Negierung nationaler Grenzen, haben selbst dafür gesorgt, dass religiöse Fragen in der Energie- und Sozialpolitik nicht als nebensächlich behandelt werden können. Denn anders als religiös kann die Fokussierung von Politik und Wirtschaft auf eine angeblich bevorstehende Klima-Katastrophe nicht erklärt werden. So als drohten uns keine ernsteren Gefahren. Auf der COP30 in Belém (Bethlehem) erweckten nicht nur die zahlreich vertretenen NGOs, sondern auch Ursula von der Leyen als Chef-Klimaschützerin der EU den Eindruck, ihre Klimapolitik folge direkt der biblischen Botschaft. Doch diese wurde in Europa längst verfälscht.
In der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) erschien am 4. November 2025 ein Kommentar“ von Thomas Ribi, der mit folgenden Worten beginnt: „Die Welt wird religiöser. Nur in Westeuropa breitet sich Beliebigkeit aus. Das sind schwierige Voraussetzungen, um sich in einer Zeit zu behaupten, die von Kulturkämpfen geprägt ist.“ Weiterlesen

Der neue Papst und die Klimareligion

Der neue Papst und die Klimareligion

Leo XIV. tritt in die Fußstapfen seines Vorgängers Franziskus
Edgar L. Gärtner
Das Armutsgelübde ihres römisch-katholischen Bettelordens hat berühmte Dominikaner wie den Italiener Thomas von Aquin sowie später die Spanier Domingo de Soto und Juan de Mariana nicht davon abgehalten, die geistigen Grundlagen des Kapitalismus in Form des zivilen Naturrechts zu erarbeiten. Der wenigstens partielle Übergang zur kapitalistischen Form des Wirtschaftens hat es seit dem Ende des 20. Jahrhunderts Milliarden von Erdenbürgern ermöglicht, der Armut zu entkommen. Die meisten der heute lebenden Menschen verdanken ihr Überleben buchstäblich dem Kapitalismus, denn die vorkapitalistische Subsistenzwirtschaft ermöglicht nicht die Ernährung von über 8 Milliarden Menschen. Da der Kapitalismus eine Wirtschaftsweise, aber kein geschlossenes System darstellt, ist er auch ohne Weiteres mit religiös begründeter freiwilliger Armut vereinbar.


Das Lehrschreiben „Dilexi te“
Doch unser neuer Papst Leo XIV., dem ich als einfacher Gläubiger eine Gnadenfrist eingeräumt habe, schloss sich kürzlich in seinem ersten Lehrschreiben (Apostolische Exhortation) mit dem Titel „Dilexi te“ (deutsche Kurzfassung hier) ausdrücklich dem Verdikt seines Vorgängers an: „Diese Wirtschaft tötet.“ Er umschreibt das lediglich mit etwas anderen Worten, indem er die nationale Abschottung und Ausgrenzung der Armen beziehungsweise Zurückweisung von Migranten anprangert und die unter US-Präsident Donald Trump verfügte Kürzung von Sozial- und Entwicklungshilfe-Programmen als unchristlich verdammt. Stattdessen fordert er weltweite solidarische Zusammenarbeit ausgehend von den Bedürfnissen der Armen. Mit jedem zurückgewiesenen Migranten klopfe „Christus selbst an die Türen der Gemeinschaft.“ Kein Wort über die mit der unkontrollierten Massen-Migration verbundene Explosion von Gewaltverbrechen. Weiterlesen

Auf die Nebenwirkungen unseres Handelns kommt es an

Auf die Nebenwirkungen unseres Handelns kommt es an

Überlegungen zu ESG und Klima-Ethik


Edgar L. Gärtner
Psychologen wissen, dass man das Erwünschte nur selten erreicht, indem man versucht, es direkt anzusteuern. Oft landet man beim Gegenteil. Das gilt auch in Politik und Wirtschaft das heißt für die Ziele Frieden und Unternehmensgewinn bzw. persönlicher Erfolg. Es ist also wichtiger, sich auf Grundsätzliches statt auf quantitative Ziele zu konzentrieren. Menschliche Gesellschaften werden weniger durch Evidenzen und rationale Diskurse zusammengehalten als durch Missverständnisse. Wobei man zwischen produktiven und destruktiven Missverständnissen unterscheiden kann. Wie ich bereits in meinem Buch „Öko-Nihilismus“ (2012) dargelegt habe, wurde die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft durch die missverständliche Formel „Soziale Marktwirtschaft“ geprägt. Das ist ein Pleonasmus, weil der Markt nach dem Familienleben ohnehin den zweitwichtigsten Ort gesellschaftlicher Kontakte darstellt. Die Leerformel erwies sich dennoch über einige Jahrzehnte lang als tragfähig und friedensstiftend. Die zur gleichen Zeit von Sozialdemokraten und Gewerkschaftern geforderte „Soziale Gerechtigkeit“ wirkt hingegen polarisierend und ist aktuell in Form der „Klima-Gerechtigkeit“ destruktiv, wenn nicht selbstmörderisch. Weiterlesen

Die Apokalypse ist fester Bestandteil der abendländischen Kultur


Der “Klimakollaps” ist nur die antichristliche Form einer biblischen Denkfigur

Edgar L. Gärtner

Die Apokalypse ist fester Bestandteil der abendländischen Kultur
KI-Bild: Pixabay


Wer den Grünen aller Parteien und NGOs mit ihrer ständig wiederholten Warnung vor einem drohenden “Klimakollaps” apokalyptisches Denken vorwirft und stattdessen die Einhaltung der Regeln sauberer naturwissenschaftlicher Methodik anmahnt, greift meiner Meinung nach zu kurz. Denn sowohl die Endzeiterwartung als auch die modernen Naturwissenschaften haben einen gemeinsamen Ursprung: die christliche Bibel: Ohne den Glauben an die Apokalypse gäbe es wohl keine moderne Naturwissenschaft.


Der Begriff „Apokalypse” darf allerdings nicht gedankenlos gleichgesetzt werden mit einer Katastrophe. Aus dem Griechischen übersetzt bedeutet Apokalypse schlicht „Entschleierung” oder „Offenbarung”. Es gibt dafür, historisch gesehen, nur eine Quelle: das einzige prophetische Buch des Neuen Testaments, bekannt unter dem Namen “Offenbarung des Johannes” oder auch „Die Offenbarung Jesu Christi durch Johannes“. Es handelt sich dabei um eine Serie von Briefen an verschiedene von der römischen Verfolgung bedrängte christliche Gemeinden im Vorderen Orient, die wahrscheinlich gegen Ende des 1. Jahrhunderts nach Christi Geburt entstanden sind und spätestens seit dem von Kaiser Konstantin einberufenen ökumenischen Konzil von Nicäa im Jahre 325 als integraler Bestandteil des Neuen Testaments gelten. Weiterlesen

Hoffen auf die Zeitenwende

Hoffen auf die Zeitenwende

Edgar L. Gärtner
Es liegt etwas in der Luft. Ich halte es nicht für Zufall, dass der Erdrutsch-Sieg von Donald Trump in den USA in europäischen Regional- und Nationalwahlen von einem „Rechtsruck“ begleitet wird. Zuletzt lag im NATO-Land Rumänien der unabhängige und als stramm „rechts“ geltende Kandidat Călin Georgescu im ersten Wahlgang der rumänischen Präsidentschaftswahlen überraschend vorn. In Österreich siegte am gleichen Tag die konservativ-liberale FPÖ im Bundesland Steiermark. In Kanada bahnt sich die Ablösung des woken Ministerpräsidenten Justin Trudeau durch den konservativen „Populisten“ Pierre Poilievre an. Diese Entwicklungen und die Ergebnisse der Landtagswahlen in Ostdeutschland, aus denen die AfD als stärkste Partei hervorging, sowie der Erfolg des Rassemblement National (RN) Marine Le Pens in Frankreich zeigen, dass die Völker nach einer bezahlbaren Energiepolitik und nach internationalem Frieden streben. Gleichzeitig wird sichtbar, dass die in den meisten westeuropäischen Ländern herrschende woke bzw. nihilistische „Elite“ alles tun wird, um mithilfe radikaler Einschränkung der Meinungsfreiheit ihre Macht zu verteidigen. Zumindest zeigen das die beginnenden Kriegsvorbereitungen. Die Angst vor dem Frieden ist bei den Mächtigen zurzeit offenbar größer als die Hoffnung auf eine eventuelle „Friedensdividende“.
          Ich gebe zu, dass ich Donald Trump bewundere, und zwar schon länger. Und es freut mich, dass ich mich (als römisch-katholischer Christ!) nun wieder ohne Vorbehalt als Amerikafreund outen kann. Weiterlesen

Wie das Wunderwerk Bibel entstand



Von Edgar Ludwig Gärtner
Die Bibel, das „Buch der Bücher“ d.h. viele Bücher in einem), ist wohl immer noch eines der meistgelesenen Bücher der Welt. Auch in diesem Zusammenhang unverdächtige Schriftsteller wie der Kommunist Bertolt Brecht entschieden sich für die Bibel, wenn sie hätten entscheiden müssen, welches Buch sie auf eine einsame Insel mitnähmen, wenn ihnen nur eines erlaubt wäre. Denn in keinem Buch erfährt man mehr über menschliche, allzu menschliche Stärken und Schwächen bzw. Launen als in diesem. Die Bibel zeigt im Grunde, dass es so etwas wie eine im Kern unwandelbare Menschliche Natur gibt. Die Veränderungen bzw. Entwicklungen der letzten Jahrtausende beschränkten sich also eher auf Äußeres. Ohne die Durchsetzung heiliger, dem menschlichen Machstreben und Streit entzogener Gebote und Pflichten schien das längerfristige menschliche Zusammenleben undenkbar. Solche Gebote enthält das Buch, das heute auf der ganzen Welt als Bibel bekannt ist.
Dabei ist die Gleichsetzung von Bibel und Buch eher neueren Datums, denn Bibel kommt vom griechischen „biblia“. Das ist die Pluralform von „biblion“. Auch ein Blinder sieht, dass die wechselnde Zusammenstellung heiliger Texte, die man seit dem 9. Jahrhundert als „Bibel“ bezeichnet, nicht aus einer Hand stammen können. Es handelt sich um sehr unterschiedliche Geschichten, die von Juden und Christen in einem Zeitraum von etwa 1.000 Jahren erzählt und wohl zunächst mündlich verbreitet wurden. Außerdem wurden diese größtenteils voneinander unabhängigen Texte in vorchristlicher Zeit nicht in Büchern bzw. Kodizes, sondern in Rollen veröffentlicht. Dennoch bezeichnet bereits der Klappentext des im Jahre 2019 gebunden und später als preiswertere Taschenbuchausgabe veröffentlichten Buches „Die Entstehung der Bibel“ der beiden bekannten Religionshistoriker Konrad Schmid (Zürich) und Jens Schröter (Berlin) die Bibel als „Wunderwerk“. Denn alles passt darin trotz unterschiedlicher Herkunft gut zusammen, atmet den gleichen Geist und hat sich über die zwei bis drei Jahrtausende seit ihrer Abfassung kaum verändert. Gläubige sehen hier die Macht des Heiligen Geistes im Spiel. Weiterlesen

Der Westen im Niedergang


Abgesang auf die westliche Vorherrschaft von einem französischen Historiker

Edgar L. Gärtner
„Der Fall des Westens wird nicht durch einen russischen Sieg, sondern durch einen Zerfall der USA von innen heraus erfolgen. Einen Krieg des Westens im Tiefland der Ukraine, weniger als 1.000 Kilometer von Moskau entfernt, zu unterstützen, bedeutet für Deutschland also nicht, endlich auf der richtigen, sondern erneut…auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen.“ Das schreibt der bekannte Historiker und Anthropologe Emmanuel Todd im aktuellen Geleitwort zur deutschen Übersetzung seines jüngsten Buches „Der Westen im Niedergang. Ökonomie, Kultur und Religion im freien Fall“. Starker Tobak für alle, die noch immer davon überzeugt sind, dass die Lösung der wichtigsten Menschheitsprobleme von der Verbreitung der liberalen Demokratie nach US-Vorbild über die ganze Welt abhängt.
Der Bestseller-Autor Emmanuel Todd, ein mit dem berühmten Anthropologen Claude Levi-Strauss verwandter Intellektueller multinationaler und teilweise jüdischer Herkunft, glaubt nicht an diese märchenhafte Weltsicht. Mit dem schottischen Aufklärer Adam Ferguson ist er davon überzeugt, dass es selbst auf der kleinsten Insel zwei Bevölkerungsgruppen mit einander widersprechenden Interessen geben wird. Wer die legitime Existenz eines Anderen nicht anerkennen könne, höre auf, er selbst zu sein. Das „Andere“ für den heutigen Westen ist, so Todd, die erstaunliche Stabilität des „System Putin“ in Russland. Harte westliche Wirtschaftssanktionen, die dieses System nach der russischen Invasion ins ehemalige Bruderland Ukraine in die Knie zwingen sollten, haben vor allem den EU-Ländern mehr geschadet als dem Angreifer. Weiterlesen

Woker Kulturkampf: Den Rückfall in den Tribalismus verhindern



Edgar L. Gärtner
In meiner Besprechung des neuen Buches von Susanne Schröter habe ich bereits darauf hingewiesen, dass die dort vorgelegte Analyse des aktuellen Kulturkampfs zwischen der an den Universitäten dominierenden Woke-Ideologie und dem gesunden Menschenverstand der Bürger Ergänzungen bedarf. Ich dachte dabei eher an den Einfluss des seit 1968 verbreiteten Narzissmus. Eine andere Herangehensweise wählte der in der DDR geborene Journalist Alexander Wendt, der sich offenbar besser in der Geschichte der westlichen Zivilisation auskennt als so mancher Professor, in seinem Buch „Verachtung nach unten“. Selbstverständlich gibt es in seiner Diagnose des Zeitgeistes etliche Parallelen zum Buch Susanne Schröters, die ich hier nicht wiederholen will. Während sich Frau Schröter aber auf das akademische Leben in Deutschland konzentriert, ist die Analyse Alexander Wendts sowohl geografisch breiter als auch historisch tiefer angelegt. Man erfährt hier sehr viel mehr über die Ursprünge der Woke-Bewegung in Nordamerika als auch über die Geschichte der Überwindung der fortschrittsfeindlichen archaischen Stammesgesellschaften durch die griechische, jüdische und römische Rechtsphilosophie. Weiterlesen

Umkehr ist möglich

Umkehr ist immer noch möglich

Edgar L. Gärtner
Sind die Anhänger des gesunden Menschenverstandes („Klimaskeptiker“) dazu verurteilt, in der Wüste zu predigen? Diese fatalistische Haltung klingt meines Erachtens an im zweiten Teil der Abhandlung meiner Freunde Raimund Leistenschneider und Werner Eisenkopf. (Mit Werner Eisenkopf bin ich im Jahre 2007 in dessen SUV nach Hannover zur Gründung von EIKE gefahren.) Dabei ziehe ich deren Einschätzung Sarah Wagenknechts und der Partei BSW nicht in Frage. Ich finde aber den verallgemeinernden Ton bedenklich, in dem sie ihre Skepsis formulieren: „Soll eine Zelle/Zellverbund z.B. eine Neigungshaltung ausführen, so müssen die Zellen dazu veranlasst werden, ihren Zustand zu ändern. Dies machen die Zellen nur dann, wenn sich ihre interne „Mixtur“ (Zellproteine) verändert oder sie Signale von außen erhalten, die aber auch (in anderen Zellen) letztendlich über Genomabschriften entstehen. Zellproteine werden durch Abschriften eines bestimmten Abschnittes im Genom (Gen genannt) erzeugt. Dabei bestimmen Steuerungssequenzen und Botenstoffe die Abschrift. Haben sich die (plastischen) Steuerungssequenzen für die Gene (ein Gen selbst ändert sich frühestens in einem Zeitraum von etwa 10.000 Jahren), die Steuerungssequenzen also, die darüber entscheiden, welche Gene für Zellproteine und in welcher Häufigkeit generiert werden und damit das Verhalten der Zellen/Neuronen bestimmen, nicht verändert, dann hat sich die Person (Alterungsprozesse nicht berücksichtigt), in ihrem Verhalten, Denken, Weltanschauung,… nicht verändert und ist immer noch ein und dieselbe Person wie z.B. vor 30- oder 40 Jahren…“
Hier wird das „Ich“ politischer Führungspersönlichkeiten ausschließlich molekularbiologisch erfasst. Die „Selbsttranszendenz“ im Sinne des späten Freud-Schülers Viktor Frankl, der es geschafft hat, als Jude Hitlers KZs geistig gesund zu überstehen, wird ausgeblendet. Weiterlesen

Moralischer Narzissmus, Selbstüberschätzung und Selbsthass liegen nicht weit auseinander


Zum Krankheitsbild unserer Epoche

Caravaggio, Narziss, Michelangelo Merisi da Caravaggio Wege des Barock, Die Nationalgalerien Barberini Corsini in Rom, Ausstellung Wege des Barock, Museum Barberini,
Edgar L. Gärtner
Das Jahr 1968 markiert insofern den Beginn einer neuen Epoche, als die Politik seither von selbstverliebten, aber innerlich leeren und von verborgenen Ängsten getriebenen Typen dominiert wird. Zweifelsohne gab es Menschen mit solchen Charaktereigenschaften auch schon früher. Sonst hätte die Legende vom schönen Narziss und dessen schmählichem Ende im antiken Griechenland gar nicht aufkommen können. Doch erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die narzisstische Persönlichkeitsstörung im Westen zu einer Massenerscheinung. Der „Spiegel“, damals noch ein lesenswertes Nachrichten-Magazin, warnte in seiner Ausgabe vom 5. August 1979 unter dem Titel „Narzissmus: Das Antlitz der Epoche“ vor der Ausbreitung eines dekadenten Ich-Kults, der zur Gefahr für den Industrie-Standort werden könne. Er verwies dabei auf einen Bestseller des linken amerikanische Historikers Christopher Lasch, der im gleichen Jahr unter dem Titel „The Culture of Narcissism. American Life in an Age of Diminishing Expectations“ bei Norton erschienen war. Hier eine Gratis-Übersetzung im pdf-Format. Als Buch ist die deutsche Übersetzung auch noch verfügbar, aber relativ teuer. In unserem Nachbarland Frankreich gibt es hingegen seit Jahren eine preiswerte Taschenbuchausgabe, die ständig nachgedruckt wird. Diese ist dort zur Bibel der leider an Einfluss verlierenden „orwellschen Linken“ geworden, die sich neben George Orwell auch an Albert Camus orientiert.

Der Narzissmus, eine durch elterliche Erziehungsfehler (zu viel Lob) verursachte Reifestörung, hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Wichtigster Indikator dafür sind ausgefallene Vornamen, die Eltern ihren Kindern geben. Auffällige Neurosen werden hingegen, wie mir ein befreundeter Psychoanalytiker bestätigt, immer seltener. Doch im Unterschied zu Neurosen ist der Narzissmus nur äußerst schwer heilbar, weil Narzissten in der Regel abstreiten, überhaupt einer Therapie zu bedürfen. Die Hauptursache der modernen Geisteskrankheit sah Christopher Lasch in der Ablösung des patriarchalischen durch den matriarchalischen Führungsstil in Politik und Wirtschaft sowie in der damit verbundenen Infantilisierung der Menschen durch eine ausufernde Sozialbürokratie. Narzissten glauben im Grunde an nichts richtig. Sie richten ihre durch enttäuschte Selbstliebe entstandene Aggressivität in Form der obsessiven Beschäftigung mit Krankheit und Tod gegen sich selbst. Sie konzentrieren sich darauf, ihre innere Leere und vagabundierenden Ängste durch moralische Überheblichkeit gegenüber den „Normalos“, durch scheinbar gute Taten oder auch durch hedonistische Genuss- und Ruhmsucht, durch die Kultivierung von Schuldkomplexen und deren Nutzung für die eigene Imagepflege zu überspielen. Weiterlesen