Rückschlag für Weltstaatsidee

Das Fiasko von Kopenhagen bedeutet auch einen Rückschlag für die seit hundert Jahren wiederholten Versuche der Rockefeller-Dynastie und ihrer heutigen Sachwalter wie Maurice Strong und Michail Gorbatschow, der Idee eines Weltstaates mit einer Weltzentralbank zum Durchbruch zu verhelfen. In der Kurzfassung eines noch unveröffentlichten längeren Essays analysiere ich die Hintergründe und Chancen dieser Bestrebungen.

Klimawahn und Weltstatsidee

Hintergründe und Perspektiven des Öko-Totalitarismus

von Edgar L. Gärtner

„Totalitäre Propaganda ist keine Propaganda im herkömmlichen Sinn und kann daher nicht durch Gegenpropaganda widerlegt oder bekämpft werden. Sie ist Teil der totalitären Welt und wird mit ihr untergehen“, schrieb Hannah Arendt 1951. Es besteht danach wenig Grund zur Hoffnung, eine zur totalitären Fiktion gewordene These wie die von der menschlichen Verursachung der globalen Erwärmung könne durch Konfrontation mit der Realität oder durch das Scheitern der darauf aufbauenden Politik ad absurdum geführt werden. Denn ihre geistige Grundlage ist der Nihilismus, eine in ihrem Wesen selbstmörderische (und ansteckende) Geisteskrankheit. Wirklich gemeingefährlich werde die krankhafte Realitätsverleugnung, wenn sie vom moralischen Nihilismus des „Alles ist erlaubt“ zur Hybris des „Alles ist möglich“ fortschreitet, erkannte Arendt. Die Frage nach Erfolg oder Misserfolg sei dann nicht mehr entscheidbar. „Denn es liegt im Wesen der totalitären Fiktion, dass sie nicht nur das Unmögliche möglich macht, sondern vor allem auch alles, was sie nach ihrem ideologisch geleiteten Schema ‚voraussieht’ – und Voraussehen heißt hier lediglich Berechnen -, bereits als wirklich in Rechnung stellt. Da die Geschichte in der totalitären Fiktion voraussehbar und berechenbar verläuft, muss jeder ihrer Möglichkeiten auch eine Wirklichkeit entsprechen. Diese ‚Wirklichkeit’ wird dann nicht anders fabriziert als andere ‚Tatsachen’ in dieser rein fiktiven Welt.“

Wer diese Zeilen heute liest, könnte leicht zum Eindruck gelangen, Hannah Arendt habe sich hier auseinandergesetzt mit der abenteuerlichen, aber leider gängigen Vorstellung, das chaotische Wettergeschehen könne durch eine Rationierung des Ausstoßes des Spurengases Kohlenstoffdioxid (CO2) so „gemanagt“ werden, dass der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf zwei Grad Celsius begrenzt bleibt. Denn die „Klimamodelle“, mit denen das Kyoto-Protokoll über die Reduktion so genannter Treibhausgase, das „Klima-Paket“ der EU, die Einstufung des Atemgases CO2 als „gesundheitsgefährdender Schadstoff“ durch die US-Umweltbehörde EPA und eine massive Kohlenstoffsteuer begründet werden, beruhen zum allergrößten Teil auf rein theoretischen Berechnungen.

Wer heute die Geschichte der Bevölkerungs-, Umwelt- und Klimapolitik aufarbeitet, stößt unweigerlich auf die Familie Rockefeller. In einem 1973 in Hans Magnus Enzensbergers „Kursbuch“ abgedruckten Artikel schildert der linksliberale US-Publizist Steve Weissmann, wie der älteste Rockefeller-Enkel John D. Rockefeller III seit Beginn der 50er Jahre mithilfe seiner Rockefeller Foundation und der befreundeten Carnegie und Ford Foundations private Forschungsinstitute und Nichtregierungsorganisationen wie das Population Council oder der Planned Parenthood Campaign auf die Beine stellte. Diese Pressure Groups erreichten, dass die Förderung der Geburtenkontrolle schon in den 60er Jahren unter Präsident Lindon B. Johnson zum Bestandteil der US-Außenpolitik wurde. Weissmann und andere linke Publizisten verschwiegen allerdings, dass die genannten, schon vor dem Ersten Weltkrieg gegründeten Stiftungen während der gesamten Zeit ihres Wirkens fast ausschließlich linkes Gedankengut und linke, ex- oder implizit sozialistische Weltverbesserungs-Projekte gefördert haben und kein einziges, das die Idee des freien Unternehmertums unterstützte. Darauf wies – ebenfalls schon in den 70er Jahren – der US-Autor Gary Allen in seinem auch auf Deutsch erschienen Bestseller „Die Insider“ hin.

Allen zeigte auch, dass die Umweltpolitik im heutigen Sinne insofern ein Rockefeller-Baby ist, als der später aus dem Amt gejagte US-Präsident Richard Nixon lediglich als Platzhalter des mittleren Standard-Oil-Enkels Nelson Rockefeller ins Weiße Haus gelangt war. Nelson Rockefeller hatte seinen Ehrgeiz, selbst Präsident zu werden, nie verborgen. Nach einigen schmerzhaften Niederlagen bei Vorwahlen hatte er jedoch einsehen müssen, dass er keine Chance hatte, selbst ins Weiße Haus gewählt zu werden, und hatte den bei einer Law Firm des Rockefeller-Imperiums beschäftigten Nixon vorgeschickt. Nixon hob die Umweltpolitik offiziell im Jahre 1970 aus der Taufe. Es war sicher kein Zufall, dass derselbe Nixon, gedrängt durch massive Goldabflüsse aus den USA, nur wenige Monate später die formelle Bindung des US-Dollar an den Goldpreis aufhob und durch eine Welt-Papiergeld-Reserve, die Sonderziehungsrechte, zu ersetzen versuchte. Denn damit vollendete er, was John D. Rockefeller zusammen mit Verbündeten wie Nelson Aldrich, J. P. Morgan, Colonel House, Jacob Schiff, Paul Warburg, Bernard Baruch, den Rothschilds und anderen schon vor dem Ersten Weltkrieg auf den Weg gebracht hatten: die Ablösung des Goldstandards durch politisch manipulierbares Papiergeld – mit dem Ziel, die politische Macht eines Tages in den Händen einer Weltregierung zu konzentrieren.

Die Geister scheiden sich bei der Interpretation der im Jahre 1910 bei einer geheimen Zusammenkunft Jekyll Island verabredeten Gründung der US-Notenbank Federal Reserve. Noch immer sehen manche darin eine jüdische Weltverschwörung. Gary Allen wies demgegenüber richtig darauf hin, dass der Antisemitismus den „Verschwörern“ von Jekyll Island in die Hände arbeitete, indem er nicht unwesentlich dazu beitrug, deren wirkliche Ziele zu verschleiern. Denn es gerät dabei aus dem Blickfeld, dass der Hauptzweck der Zusammenkunft auf Jekyll Island nicht darin bestand, Geschäftsprojekte auszuhecken, sondern eine nihilistische Weltsicht so attraktiv zu machen, dass sie Chancen hatte, sich gegen den Selbsterhaltungstrieb der kleinen Leute durchzusetzen. Die nach Ansicht Allens von J.P. Morgan inszenierte Finanzmarkt-Panik von 1907 diente als Vorwand, um eine angebliche sicherere staatsmonopolistische Kartellisierung der Finanzmärkte in Form der Papiergeldwährung der Fed zu fordern. Der Federal Reserve Act passierte am 22. Dezember 1913 mit einer überwältigenden Mehrheit den US-Kongress. John D. Rockefeller, der dadurch groß geworden war, dass er Konkurrenten mit allen denkbaren erlaubten und unerlaubten Tricks vom Markt drängte, war damit seinem Ziel einer Weltregierung ein gutes Stück näher gekommen.

Das von den Rockefellers und ihren Verbündeten immer offen vertretene utopische Ziel des Aufbaus eines Weltstaates mit einer Welt-Notenbank bedurfte aber einer eingängigen Begründung durch Ängste vor (fiktiven) globalen Bedrohungen. Bis dahin hatten die kleinen Leute nämlich eindeutig von der Kleinstaaterei und der Uneinigkeit der Mächtigen profitieren können. Denn notfalls konnten sie unter diesen Bedingungen mit den Füßen abstimmen. Es gehörte bis 1914 zum Fundus des gesunden Menschenverstands, dass es besser ist, viele kleine Regierungen zu haben als eine große. Eine willkommene Gelegenheit, dem gesunden Menschenverstand der kleinen Leute einen Schlag zu versetzen, bot der europäische Krieg von 1914 bis 1918, der erst durch die Intervention von US-Anhängern der Weltstaatsidee zum Weltkrieg geworden war. Große Teile der damals erstarkenden Friedensbewegung sahen im Aufbau eines Weltstaates den besten Weg zum Weltfrieden. Da brauchten Rockefellers Stiftungen kaum noch nachzuhelfen.

Aufgabe der Weltregierung sollte die globale Kontrolle der Energie- und Nahrungsmittelproduktion sowie die Schrumpfung der Weltbevölkerung durch eine globale Umverteilung des Reichtums sein. Somit war die Stoßrichtung der Rockefellers antichristlich und speziell antikatholisch. Denn nach der reinen kirchlichen Lehre war schon das Ansinnen der Errichtung eines Weltstaates ein Ausdruck von Blasphemie, weil danach weder der Mensch noch das Geld, sondern Gott die Welt regiert. In der Tat widersetzte sich die katholische Kirche als einzige weltweit einflussreiche geistige Kraft den von den Rockefellers sowie roten und braunen Sozialdemokraten in aller Welt vorangetriebenen eugenischen Menschenzüchtungs-Programmen. Nachweislich finanzierte die Rockefeller-Stiftung noch bis 1939 eugenische Forschungen im Nazi-Deutschland. Diese Programme können, wie Michael Crichton in einem Anhang zu seinem Klima-Thriller „Welt in Angst“ (New York, 2004/München 2005) herausgearbeitet hat, als Vorläufer der heutigen „Klimapolitik“ betrachtet werden, denn bis heute ist der ihnen zugrundeliegende Gen-Begriff ebenso wenig definierbar wie der Begriff „Weltklima“.

Desgleichen zeigte sich die katholische Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg als ernstzunehmendes Hindernis für die von den Rockefellers gesponserte Politik einer malthusianistisch begründeten Geburtenkontrolle. Schon von daher stand der Vatikan der UNO, die sich diese Bevölkerungspolitik zum Teil zu Eigen machte, längere Zeit mehr als reserviert gegenüber. Die medienwirksame 3. Weltbevölkerungskonferenz der UN, die 1974 in Bukarest stattfand – eine Mammutkonferenz, die zum Vorbild der späteren Erd- oder Klima-Gipfel wurde – gilt zu Recht als geistiges Kind von John D. Rockefeller III, der dort auch dementsprechend auftrat.

Es gab auch eine marxistisch inspirierte Opposition gegen den Malthusianismus und die Weltstaatsidee. Insbesondere DDR-Autoren taten sich noch bis in die 80er Jahre mit theoretischen Ableitungen des Klassencharakters der Ökologie hervor. In der UdSSR hingegen schlossen sich nach der Veröffentlichung der „Grenzen des Wachstums“ nach und nach Wissenschaftler und führende Parteiideologen der Auffassung an, die ökologische Krise sei doch real und global. Die Rolle eines Katalysators spielte dabei der später mit dem Friedensnobelpreis bedachte „Dissident“ Andrej Sacharow, der schon Ende der 60er Jahre in seinem vielzitierten „Manifest“ eine sozialistische Weltregierung angeregt hatte. So gelang es Aurelio Peccei, dem ersten Vorsitzenden des 1968 gegründeten Club of Rome, im Zeichen der damals einsetzenden West-Ost-Entspannung, von Anfang an auch Vertreter der UdSSR in seinen elitären Zirkel aufzunehmen.

Schon zu Beginn der 80er Jahre bekamen in der UdSSR jene die Oberhand, die das Weltbild der „Grenzen des Wachstums“ akzeptierten, weil sie sahen, dass sie mit seiner Hilfe auf einem alternativen Weg zu der von ihnen nach wie vor angestrebten kommunistischen Weltherrschaft gelangen konnten. Dokumentiert wird das in dem 1981 in Moskau und 1982 in der DDR erschienen Buch „Globale Probleme der Gegenwart“ von Wadim Sagladin und Iwan Frolow, die später zu Michail Gorbatschows Top-Beratern avancierten. Als der Kalte Krieg sich unter US-Präsident Ronald Reagan zum globalen Show down zuspitzte, gab es in Moskau also bereits einflussreiche Vordenker, die die Angst schürten, die Welt werde untergehen, wenn es nicht zu einer „global governance“ komme. Jahre später konnte Gorbatschow seelenruhig den Zusammenbruch der osteuropäischen „Planwirtschaften“ einleiten, weil er wusste, dass der Kampf für den Weltkommunismus in anderer Form weitergehen würde.

Es geht nun nicht mehr um Wirtschaft, sondern um Religion, das heißt darum, die Profitgier „grüner“ Investoren auszunutzen, um die christlich-abendländische Kultur von innen zu zerstören und dem Nichts, der „Null-Emission“, schneller näherzukommen. Widerstand gegen den Nihilismus der „Klima-Politik“ ging, wie Ex-Greenpeace-Direktor Jeremy Leggett in seiner Schilderung des Kampfes um das Kyoto-Protokoll berichtet, in den USA nicht zufällig hauptsächlich von frommen Christen aus. Diese kann man mit einem weltlichen Apokalypse-Ersatz letztlich nicht schrecken. Denn Endzeit-Erwartungen sind zentraler Bestandteil des Evangeliums. Danach haben die getreuen und allzeit wachsamen Gotteskinder von der Apokalypse nichts zu befürchten, weil diese die Wiederkunft des Herrn Jesus Christus einleitet. Da nur Gott selbst der Welt ein Ende setzen kann, brauchen Christen die Schuld für eine angeblich drohende Klima-Katastrophe nicht bei den Menschen zu suchen. Doch die offene Kapitulation evangelischer Kirchen vor der Diktatur des manichäischen CO2-Materialismus erleichterte auch die allmähliche Einverleibung großer Teile der katholischen Kirche in die synkretistische grüne Einheits-Ersatzreligion gemäß Michail Gorbatschows „Erd-Charta“, die zwischen Gott und Satan, zwischen der Wahrheit und politischen Lügen nicht mehr unterscheidet. Nur in der Frage der Geburtenkontrolle widerstrebt der Vatikan noch dem Zeitgeist. Somit scheint das letzte ernst zu nehmende Hindernis auf dem Wege zur globalen Öko-Diktatur aus dem Weg geräumt.

Wie es um die Chancen der Weltstaatsidee aber wirklich steht, zeigt meines Erachtens sehr anschaulich die Entwicklung der EU. Im Unterschied zu manchen Vätern der europäischen Idee ist den Kräften, die hinter dem Lissabon-Projekt stehen, offenbar nicht mehr bewusst, dass das, was Europa vor anderen Weltregionen auszeichnet, mehr dem angeblich finsteren Mittelalter geschuldet ist als der hochmütigen Moderne. Zu den Errungenschaften des christlichen Mittelalters gehört die Einsicht, dass es im individuellen und gesellschaftlichen Leben Probleme gibt, bei denen nur Beten hilft. Es galt als ausgemacht, dass jede Form von Hochmut bestraft wird – und zwar schon hienieden. Nicht zufällig geht die Entchristlichung Europas einher mit einem fortschreitenden Realitätsverlust seiner politischen Klasse. Deshalb werden immer mehr politische Regulierungsvorhaben von vornherein so gestrickt, dass sie nur auf dem Papier funktionieren können. Jüngstes Beispiel dafür ist die europäische Chemikalienverordnung REACh, die zu einem heillosen Durcheinander beim Management von Stoffrisiken geführt hat.

Die bisherigen Erfahrungen mit Ansätzen globaler Regulierung lassen ahnen, dass der von manchen ersehnte Weltstaat nur als Farce realisierbar wäre. Es würde sich dabei wohl weniger um einen durchorganisierten grünen Polizeistaat, sondern mehr um einen Mogelstaat ohne Rechtssicherheit handeln, bei dem es vor allem auf die richtigen Beziehungen ankäme. Nach und nach käme es zum Rückfall von Wirtschaft und Gesellschaft in archaische Clan- oder Mafia-Strukturen, wie sie jetzt schon in staatsmonopolistisch beziehungsweise korporatistisch organisierten Wirtschaftsbranchen mit hohem Gewerkschafts- und/oder NGO-Einfluss beobachtbar sind. Demgegenüber erscheinen Verhältnisse feudaler Abhängigkeit geradezu als transparent.

Ich glaube, gerade das der regulatorischen Hybris unweigerlich folgende Chaos birgt auch Chancen, die nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches begonnene weltgeschichtliche Aufwärtsbewegung, die nach gelegentlichen regionalen Rückschlägen, erst 1913/14 durch die Einführung des Papiergeldes und den Ersten Weltkrieg global unterbrochen wurde, nach einer Parenthese von hundert Jahren fortzusetzen. Denn neben allen möglichen Mogel-Netzwerken tun sich wahrscheinlich auch Freiräume für den Aufbau von Netzwerken der Anständigen und Ehrlichen mit echtem Geld als Zahlungsmittel auf. Auf den so entstehenden neuen Märkten könnten sich auch Großmächte tummeln, die zwar (wie China) nicht unbedingt lautere Absichten verfolgen, denen aber wenigstens die Selbstmordmotive westlicher Eliten abgehen. „Am festesten glauben jene an die Weltherrschaft, die wissen, dass sie unerreichbar ist“ sagte George Orwell wohl zu Recht in „1984“.

Literaturhinweise:

Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus. Totalitarismus. (1951) Taschenbuchausgabe, München 2003

Gary Allen: Non dare call it conspiracy (1971). Deutsch: Die Insider. Wohltäter oder Diktatoren. Verlag für Angewandte Philosophie, Wiesbaden 1974

Ders.: The Rockefeller File (1976). Deutsch: Die Insider. Baumeister der „Neuen Welt-Ordnung“. Verlag für außergewöhnliche Perspektiven, Wiesbaden 1976

Jeremy Leggett: The Carbon War. Global Warming and the End of the Oil Era. Penguin Books, London 1999, 2000

(erschienen in: eigentümlich frei (Lichtschlag Medien, Grevenbroich) Nr.98 (Dezember 2009)