Die Jefferson Bibel. Der wahre Kern des neuen Testaments. Hrsg./Übers. Tobias Huch. Riva Verlag, München 2018. 140 S. geb. € 10,-
Der FDP-Mann Tobias Huch hat in dem auf Esoterik spezialisierten Verlag eine eigene Übersetzung der Jefferson-Bibel veröffentlicht. Thomas Jefferson (1743-1826) gehörte bekanntlich zu den Gründervätern der USA. Er galt nicht nur als der europäischen „Aufklärung“ verpflichtet, sondern auch als bibelfest. Allerdings wollte er die Bibel nur als moralische Anleitung verstehen und sah folglich alles, was darin über Wunder (einschließlich des Wunders der leiblichen Auferstehung Jesu Christi nach seinem Kreuzestod) berichtet wird, als überflüssig, wenn nicht irreführend an. Als eine Zumutung muss ihm auch die Offenbarung des Johannes erschienen sein. So eliminierte er alles, was dem Geist der „Aufklärung“ widersprach und schuf damit ein Kompendium erbaulicher Sprüche und Handlungsempfehlungen, das sich heute wohl gut als Glaubensbekenntnis einer die Welt-Einheitsreligion fordernden gnostischen Sekte eignen würde. Das Kompendium wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, also lange nach Jeffersons Tod, in Amerika veröffentlicht. Abgesehen von England, blieb das Büchlein, da nicht übersetzt, in Europa bislang weitgehend unbeachtet. Ob die nun vorliegende deutsche Übersetzung Wesentliches daran ändern wird, muss sich zeigen. Immerhin könnte Jeffersons Kompendium meines Erachtens die Erkenntnis fördern, dass die europäische „Aufklärung“, auf die sich Liberalismus und Sozialismus gleichermaßen berufen, im Kern eine in Selbstbeweihräucherung schwelgende gnostische Bewegung war. Vielleicht weckt die Jefferson-Bibel aber auch das Interesse an der richtigen Bibel. Die vier Evangelien des Neuen Testaments sind keine Sammlungen von Anekdoten, sondern Porträts des Erlösers Jesus Christus aus vier verschiedenen Perspektiven: Im Matthäus-Evangelium ist Jesus der König, im Markus-Evangelium hingegen der Gottesknecht, im Lukas-Evangelium der Seelenarzt und im Johannes-Evangelium schließlich das Fleisch gewordene Wort. Bibelforscher haben zeigen können, dass darin nichts zufällig ist. Edgar L. Gärtner