Edgar L. Gärtner
Finden Sie es nicht auch absurd, wenn große Stromkonzerne wie die französische EDF in Radio und Fernsehen eifrig Reklame für das Stromsparen machen. Zumal, wenn bekannt ist, dass EDF ihren Schuldenberg in Höhe von Zig Milliarden Euro nur abtragen kann, wenn sie mehr Strom verkauft. Folgt EDF neuerdings statt dem gesunden Menschenverstand nicht einer Selbstmord-Agenda?
Als eine solche könnte man das französische Gesetz über die mehrjährige Energie-Programmierung (Loi de programmation énergie-climat), das schon im ersten Halbjahr 2023 verabschiedet werden sollte, durchaus sehen. Darin ist eine Senkung des französischen Energieeinsatzes von derzeit etwa 1.600 Terawattstunden (TWh) auf 1.200 TWh bis 2030 vorgesehen. In nur sieben Jahren soll der Energieeinsatz also um nicht weniger als ein Viertel sinken, obwohl das französische Kernenergieprogramm die preisgünstige Produktion von „klimaneutralem“ Strom im Überfluss zuließe. Doch die parlamentarische Gesetzes-Pipeline Frankreichs ist zurzeit durch den Streit um verschiedene Sozialgesetze verstopft. So muss das selbstmörderische Gesetz zum Glück noch warten. Aber die Linken werden wohl nicht nachgeben. Sozialisten, Kommunisten und Grüne in allen politischen Parteien halten die Entdeckung eines Todestriebs in der Geschichte durch den russischen Star-Mathematiker Igor R. Schafarewitsch zwar für eine böswillige Unterstellung der extremen Rechten. Doch was ist das Ziel „Net Zero“ CO2 anderes als eine Manifestation dieses Todestriebs?
Lange galt der Umfang des Energieeinsatzes als wichtiger Indikator des gesellschaftlichen Wohlstandes. Inzwischen ist die dahinter stehende Tonnenideologie zu recht in Verruf geraten. Es ist wichtig, zwischen der Energieintensität einer Volkswirtschaft (gemessen in Gigajoule je Einheit des Brutto-Inlandsprodukts bzw. je Milliarde Dollar Umsatz) und der Energie-Effizienz zu unterscheiden, die vom Ziel des jeweils betrachteten Energieumwandlungsprozesses abhängt. Die Höhe der Energieintensität einer Volkswirtschaft hängt von verschiedenen Umständen ab. Es liegt auf der Hand, dass Länder in kalten Klimazonen mehr Energie benötigen als Länder mit einem günstigeren Klima, um vergleichbaren materiellen Reichtum erzeugen zu können. Aus den Erfahrungen mit der untergegangenen Sowjetunion wissen wir aber, dass die Intensität des Energieeinsatzes doch stärker von gesellschaftlichen als von klimatischen Bedingungen abhängen kann.
Im Westen gibt es schon seit etwa einem Jahrhundert und insbesondere in den letzten vier Jahrzehnten lautstarke politische Initiativen zur Senkung der volkswirtschaftlichen Energieintensität durch bewusste Sparmaßnahmen. Begründet wurden diese meist mit dem Hinweis auf sinkende Rohöl- und Gas-Reserven, in jüngerer Zeit aber eher durch die angebliche Notwendigkeit des „Klimaschutzes“. Tatsächlich sank die Energieintensität weltweit seit dem Jahr 1990 deutlich. Das zeigen Daten der Weltbank und des Energy Institutes (siehe Grafik). Die Energieintensität sank global von 150 Gigajoules je einer Milliarde Dollar Umsatz im Jahre 1990 auf 60 GJ/B$, das heißt um 60 Prozent oder um 1,9 Prozent jährlich. Mein Freund Samuel Furfari weist allerdings darauf hin, dass die Annahme, das könne noch länger so weitergehen, unbegründet ist. Denn die Kurven der Öl-, Gas- und Kohle-Intensität streben augenfällig asymptotisch einem Grenzwert zu, der bei etwa 20 GJ/B$ liegt.
Es ist also illusorisch, das Ziel „Net Zero“ allein durch noch so drakonische Energiesparmaßnahmen erreichen zu wollen, zumal die meisten der in Frage kommenden Energiesparmaßnahmen wie die Gebäudedämmung oder der von der „Ampel“ geforderte Heizungsaustausch nur um den Preis zusätzlichen Energieeinsatzes zu haben sind. Da auch der vollständige Ersatz böser „fossiler“ durch gute „erneuerbare“ Energieträger inzwischen selbst bei vielen Grünen als ebenso unmöglich gilt, bliebe als Ausweg nur der Verzicht auf Industrie. Das aber zöge in den bis dato wohlhabenden OECD-Ländern ein Massensterben nach sich. Der Energieeinsatz wird also trotz Effizienzgewinnen im Detail in diesen Ländern weiter steigen, wenn auch vielleicht nicht mehr so stark wie unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine humane und kluge Politik sollte also von einem weiter steigenden Energiebedarf ausgehen, der am saubersten und nachhaltigsten durch (große und kleine) Kernkraftwerke gedeckt werden kann. Außerhalb Deutschlands sehen das auch die meisten Regierungen, auch wenn sie manchmal aus wahltaktischen Gründen faule Kompromisse mit den Grünen aushandeln müssen.
Zuerst erschienen am 27. Dezember 2023 beim Europäischen Institut für Klima und Energie (EIKE).