Makabre Geschäfte mit abgetriebenen Föten bei Planned Parenthood
Edgar L. Gärtner
Die Ursprungs-Mythen aller Völker spielen darauf an, dass unsere Urahnen in grauer Vorzeit Kannibalen waren. Die wissenschaftliche Anthropologie konnte diese Auffassung weitgehend bestätigen. Auch Hans-Herrmann Hoppe schließt sich in seiner kurzen Geschichte der Menschheit dieser Auffassung an. Manche Anthropologen sehen in rituellen Menschenopfern sogar die Wurzel der Staatenbildung. Erst unter dem Einfluss der Juden und Christen am Berg Horeb im Sinai geoffenbarten Zehn Gebote haben die Menschen diese unschöne Lebens- und Ernährungsweise nach und nach überwunden. Bis heute lebt der Kannibalismus in Teilen der Welt, insbesondere in muslimisch beherrschten Ländern, in Form der Steinigung oder Enthauptung von Ehebrecherinnen, aber auch in Form der faktischen Versklavung von Ehefrauen, Arbeitern und Hausangestellten fort. Selbst im christlichen Abendland drohen ständig Rückfälle in archaische Verhaltensweisen. Gläubige Christen können sich dagegen im Prinzip durch die Eucharistie wappnen. Diese stellt zumindest nach der Theorie des vor anderthalb Jahren verstorbenen französisch-amerikanischen Anthropologen René Girard nichts anderes dar als religiös sublimierten Kannibalismus.
Doch führt gedankenloses Profitstreben in westlichen Ländern mitunter auch zu weniger spektakulären Formen des Kannibalismus. Die Rede ist hier von der Nutzung von Zellen abgetriebener Föten in der Getränke-, Nahrungsmittel-, Impfstoff- und Kosmetikindustrie. Schon vor acht Jahren hat die US-Lebensschützer-Organisation Children of God for Life (CGL) zum Boykott der Getränke- und Fertignahrungs-Hersteller PepsiCo, Kraft und Nestlé (Maggi) aufgerufen, weil diese im Produktionsprozess indirekt Zellen einsetzen, die aus abgetriebenen Föten gewonnen wurden. CGL verdächtigt die Konzerne selbstredend nicht, Zellen oder Organe abgetriebener Babys zu Hackfleisch und Lasagne zu verarbeiten. So etwas Unappetitliches und eindeutig Verbotenes würden die Weltkonzerne ihren Kunden wohl nie zumuten. Vielmehr wirft CGL den Konzernen vor, mit der kalifornischen Biotech-Firma Senomyx zusammenzuarbeiten. Diese nutzt aus Nierenzellen abgetriebener Föten angezüchtete Zellkulturen der Linie HEK 293, um daraus menschliche Geschmacks-Rezeptoren zu isolieren. An diesen testet Senomyx dann künstliche Aromen, die den eher faden Getränken und Fertiggerichten zugesetzt werden müssen, damit sie überhaupt nach etwas schmecken. Mithilfe biochemischer oder elektronischer Tests lässt sich nachweisen, ob die Rezeptoren auf die Aromen ansprechen. Der bekannte Suppenhersteller Campbell hat übrigens die Zusammenarbeit mit Senomyx wegen der Kampagne von CGL sofort eingestellt. PepsiCo hingegen schaltete wie andere Weltkonzerne auf stur.
Viel bedeutender als in der Getränke- und Nahrungsmittelindustrie ist die Nutzung embryonaler Zellen und Gewebe in der Pharma- und in der Kosmetik-Industrie. Hauptlieferant in den USA sind dafür offenbar die 700 Abtreibungs-Kliniken der Planned Parenthood Federation of Amerika (PPFA). In den Jahren 2014 bis 2016 kam es zum Skandal, als David Daleiden, der Gründer der Pro-Life-Organisation Center for Medical Progress (CMP) zusammen mit seiner Mitarbeiterin Sandra Merritt in einigen der PPFA-Kliniken heimlich eine Serie von 12 Videos aufnahm und diese dann nach und nach ins Internet stellte. Dabei gaben sich die beiden als Vertreter einer fiktiven Service-Firma zur Versorgung von Biotech-Labors namens Biomax Procurement Services aus, die Interesse am Ankauf größerer Mengen von Organen abgetriebener Babys vorgab. Deborah Nucatola, die Direktorin des medizinischen Dienstes von PPFA, zeigte ihnen, wie man abgetriebene Föten so tötet, dass die für Forschung und Industrie wertvollsten Organe wie Herz, Lunge und Leber intakt bleiben. Auf einigen der Videos sieht man die noch schlagenden Herzen abgetriebener Föten. Kein Wunder, dass diese Videos in der heißen Phase des Wahlkampfes zwischen Hillary Clinton und Donald Trump eine besondere Rolle spielten. Clinton war als glühende Befürworterin von Abtreibungen bis in den neunten Schwangerschaftsmonat im Jahre 2009 von PPFA mit dem „Margret Sanger Award“ ausgezeichnet worden. (Die rassistische Eugenikerin Margret Sanger gilt als Gründerin von PPFA und des internationalen PP-Netzwerkes, wozu in Deutschland die Organisation Pro Familia gehört.) PPFA hat auch Clintons Wahl-Kampagne finanziell unterstützt.
Deshalb gehörte die Ankündigung, PPFA öffentliche Subventionen zu streichen, zu den ersten Amtshandlungen des neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump. (Trump löste damit ein Wahlversprechen ein. Er wurde von über 80 Prozent der Evangelikalen und der Mehrheit der römisch-katholischen Christen gewählt.) PPFA finanziell auszutrocknen, ist allerdings leichter gesagt als getan. Steuergelder decken zwar 43 Prozent des Budgets von PPFA. Doch diese Gelder werden der Organisation nicht direkt von staatlichen Stellen überwiesen. Vielmehr können sich Patientinnen, die Leistungen von PPFA in Anspruch nehmen, diese von der staatlichen Krankenversicherung Medicaid erstatten lassen. Einige US-Bundesstaaten haben bereits angekündigt, einzuspringen, wenn sich Medicaid nicht mehr an den Abtreibungskosten beteiligen sollte. Mehrere Gerichte haben überdies gegenüber dem Versuch verschiedener konservativ regierter US-Bundesstaaten wie Texas, Louisiana, Alabama, Kansas u.a., PPFA-Kliniken von Medicaid auszuschließen, fürs erste bekräftigt, dass die Patienten der PPFA-Kliniken Anspruch auf diese Gelder haben. Kürzlich hat allerdings ein Bezirks-Appellationsgericht dem Staat Arkansas das Recht zugesprochen, PPFA-Kliniken von der Liste der Kliniken mit Medicaid-Anspruch zu streichen. Louisiana und Texas haben daraufhin angekündigt, ebenfalls in Revision zu gehen.
Manche erwarten nun, dass das oberste Gericht, den Rechtsstreit zu klären versuchen wird. PPFA ist in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben und hat die in den CMP-Videos erhobenen Vorwürfe mithilfe zahlreicher ihr wohl gesonnener Medienleute zurückgewiesen. Nicht zuletzt hat sie ihrerseits David Daleiden wegen Betrugs, Hausfriedensbruchs und Konspiration angezeigt. Insbesondere weist die Organisation den Verdacht, sie sei im großen Stil in den lukrativen Handel mit Organen abgetriebener Föten involviert, weit von sich. Es sei durchaus legal, Gewebe abgetriebener Föten zu Forschungszwecken zu verwenden. Viele Frauen entschieden sich freiwillig, Organe ihrer abgetriebenen Kinder der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Mithilfe von Stammzellen und Organen von abgetriebenen Föten sei es vielleicht bald möglich, bislang unheilbare Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer zu bekämpfen. PPFA mache mit deren Lieferung an öffentliche und private Forschungsinstitute keinen Gewinn. Die dafür erhobenen Gebühren deckten nur die Unkosten. Im links regierten Sonnenstaat Kalifornien fanden diese Argumente offene Ohren. Am 18. Juli 2017 wurden David Daleiden und Sandra Merritt in Sacramento/Kalifornien wegen ihrer Videos zur Zahlung von 137.000 Dollar an die Nationale Abtreibungs-Föderation verurteilt. Die Justiz hat damit aber wohl noch nicht das letzte Wort gesprochen.
(Zuerst veröffentlicht in: ef-magazin)