Ingo Langner im Gespräch mit Pater Franz Schmidberger von der Priesterbruderschaft St. Pius X. Patrimonium-Verlag, Abtei Mariawald, Heimbach/Eifel 2017. 214 S. € 14,80
Die aus Protest gegen den in jeder Hinsicht unbefriedigenden Ausgang des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) vom ehrwürdigen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre 1972 gegründete Priesterbruderschaft St. Pius X. (abgekürzt FSSPX) gilt als so reaktionär, dass es viele Würdenträger der katholischen Kirche ablehnen, sich mit deren Anliegen ernsthaft zu beschäftigen. Dabei vertritt die FSSPX lediglich theologische Positionen, die bis dahin in der Kirche als unumstritten galten. Grob gesagt, lehnt die FSSPX die auf dem Konzil de facto beschlossene Versöhnung der Kirche mit dem Geist von 1789 ab. Seit 1975 hat die FSSPX keinen kanonischen Status mehr. Etliche Versuche, die Streitigkeiten mit dem Vatikan beizulegen, ein drohendes Schisma abzuwenden, schlugen fehl. Eine besonders unglückliche Hand hatte dabei Kardinal Joseph Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation unter Papst Johannes Paul II. (Karol Wojtyla) und später als Papst Benedikt XVI. Nun zeichnet sich ausgerechnet unter dessen als progressistisch auftretenden Nachfolger Franziskus (Jorge Mario Bergoglio) eine Einigung ab. Um dem dadurch erneut geweckten Interesse an den Hintergründen des Glaubensstreits entgegenzukommen, hat der katholische Publizist und Filmemacher Ingo Langner ein langes Gespräch mit Pater Franz Schmidberger, dem Regens des Priesterseminars Herz Jesu der FSSPX im bayrischen Zaitzhofen, geführt. Man erfährt darin viel über Details und Zusammenhänge der jüngeren Kirchengeschichte, die in offiziellen Publikationen des Vatikans oder der Deutschen Bischofskonferenz übergangen werden. Es geht hier um viel mehr als um das quasi Verbot der heiligen Messe im tridentinischen Ritus. Dabei wird auch deutlich, dass es die Studentenrevolte von 1968 ohne die vom Vaticanum II ausgehende eigenartige Aufbruchstimmung wohl nicht gegeben hätte. Dieser Euphorie folgte freilich bald die Ernüchterung. Das Konzil läutete in Wirklichkeit den Niedergang der christlichen Kultur des Abendlandes ein. Wie diese aufgehalten werden könnte, weiß auch Pater Schmidberger nicht zu sagen. Er hofft auf den Einfluss göttlicher Gnade.
Edgar L. Gärtner
Wohl um eine Wiederholung des unglücklichen Falles Galilei zu vermeiden, haben sich die großen Kirchen bei Darwins Theorie der Evolution durch natürliche Zuchtwahl mit Urteilen zurückgehalten. Einige Theologen gingen gar so weit, Darwins Theorie zu einer sinnvollen Ergänzung der biblischen Erzählung der Genesis zu erklären. Danach soll die Evolutionstheorie für die sichtbare, die Bibel jedoch für die unsichtbare Welt zuständig sein. Ingo Resch, bekannt geworden als liberal-konservativer Verleger der Kult-Bücher Roland Baaders, ist da ganz anderer Meinung: Die weltanschaulichen Konsequenzen des Darwinismus stehen im schroffen Gegensatz zur biblischen Botschaft der Liebe: „Die biblische Lehre befreit vom eigenen Ich, die Evolutionslehre vom Du.“ Auf diese kurze Formel bringt Resch den Gegensatz zwischen beiden Weltanschauungen. Dieser lässt sich nicht dadurch aufheben, dass man beide für wahr erklärt. In der Bibel folgt die Entwicklung des Universums und der lebenden Organismen einer Information, dem Wort Gottes. Nach der darwinistischen Theorie soll jedoch im Laufe der Zeit Information durch das Wechselspiel von Zufall und Selektion neu entstehen. Nach der biblischen Offenbarung liegt der Sinn der Geschichte im Vollzug der Erlösung der durch die Ursünde von Gott getrennten Menschen. Nach Darwins Selektionstheorie ist die Evolution hingegen prinzipiell ziellos. Doch nährt sie die Hoffnung, durch die Eliminierung der Schwachen beziehungsweise die Bevorzugung der Angepassten irgendwann den „Übermenschen“ hervorzubringen. Wenn Theologen die darwinsche Evolutionstheorie als wahr akzeptieren, müssen sie logischerweise das Evangelium verfälschen. Das vorliegende Buch ist der zweite Band einer Reihe mit philosophisch-theologischen „Denkanstößen“. Neben der Evolutionstheorie werden darin auch die weltanschaulichen Konsequenzen theologischer Irrtümer und der Quantenphysik behandelt. Eine in jeder Hinsicht lobenswerte Initiative. Edgar L. Gärtner

Die Ursprungs-Mythen aller Völker spielen darauf an, dass unsere Urahnen in grauer Vorzeit Kannibalen waren. Die wissenschaftliche Anthropologie konnte diese Auffassung weitgehend bestätigen. Auch Hans-Herrmann Hoppe schließt sich in seiner kurzen Geschichte der Menschheit dieser Auffassung an. Manche Anthropologen sehen in rituellen Menschenopfern sogar die Wurzel der Staatenbildung. Erst unter dem Einfluss der Juden und Christen am Berg Horeb im Sinai geoffenbarten Zehn Gebote haben die Menschen diese unschöne Lebens- und Ernährungsweise nach und nach überwunden. Bis heute lebt der Kannibalismus in Teilen der Welt, insbesondere in muslimisch beherrschten Ländern, in Form der Steinigung oder Enthauptung von Ehebrecherinnen, aber auch in Form der faktischen Versklavung von Ehefrauen, Arbeitern und Hausangestellten fort. Selbst im christlichen Abendland drohen ständig Rückfälle in archaische Verhaltensweisen. Gläubige Christen können sich dagegen im Prinzip durch die Eucharistie wappnen. Diese stellt zumindest nach der Theorie des vor anderthalb Jahren verstorbenen französisch-amerikanischen Anthropologen René Girard nichts anderes dar als religiös sublimierten Kannibalismus.
50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erleidet die katholische Kirche eine der schrecklichsten Krisen ihrer Geschichte. Verwirrung und Anarchie greifen nicht erst seit der Amtsübernahme von Papst Franziskus um sich. Der sizilianische Historiker Roberto de Mattei ist in Deutschland bekanntgeworden durch seine 2011 erschienene Geschichte des Zweiten Vatikanum, in der er Anhaltspunkte für eine kommunistische Unterwanderung des Konzils sah. Der vorliegende knappe Abriss der Geschichte des Papsttums mit seinen Höhen und Tiefen versteht sich als Ergänzung zur Geschichte des Zweiten Vatikanum. Er ist im italienischen Original schon 2011, also noch während der Amtszeit Benedikts XVI. erschienen. Damit möchte de Mattei begründen, warum katholische Laien in bestimmten Situationen den Papst durchaus kritisieren dürfen. De Mattei beruft sich in der Hauptsache auf das 1562 anlässlich des Tridentinischen Konzils erschienene Werk „De locis theologicis“ des Dominikaner-Theologen Melchior Cano. Dort und in den Dokumenten dieses Konzils wird gegenüber der protestantischen Häresie ein für alle Mal der logische und chronologische Primat der Tradition vor der Schrift festgehalten, denn die Kirche existierte schon Jahrzehnte vor der Niederschrift des ersten Evangeliums. Unfehlbar ist ein Papst nur im Rahmen der apostolischen Tradition. Er kann nichts Neues verkünden. Denn mit dem Tod des letzten Apostels Christi endete die göttliche Offenbarung. Das stellte das Erste Vatikanum im 19. Jahrhundert klar. Das Zweite Vatikanum schuf ein Jahrhundert später Verwirrung, weil es der Behauptung einer Eigenständigkeit des päpstlichen Lehramtes gegenüber der Tradition nicht klar entgegentrat. Einfache Menschen können nach Thomas von Aquin kraft ihres gesunden Menschenverstandes der übernatürlichen Wahrheit manchmal näherkommen als hochgelehrte Theologen. („Lumen fidei facit videre ea quae credentur.“) Deshalb ist der Glaubenssinn (sensus fidei) einfacher Gläubiger ein wichtiger Träger der Tradition. Wenn das Lehramt irrt, kann und muss der Glaubenssinn der Ordensleute und des Kirchenvolkes die Tradition verteidigen. Das erscheint angesichts des verwirrenden Gebarens von Papst Franziskus nötiger denn je.

Wie der Koran entstand, ist unter Islamwissenschaftlern neuerdings wieder heiß umstritten. Damit hält sich der aus Ägypten stammende und in Deutschland unter Polizeischutz lebende kritische Islamwissenschaftler Hamed Abdel-Samad im vorliegenden Buch aber nicht auf. Er legt seiner Analyse des heiligen Buches der Muslime die gängige Lebensgeschichte des Propheten zugrunde – wohl um nicht abzulenken von dessen Kernaussagen. Auch so wird klar, dass es sich beim Koran nicht, wie die meisten Muslime glauben, um ein „ewiges Buch“ handelt, das schon immer bei Gott aufbewahrt war und schließlich dem Propheten durch den Erzengel Gabriel offenbart wurde, sondern um eine unsystematische Sammlung von jeweils tagesaktuellen Losungen und Handlungsanweisungen für eine konkrete religiöse Gemeinde. Wichtig ist, dass der Mensch darin nicht als freies, vernunftbegabtes Geschöpf erscheint, sondern als Objekt der Willkür eines fernen, unberechenbaren Herrschers, der möglichst viele Menschen zur Hölle jagen will. Heilsgewissheit haben nur die, die im bewaffneten Dschihad ihr Leben lassen. Das ist der teuflische Kern des Koran, der jene Mischung von Allmachtsphantasien, Hilflosigkeit und Verbitterung erzeugt, die Menschen zu Terroristen werden lässt. „Ungläubige“ gelten als Feinde, mit denen man möglichst keinen Umgang pflegen soll. In den zuerst niedergeschriebenen Koransuren überwogen freilich Anleihen beim Tötungsverbot und der Friedensliebe von Juden und Christen. Doch sobald Mohammeds Anhänger zu politischer Macht gelangt waren, wurde der Ton kriegerisch. Der Koran macht den Hass zur Tugend und den Krieg zum Gottesdienst, resümiert der Autor. Da die Suren im Buch nicht chronologisch, sondern ihrer Länge nach angeordnet sind, entstand eine Art Supermarkt, aus dem sich jeder holen kann, was ihm gerade in den Kram passt. Für Hamed Abdel-Samad ist aber klar: Die Intoleranz einer wachsenden Zahl von Muslimen geht nicht auf eine Fehlinterpretation des Koran zurück, sondern auf eine Überhöhung bestimmter Gebote.