Von Edgar L. Gärtner
Mein Brüsseler Freund Samuel Furfari, ehemaliger Top-Beamter der EU-Generaldirektion Energie und heute Professor für Geopolitik, macht angesichts aktueller Entwicklungen noch einmal darauf aufmerksam, dass die europäische Einigung nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion) im Jahre 1952 begann. Deren Ziel war die Bereitstellung preiswerter Energie im Überfluss, um das Wirtschaftswachstum und den materiellen Wohlstand der breiten Bevölkerung zu fördern. Das gilt noch mehr für den Euratom-Vertrag, der im März 1957 in Rom unterzeichnet wurde. Die Gründerväter der EU hatten begriffen, dass „Wohlstand für alle“ (so der Titel eines Bestsellers des Vaters des deutschen Wirtschaftswunders) ohne allzeit verfügbare preiswerte Energie illusorisch bleiben muss. Nach Ansicht Furfaris ist der Euratom-Vertrag so gut konzipiert, dass er bis heute nicht revidiert werden musste.
Er bewährte sich insbesondere in den 1970er Jahren, als die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) versuchte, Westeuropa durch einen Förder- und Lieferstopp zur Aufgabe der Unterstützung Israels zu zwingen. Die „Ölkrise“ von 1973 gab den Anstoß für ehrgeizige Atomprogramme bei mehreren Gründungsmitgliedern der Europäischen Gemeinschaft. Ihr primäres Ziel bestand darin, die Geopolitik der OPEC zu durchkreuzen. Nach dem Plan des linken deutschen Sozialdemokraten Hans Matthöfer, von 1974 bis 1978 Bundesminister für Forschung und Technologie, sollten in Westdeutschland ähnlich wie im Nachbarland Frankreich nicht weniger als 50 neue Kernkraftwerke gebaut werden. Während sich in Westdeutschland sofort Widerstand gegen dieses Vorhaben regte, konnte das Atomprogramm im technokratisch regierten Frankreich über längere Zeit ungestört umgesetzt werden. Dort wurden bis zu fünf Kernreaktoren in einem einzigen Jahr fertiggestellt. Heute beruht die französische Primärenergie-Versorgung zu über 40 Prozent auf der Kernenergie. Frankreich gehört damit zu den wenigen Ländern der Erde, dessen Primärenergie-Mix nicht vom Rohöl dominiert wird. Das geostrategische Ziel, Israel vor seinen feindlichen Nachbarn zu schützen, wurde dennoch erreicht, aber nur zu einem geringen Teil durch den Ausbau der Kernenergie. Weiterlesen
Archiv des Autors: Edgar Gärtner
Bedeutet die „Nuklear-Allianz“ unter Führung Frankreichs das Ende des „Green Deal“ der EU?
Edgar L. Gärtner
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat in letzter Zeit wiederholt versucht, in der Energie- und Klimapolitik gegenüber dem aktivistischen Overkill der gegenwärtigen EU-Kommission „Zeichen“ zu setzen (wie man so schön sagt), indem er eine „regulatorische Pause“ forderte und potentielle Groß-Investoren mit dem Ziel einer „Reindustrialisierung“ Frankreichs zu pompösen Treffen im Pariser Elysée-Palast und im Schloss von Versailles einlud. Während die Initiativen Macrons in den deutschen Mainstream-Medien kaum erwähnt wurden, sahen nicht nur anglo-amerikanische, sondern auch (staatlich subventionierte) französische Mainstream-Medien darin eine grundsätzliche Infragestellung der „Klimapolitik“ der EU (so Laszlo Trankovits am 17. Mai in „Tichys Einblick“).
Dieser Eindruck wird verstärkt durch die offenbar von Frankreich im Verein mit einer „Atom-Allianz“ mitteleuropäischer Staaten jüngst organisierte Blockade der Abstimmung über die Umsetzung des „Green Deal“ der EU in der Energiepolitik. Weiterlesen
Was ist Wahrheit?
Von Edgar L. Gärtner
Bekanntlich bin ich beileibe nicht der erste, der diese Frage stellt. Der ebenso feige wie pragmatische Bürokrat Pontius Pilatus, von 26 bis 36 nach Christi Geburt Präfekt des römischen Kaisers Tiberius in Judäa, das damals noch zur Provinz Syria gehörte, stellte die Frage “Quid est veritas?“ mit einem abwertenden Unterton, während er beteuerte, an Jesus keine Schuld gefunden zu haben, ihn aber schließlich doch zum schmählichen Tod am Kreuz verurteilte, um den aufgebrachten jüdischen Honoratioren nachzugeben (Joh.18.38). Im Matthäus-Evangelium (Mt. 27.19) wird erwähnt, dass die Frau des Präfekten versucht hatte, ihren Mann von Jesu Unschuld zu überzeugen, indem sie auf einen schrecklichen Traum hinwies, der sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Claudia Procula, deren Namen Matthäus verschweigt, wird in den Ostkirchen noch heute als Heilige verehrt. In einem Bibelkurs lernte ich, dass Pilatus nicht lange danach strafversetzt und seines Lebens nicht mehr froh wurde.
Von heute aus gesehen, erscheint die Geschichte von Pontius Pilatus eher untypisch, da klar überschaubar. Denn die Wahrheit war ihm, wie er selbst bekannte, durchaus bekannt. Er handelte wider besseres Wissen, als er Jesus zum Tode verurteilte. Pilatus vertrat im Grunde die Position des modernen Nihilismus oder Postmodernismus, für den es Wahrheit entweder gar nicht oder nur im Plural gibt. Heute haben wir es öfter mit dem umgekehrten Problem zu tun: Die Wahrheit ist nicht bekannt, aber mächtige Gruppierungen behaupten, sie zu kennen und alleine zu besitzen. Weiterlesen
Gegen Geschichtsblindheit
Cora Stephan: Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023. 429 Seiten. € 24,-
Romane werden hauptsächlich für Frauen geschrieben, weil Männer (leider) kaum noch Bücher lesen. Das ist selbstverständlich auch der in Mittelhessen und Zentralfrankreich lebenden Historikerin und Publizistin Cora Stephan bekannt. Aber Cora richtet ihre belletristische Produktion sicher nicht in erster Linie nach Kriterien des Marketing aus. Gleichwohl passten ihre beiden Margo-Romane ganz gut in dieses Schema. Alles drehte sich dort um (mehr oder weniger) starke Frauen. Das ist bei ihrem neuen Roman über die unverbrüchliche Männerfreundschaft zwischen einem schlesischen und einem schottischen (Klein-) Adeligen sicher ganz anders, obwohl auch hier fast nur Frauen positive Rollen spielen. Dennoch würde es Cora zu Recht von sich weisen, als Feministin (im heutigen Sinn) betitelt zu werden. Denn ihr Anliegen ist nicht der Kampf zwischen den Geschlechtern, sondern der noch weitaus schwierigere Kampf um die historische Wahrheit über die Ursachen der Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Weiterlesen
Ist die Menschwerdung reversibel?
Edgar L. Gärtner
Marc Chagall: „La création de l’homme“ (Musée Marc Chagall, Nizza)
Die Entstehung des Menschen bleibt ein Wunder, von dem bislang nur wenige Einzelschritte wissenschaftlich erklärbar sind. Wunder sind unvorhersehbar. Deshalb sind sie jenen, die um ihre Herrschaft fürchten, nicht unbedingt willkommen. Sie tun deshalb im Rahmen des World Economic Forum von Davos alles Mögliche, um das Wunder der Menschwerdung unter der Flagge des „Transhumanismus“ durch die Schaffung programmierbarer Zombies zu ersetzen. Auch ich glaube, dass Evolution bzw. „Fortschritt“ nicht automatisch zum Besseren führt, sondern eher zu wachsender Entropie, und setze deshalb lieber auf einen Katechon (2 Tess 2,4), der diese aufzuhalten versucht, um die Natur des Menschen und seine Ökologie zu bewahren.
„Was ist der Mensch?“ beziehungsweise „Was ist ein Mensch (im Unterschied zu nichtmenschlichen Kreaturen)?“ Mit diesen Fragen haben sich seit der griechischen Antike unzählige Philosophen, Theologen, Biologen und Anthropologen beschäftigt. Die allermeisten antworten: Der Mensch ist nicht, er wird. Dabei denkt man heute spontan an die Lehre Charles Darwins von der Entstehung neuer Organismenarten durch natürliche Zuchtwahl. Danach sollen die Menschen sich allmählich aus affenähnlichen Vorfahren (Primaten) entwickelt haben. Wie der Prozess der Entstehung von Homo sapiens sapiens im Einzelnen abgelaufen sein könnte, wissen wir nicht. Verschiedene Knochenfunde in Afrika oder Asien, die uns in populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen als „missing link“ präsentiert werden, beweisen für sich genommen gar nichts. Immerhin liefern sie Anhaltspunkte für die Vermutung, dass der Prozess nicht durchwegs allmählich und ziellos, sondern mitunter auch sprunghaft und zielstrebig verlief. „Lebende Organismen reagieren auf schwere und anhaltende Belastungen, denen sie durch ihre Umwelt ausgesetzt werden, mit einem kreativen Prozess der Selbstmodifikation ihres Genoms“, erklärt der Freiburger Neurogenetiker Joachim Bauer in seinem Buch „Das kooperative Gen. Abschied vom Darwinismus“.
In der biotischen Evolution gab es, wie wir heute aus der Genforschung wissen, entgegen Darwins Annahme eines strengen Gradualismus, durchaus große Sprünge, und zwar aufgrund der Verdoppelung und/oder Umgruppierung sogenannter Transpositionselemente im Genom. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die hirnspezifische Gen-Familie NOTCH2NL, die sich nur bei Menschen findet. Diese Gene bremsen die Ausdifferenzierung kortikaler Stammzellen zu Neuronen und bewirken so indirekt eine Vervielfältigung der Neuronen. Der Bio-Informatiker David Haussler von der University of California in Santa Cruz konnte zusammen mit Frank Jacobs von der Universität Amsterdam und Sofie Salama von der University of California in Santa Cruz im Mai 2018 zeigen, dass die bei Menschenaffen vorhandenen inaktiven und daher der Selektion entzogenen Vorstufen der NOTCH2NL-Gene durch eine mehrfache partielle Verdoppelung des für die Hirnentwicklung zuständigen Gens NOTCH2 aktiv werden. Das geschieht nur bei menschlichen Embryonen. Fossilienfunde weisen darauf hin, dass dieser Sprung vor drei bis vier Millionen Jahren stattfand.
Allmähliche Veränderungen infolge zufälliger genetischer Mutationen und der natürlichen Selektion spielten, soweit wir heute wissen, nur in den relativ ruhigen Phasen zwischen den Sprüngen die Hauptrolle. Die allermeisten zufälligen Mutationen führen zu Krankheiten, wenn nicht zum vorzeitigen Ableben der betroffenen Organismen. Nur wenige Veränderungen erweisen sich als vorteilhaft im „Kampf ums Dasein“. (Ein Ausdruck, der nicht auf Charles Darwin, sondern auf den liberalen Sozialphilosophen Herbert Spencer zurückgeht.) Deshalb dient diese Form der Selektion (Mikroevolution) ausschließlich der Arterhaltung. Sie ist nicht in der Lage, neue Arten mit einem eigenen Bauplan und einer artspezifischen Betriebs-Software hervorzubringen.
Aber wann und wodurch wurden Primaten zu Wesen, denen die Qualität des Menschseins eigen ist? Anhand von Knochenfunden und Genanalysen kann diese Frage nicht beantwortet werden. Weiterlesen
Fact Checking: Es gibt keine theoriefreien Fakten
Edgar L. Gärtner
Das in den letzten Jahren in Mode gekommene Fact Checking hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Denn spätestens seit Immanuel Kant (1724-1804) sollten wir wissen, dass isolierte Beobachtungsdaten nichts besagen. Aussagekraft bekommen sie erst als Bestandteil eines nachvollziehbaren Erklärungsversuchs. Durch Real- und Gedankenexperimente testen und vergleichen können wir nur unterschiedliche Hypothesen bzw. Modelle über reale Zusammenhänge. Wir haben, außer in der begnadeten Mystik, keinen direkten Zugang zum „Ding an sich“.
In der nüchternen wissenschaftlichen Forschung arbeiten wir stattdessen mit mehr oder weniger übersichtlichen Modellen. Das können schlichte Gedanken-Konstrukte, aber auch mathematische Formeln, Versuchstiere oder Computersimulation sein, die mithilfe von Gedanken- und/oder physischen Experimenten überprüft werden können. Dabei geht es nicht primär um die naive Gegenüberstellung von Modell und Beobachtungsdaten, sondern um den Vergleich verschiedener Erklärungsversuche. Weiterlesen
Dummheit ist unverzeihlich
Edgar L. Gärtner
Die Mehrheit meiner Zeitgenossen scheint Dummheit für ein fundamentales Menschenrecht zu halten. Ich selbst halte Dummheit (wie Neid) für eine schwere Sünde – in der Tendenz sogar für eine Sünde wider den Heiligen Geist. Bekanntlich gibt es für solche Sünden nach der Bibel keine Vergebung. Bei Matthäus 12,31 heißt es: „Sogar, wer den Menschensohn beschimpft, kann Vergebung finden. Wer aber den Heiligen Geist beleidigt, wird niemals Vergebung finden, weder in dieser Welt noch in der kommenden.“ Es fällt überdies auf, das Jesus, der unverschuldet in Not geratenen Menschen jede nur erdenkliche Hilfe zukommen ließ und sogar am Sabbat Kranke heilte, im Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen (Matthäus 24,25) kein Wort des Bedauerns oder Mitleids gegenüber den leer ausgegangenen findet. Weiterlesen
Energiepolitik: Frankreich in der Falle des Sowohl-als-auch
Edgar L. Gärtner
Kernkraftwerk Cattenom an der Mosel (Wikipedia)
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und seine Ministerpräsidentin Elisabeth Borne sind dabei, die Franzosen auf einen harten Winter vorzubereiten. Das staatliche TV-Programm „France 2“ stimmt sein Publikum tagtäglich auf rotierende Stromsperren („Brown Outs“) von jeweils zwei Stunden ein, mit deren Hilfe der monopolistische Netzbetreiber RTE den im Januar schon bei einer mittelschweren Kältewelle drohenden flächendeckenden „Blackout“ verhindern will. Etwa 60 Prozent der Franzosen werden davon betroffen sein. Relativ sicher können sich nur die Bewohner der Pariser Kernstadt fühlen, weil die dort angesiedelten Ministerien, Kommandanturen, Geheimdienstzentralen, Generaldirektionen usw. als unabkömmlich für die Aufrechterhaltung der Staatsmacht gelten. Die Franzosen mussten mit Erschrecken zur Kenntnis nehmen, dass bei planmäßigen Stromabschaltungen selbst die Notruf-Systeme außer Betrieb sein werden. Wer dann verunglückt, hat einfach Pech gehabt. Der Grund der ganzen Aufregung: Kurz vor dem meteorologischen Winteranfang stehen dem Land, in dem überwiegend elektrisch geheizt wird, nur etwa 30 Gigawatt, das heißt weniger als die Hälfte seiner Kernkraft-Kapazität von insgesamt 61,4 GW zur Verfügung. Weiterlesen
Ist die Klimapolitik mit sozialer Marktwirtschaft vereinbar?
Edgar L. Gärtner
Wie die gefährlichen Verkehrsblockaden durch Aktivisten der „Letzten Generation“ und deren moralische wie finanzielle Unterstützung durch das Habeck-Ministerium der von den Grünen dominierte Berliner Ampel-Regierung, die christlichen Kirchen und politisierte Großkonzerne demonstrieren, ist die politische Auseinandersetzung um die finanzielle Förderung von Wind- und Solarstrom und die Verlängerung der Laufzeit der letzten in Deutschland noch betriebenen Kernkraftwerke längst zu einem Glaubenskampf geworden, in dem Sach-Argumente kaum mehr zählen. Es geht in der Auseinandersetzung mit den „grünen Khmer“ um Leben oder Tod. Wie könnte man da eine dauerhafte und letztlich zerstörerische Spaltung der Gesellschaft noch verhindern?
Nils Goldschmidt und Arnd Küppers sehen hier in einem kürzlich in der Frankfurter Allgemeinen hinter einer Bezahl-Schranke veröffentlichten Aufsatz Parallelen zu den Konflikten, die die Weimarer Republik zerrissen und Hitler an die Macht gebracht haben. Diese Konflikte wurden im Westen erst nach der bedingungslosen Kapitulation Hitler-Deutschlands zeitweilig überwunden – und zwar durch die Idee der „Sozialen Marktwirtschaft“, die der protestantische Ökonom Alfred Müller-Armack erstmals in seinem 1947 erschienenen Buch „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“ entwickelte. Müller-Armack war einer der engsten Berater Ludwig Erhards, der 1948 im Zuge der Währungsreform mit seinem mutigen Schritt der Abschaffung von Preiskontrollen und Rationierung den Weg zum westdeutschen „Wirtschaftswunder“ freimachte.
Ökonomie der Versöhnung
Müller-Armack schrieb sein wegweisendes Buch im katholischen Kloster Vreden in der Nähe der niederländischen Grenze. Dorthin war seine Forschungsstelle an der Universität Münster während des Krieges ausgelagert worden. Wie dem ebenfalls protestantischen Ludwig Erhard ging es Müller-Armack nicht vordergründig um eine ökonomische Wachstumsstrategie, sondern um ein gesellschaftliches Reformprojekt, das Aufbrechen der Kartellierung bzw. „Vermachtung“ der Wirtschaft durch die Stärkung des Wettbewerbs auf dem freien Markt. Das „Wirtschaftswunder“ war nicht primäres Ziel, sondern willkommene Nebenwirkung der von ihm angeregten ethischen Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik. Durch das Anfügen des Attributs „Sozial“ zur Marktwirtschaft, so Goldschmidt und Küppers, wollte Müller-Armack signalisieren, dass er die Renaissance der Marktwirtschaft als „Ökonomie der Versöhnung“ verstand, das die Grabenkämpfe, die zur Zerstörung der Weimarer Republik geführt hatten, überwinden sollte. Er bezeichnete das Schlagwort „Soziale Marktwirtschaft“ selbst als „irenische Formel“, als Friedensformel zur Überwindung des Ressentiments zwischen „arm“ und „reich“. Ludwig Erhard hingegen wies wiederholt darauf hin, dass die Marktwirtschaft gar nicht des Attributs „sozial“ bedurfte, da sie an und für sich sozial sei. „Der Markt ist der einzig gerechte demokratische Richter, den es überhaupt in der modernen Wirtschaft gibt“, betonte er im Jahre 1950 im deutschen Bundestag. Weiterlesen
Ingenieure und Wissenschaftler ziehen Bilanz aus 20 Jahren Energiewende
Kritiker auf verlorenem Posten?
Edgar L. Gärtner
Diskussion vor dem CO2-freien Kamin im IBZ der Universität Stuttgart
Ingenieure sieht man so gut wie nie in deutschen TV-Talk Shows. Dabei gibt es unter den führenden Köpfen ingenieurwissenschaftlicher Fachbereiche durchaus Leute (inzwischen oft im Rentenalter), die mit Witz und Verve vortragen können. Das zeigte sich vom 8. bis zum 10. Juli 2022 im Internationalen Begegnungszentrum IBZ des Uni-Campus Stuttgart-Vaihingen. Dort hatte Prof. Dr. André Thess, Inhaber des Lehrstuhls für Energiespeicherung am Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE) für den 8. bis zum 10. Juli zu einer Fachtagung zum Thema „20 Jahre Energiewende“. Als Schirmherrn und Moderator der Veranstaltung gewann Prof. Thess (der in Dresden zu Hause ist) den bekannten Dresdner Politikwissenschaftler Prof. Dr. Werner J. Patzelt. So war gewährleistet, dass die Diskussionen nicht in Fachsimpelei versandeten. Weiterlesen