Veranstaltungen

Der Vortrag von Lord Monckton auf der unten angekündigten 2. Intermationalen Berliner Klima-Konferenz ist inzwischen auf CFACT.TV verfügbar. Wer danach noch glaubt, „Climategate“ beweise nicht, dass es sich bei der These von der menschlichen Schuld an der globalen Erwärmung um eine organisierte Lüge handelt, dem ist nicht mehr zu helfen.

———————————————————————————————————————-

4.12.2009: Zweite Internationale Klimakonferenz in Berlin

Diese Veranstaltung gibt Ihnen die Möglichkeit, wissenschaftliche Fakten jenseits des medien- und politikgerechten Mainstreams zu erfahren und den Referenten vertiefende Fragen zu stellen.

In Kooperation mit dem Europäischen Institut für Klima und Energie (EIKE), Committee for a Constructive Tomorrow (CFACT), dem Haus der Zukunft, dem Liberalen Institut der Stiftung für die Freiheit, dem Institut für Unternehmerische Freiheit (IUF) und dem Bund Freiheit der Wissenschaft.

Programm – 4. Dezember 2009

13:00 Uhr Pressekonferenz

Prof. Dr. S. Fred Singer NIPCC

Christopher Monckton, 3rd Viscount Monckton of Brenchley

Ort: Melia Hotel

Für Simultanübersetzung ist gesorgt.

14.30 Uhr Registrierung

15:00 Uhr Begrüßung

Dr. Holger Thuss European Institute for Climate and Energy (EIKE)

Wolfgang Mueller Institute for Free Enterprise (IUF)

Prof. Dr. S. Fred Singer NIPCC

15:30 Uhr Vorträge

Wie wissenschaftlich ist das IPCC? Bericht aus dem NIPCC

Prof. Dr. S. Fred Singer NIPCC

Climate Change and Science

Christopher Monckton, 3rd Viscount Monckton of Brenchley

Ist Klimaschutz in der heutigen Form sinnvoll?

Prof. em. Dr. Horst-Joachim Lüdecke HTW des Saarlandes

Gletscher als Klimazeugen

Prof. Gernot Patzelt Universität Innsbruck

Ways to see that sensitivity is low

Dr. Lubos Motl The reference frame

Die klimatische Rolle der Sonne und der kosmischen Strahlung

Dr. Henrik Svensmark

Direktor des Centre for Sun-Climate Research des Danish National Space Center (DNSC).

The proposed global sea level rise: observational facts vs modeling!

Prof. em. Nils Axel Mörner ehem. Dekan der Fakultät für Paleogeophysik und Geodynamik an der Universität Stockholm.

18:15 Uhr Pause

18:45 Uhr Panel Session

Current Global Climate Change Policy’s Impact on Science, Economics and Prosperity

20:00 Uhr Fragen & Diskussion

21:00 Ende der Konferenz – Buffet, Signieren der Bücher

Änderungen vorbehalten

======================================================================================================================

26./27. Juni 2008

Hayek-Tage 2008 in Freiburg i. Br.

Programm im Internet

Hier meine Präsentation „Wirtschaftlicher Selbstmord aus Angst vor der Klimakastrophe.“

Die FAZ hat am 30. Juni erstaunlich objektiv über die Podiumsdiskussion in Freiburg berichtet:

„Klima-Planwirtschaft“

Hayek-Gesellschaft diskutiert über Umwelt und Freiheit

ppl. FREIBURG, 29. Juni. Der Versuch der Politik, mit langfristigen Mengenzielen für Kohlendioxid (CO2) und mit Quoten für bestimmte Energieformen den Klimawandel zu beeinflussen, stößt auf große Skepsis bei den Ökonomen der liberalen Hayek-Gesellschaft. Auf ihrer Jahrestagung in Freiburg gab es Warnungen vor einer „Klima-Planwirtschaft“ und einer Einschränkung der Freiheitsräume der Bürger, wenn die Politik immer engere Vorgaben und immer mehr Verbote beschließe. Oft genug sei der ökologische Nutzen der Maßnahmen gar nicht erwiesen. Dagegen seien hohe Kosten und steigende Steuern zu befürchten.

In einer Diskussion zum Thema „Umwelt und Freiheit“ betonte der Biologe und Klimaforscher Josef Reichholf von der Universität München, dass es seit der letzten Eiszeit mehrere stark ausgeprägte Warmzeiten gegeben habe. Diese seien stets günstig für die Entwicklung der Zivilisation und auch der Natur gewesen. So fielen in diese warmen Perioden das Aufkommen des Ackerbaus, die Entstehung der frühen Hochkulturen, die Blüte der Römerzeit und der Aufschwung im Hochmittelalter. Der Beginn der kleinen Eiszeit in der Neuzeit brachte härtere Wetterbedingungen in Europa und mehr Naturkatastrophen, etwa Stürme und Hochwasser. Angesichts des Ausmaßes der klimatischen Schwankungen in der Vergangenheit ohne jedes Zutun der Menschen, das Reichholf in seinem Bestseller „Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends“ beschrieben hat, bezweifelt er die These von einer allein vom Menschen verursachten Erderwärmung der jüngsten Zeit. Es werde aber Druck auf Wissenschaftler ausgeübt, keine kritischen Meinungen zu äußern.

Auch in der Politik gebe es Zweifler, ergänzte der Ökonom und frühere Finanzminister von Sachsen-Anhalt, Karlheinz Paqué (FDP), der nun an der Universität Magdeburg lehrt. „Aber wer sich öffentlich gegen die derzeitige Klimapolitik stellt, der begeht politischen Selbstmord, so aufgeladen ist das politische Klima.“ Im Jahr 2030 verursache Deutschland nur knapp 1,2 Prozent der weltweiten CO2- Emissionen, China dagegen gut ein Viertel, rechnete der Umweltpublizist Edgar Gärtner vor. Europa werde klimapolitisch immer unwichtiger. Die Beschlüsse der Bundesregierung von Meseberg und die EU-Pläne zur Reduktion des Kohlendioxids kosteten die Verbraucher und die Steuerzahler viele hundert Milliarden, wenn nicht gar Billionen Euro. „Ihr messbarer Effekt ist aber gleich null“, meinte Gärtner. „Wenn Deutschland aufhören würde zu existieren, dann würde das Weltklima es nicht einmal merken“, sagte Reichholf. Seiner Ansicht nach wird der zu erwartende Bevölkerungsrückgang in Deutschland von 20 Prozent bis zum Jahr 2050 die CO2-Reduktion von selbst erledigen.

Der Umweltjournalist Michael Miersch kritisierte, dass es in Umweltfragen zu viel Symbolpolitik gebe, die teuer und zuweilen sogar kontraproduktiv sei. Die hochsubventionierte Windkraft habe in Deutschland „bis heute kein einziges konventionelles Kraftwerk eingespart, weil der Wind nicht die konstante Grundlast garantieren kann“, unterstrich er. Als weiteres Beispiel führte Miersch die Produktion von Biosprit an, die zunächst bejubelt wurde, nun aber verteufelt werde. Der Journalist Günter Ederer erinnerte daran, dass jeder einzelne Arbeitsplatz in der deutschen Solarindustrie jährlich mit 153000 Euro subventioniert werde – weit mehr als die 78000 Euro Subvention für jeden Kohlearbeiter.

Allgemein herrschte auf der Tagung Skepsis bezüglich der Aussagekraft von Prognosen. Der Ökonom Klaus-Werner Schatz vom Institut der deutschen Wirtschaft erinnerte daran, dass Umwelt-Apokalyptiker sich bereits in früheren Großprognosen schwer geirrt hätten. „Der weitbeachtete Bericht über ,Die Grenzen des Wachstums‘ des Club of Rome von 1972 hat völlig falsch eine Zukunft von Chaos und Elend vorausgesagt.“ Das Modell sei damals auch mit den modernsten Computern durchgerechnet worden. Doch sei etwa der technologische Fortschritt unterschätzt worden. Weit in die Zukunft gerichtete Makroplanungen beruhten auf einer „Anmaßung von Wissen“, kritisierte auch der Berliner Wirtschaftshistoriker Gerd Habermann. So war der allgemeine Tenor der Vorträge, dass die Zukunft des Klimawandels eher unsicher, die zunehmende Ausbeutung der Steuerzahler hingegen sicher sei.

Text: F.A.Z., 30.06.2008, Nr. 150 / Seite 16

**********************************************************************************************************************

12./13. Juni

Umweltschutz als Freiheitsschutz

Symposium 2008 des Liberalen Instituts, Zürich

Hier das Programm

Die Thesen einiger Referenten stehen nun im Internet:

1. Julian Morris: Wealth, Health and the Environment

2. Edgar Gärtner: Umweltschutz jenseits der Rationalität (Thesen)

**********************************************************************************************************************

24. Mai 2008

3. Heiligenrother Klimagespräch

Tagungsort

Gasthaus Zur Linde, Heiligenroth

Folgende Kernaussagen wurden diskutiert:

1. Das Klimamanifest von Heiligenroth fordert Realitätsbewusstsein in der Politik.

2. Die Natur, nicht menschliche Aktivität, bestimmt das Klima.

3. Der Klimawahn und die CO2-Hysterie führen die Menschen in Armut.

Ein Video über den Konferenzverlauf gibt es bei Google.

************************************************************************************************************************

Am Donnerstag, dem 18. Oktober 2007, traf sich die Heiligenroth-Initiative zum dritten Mal

Dieses Mal nicht in Heiligenroth, sondern ein paar Kilometer weiter in der Stadthalle von Montabaur. Auf der Tagesordnung standen unter anderem ein Referat des schweizer Architekten Paul Bossert zum Thema „Die erneuerbaren Energien und die Folgen für die BRD“, ein Referat des Hamburfger Meteorologen und Betriebswirts Thomas Henzow über mangelnde Rentabilität alternativer Energien, insbesondere Windkraftanlagen (WKA) sowie ein Referat des Brandenburger Windkraft-Gegners Wolfgang Neumann über Herz-Kreislauf- und Hirnschäden durch Infraschall von WKA.

Am Samstag, dem 15. September trafen sich in Heiligenroth im Westerwald zum zweiten Male so genannte Klima-Skeptiker, d.h. finanziell nicht oder nicht mehr von Staatsgeldern abhängige Persönlichkeiten, um ihrem im Juli 2007 am gleichen Ort formulierten Klima-Manifest den letzten Schliff zu geben und ihm eine Begründung anzuhängen. Es entstand das

Das Klima-Manifest von Heiligenroth

1. Das Klima ist durch von Menschen verursachte CO2-Emissionen nicht nachweisbar zu beeinflussen.

2. Die aus Klimamodellen abgeleiteten Szenarien der zukünftigen Entwicklung des Klimas sind spekulativ und stehen im Wider¬spruch zur Klimageschichte.

3. In der Erdgeschichte gab es immer Klimawandel mit wechselnden Warm- und Kaltzeiten.

4. Das Spurengas CO2 verschmutzt nicht die Atmosphäre. CO2 ist ein unentbehrlicher Rohstoff für das Pflanzenwachstum und somit Voraussetzung für das Leben auf dieser Erde.

5. Wir setzen uns für einen wirkungsvollen Schutz unserer Umwelt ein und befürworten Maßnahmen, die unnötige Belastungen der Ökosysteme verhindern.

6. Wir warnen davor, unter dem Deckmantel einer heraufbeschwore¬nen “Klimakatastrophe“ Maßnahmen zu ergreifen, die unserer Umwelt nicht nützen und volkswirtschaftlichen Schaden anrichten.

Begründung

Szenarien über die zukünftige Klimaentwicklung werden heute vom UN-Weltklimarat (IPCC) erstellt. Die Regierungen der Welt haben sich seit Rio 1992 zum Handeln gegen den „menschengemachten Klimawandel“ verpflichtet. Alle Maßnahmen beruhen auf der These, daß zusätzliches CO2 in der Atmosphäre seit Beginn der industriellen Revolution ab dem 19. Jahrhundert zu einer Erwärmung im 20. Jahrhundert geführt hat. Grundlage sind unter anderem wenige gemessene Temperaturdaten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, CO2-Daten ab Mitte des 20. Jahrhunderts und Aussagen aus Computermodellen.

Alle naturwissenschaftlichen Grundgesetze belegen jedoch den umgekehrten Zusammenhang, nämlich daß die Temperatur die Ursache für eine Freisetzung von CO2 ist. Der Tagesgang des CO2, die jahreszeitliche Schwankung und die nachgewiesene Zeitverzögerung der CO2-Ausgasung zeigen den eindeutig von der Temperatur gesteuerten Vorgang.

Dementsprechend findet man auch in der 600 Millionen Jahre langen Klimageschichte keinen Hinweis auf eine ursächliche Erwärmung durch CO2. Die mittlere CO2-Konzentration der Luft beträgt zur Zeit 380 ppm (Teile pro Million) und ist derart gering, daß allein dies schon eine dominante Einflußnahme ausschließt. Der durch den Menschen produzierte Anteil beträgt heute ca. 3 % davon, so daß nur 11,4 ppm ( also 0,00114%) nach der Treibhausthese zur Erwärmung beitragen sollen. Dies ist physikalisch unmöglich.

Wettervorhersagen sind bis heute kaum mehr als drei Tage gültig und beruhen nicht auf der Berechnung von Strahlungsverhältnissen, sondern ausschließlich auf wetterbestimmenden Größen, wie Luftdruck, Lufttemperatur, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und weitere Parameter. 71% der Erdoberfläche sind Ozeane, die den größten Wärme- und CO2-Regulator darstellen. Dagegen sind die menschlichen Einflüsse auf das klima durch Städtebau und Landwirtschaft vernachlässigbar. Da Klima vereinfacht Wetterstatistik ist und astrophysikalische Faktoren das Klima nachweislich wesentlich beeinflussen, hat der Mensch keinen Einfluss auf die Klimazonen der Erde.

Anerkannte Rekonstruktionen der Temperaturverläufe und des CO2-Gehaltes der Atmosphäre zeigen einen völlig unabhängigen Verlauf beider Parameter. Die mittlere Temperatur der Erde betrug +22° C, unterbrochen von 4 globalen Kaltzeiten im 150 Millionen Jahre Zyklus. Wir leben heute in einer solchen globalen Kaltzeit. Über einen Zeitraum von 600 Millionen Jahren fiel die CO2-Konzentration von ca. 6000 ppm unregelmäßig auf die heutigen 380 ppm. Eine Korrelation zwischen CO2-Anstieg und dadurch bedingter Temperaturerhöhung ist nicht zu erkennen. Umgekehrt jedoch nimmt bei einer Temperaturerhöhung die CO2-Freisetzung zu.

Auch in den letzten 10 000 Jahren seit der Eiszeit sank die Temperatur um mehrere Grad C und schwankte regelmäßig zwischen Warm- und Kaltzeiten bei einem von der IPCC unterstelltem linearen CO2-Konzentrationsverlauf, woraus zu schließen ist, dass sich die These eines Treibhauseffektes nicht begründen lässt.

Die letzte kleine Eiszeit ist genau so gut historisch dokumentiert, wie die mittelalterliche Warmzeit oder die römische Warmzeit. Kein Computermodell kann bis heute auf der Basis der Erwärmung durch CO2 die Klimaschwankungen der letzten 1000, 10 000 oder 600 Millionen Jahre simulieren.

Hannibal konnte in der ausgehenden römischen Warmzeit mit Elefanten die Alpen überqueren und die Römer gruben in den Alpen in 2800 m Höhe nach Eisen und anderen Erzen. Eis begrub im Laufe der Geschichte die Stolleneingänge, erst im Mittelalter und in der modernen Warmzeit kamen sie wieder zum Vorschein. Bis heute wächst kein Weizen auf Grönland außerhalb Gewächshäusern wie es im Mittelalter zur Zeit der Besiedlung durch die Wikinger der Fall war. Auch die viel höheren Baumgrenzen in den Gebirgen Europas, Asiens und Nordamerikas sind ein Beispiel dafür. Nie mehr seit dem Ende der kleinen Eiszeit sind die Flüsse und Kanäle Hollands und Englands längere Zeit zugefroren und die Gletscher, die bis dahin gewachsen sind, zogen sich entsprechend des Zyklus bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wieder zurück. Seit einigen Jahren fällt die Temperatur wieder und die Gletscher der Südhalbkugel wachsen wieder.

Über die Photosynthese ist CO2 trotz des geringen Gehaltes in der Luft der wesentliche Baustoff organischer Materie auf der Erde. Deshalb ist CO2 auch kein Schadstoff und verschmutzt nicht die Atmosphäre. Mehr CO2 und höhere Temperaturen fördern das Pflanzenwachstum und sichern die Ernährung von Mensch und Tier. Warmzeiten sind ein Segen für ehemals mit Eis bedeckte Landflächen wie Grönland und hat schon immer in der Geschichte zu mehr Lebensqualität, technischer und kultureller Entwicklung geführt, wie z.B. in der Römerzeit und im Mittelalter. Kälte während der Völkerwanderungszeit oder kleinen Eiszeit führte zu Hunger und Tod.

Ideologisch vorgegebene Zielvorstellungen, dass das von Menschen gemachte CO2 Verursacher einer Klimakatastrophe sei, basieren auf unzulänglichen Klimamodellen durch Weglassen wichtiger Parameter, einseitigen Interpretationen wissenschaftlicher Erkenntnisse und Ausgrenzen kritischer Wissenschaftler. Sie rechtfertigen nicht Aufwendungen von vielen Billionen Euro, die der Volkswirtschaft schaden und der Umwelt nicht nützen.

Heiligenroth am 15.09.2007

gez:

Dr. Herbert BACKHAUS, Kurt G. BLÜCHEL, Ernst-Georg BECK, Dieter BER, Paul BOSSERT, Brigitte BOSSERT, Helgo BRAN, Günter EDERER, Werner EISENKOPF, Edgar GÄRTNER, Wilfried HECK, Heinz HOFMANN, Rainer HOFFMANN, Ferdinand Fürst zu HOHENLOHE-BARTENSTEIN, Dieter KRÄMER, Nikolaus LENTZ, Dr. Rainer SIX, Uwe TEMPEL, Heinz THIEME,

==========================================================

21. Juli 2007 in Heilgenroth im Westerwaldkreis: 1. Klimagespräch auf Initiative des Architekten Dieter Krämer

Anläßlich des des kurzfristig anberaumten Treffens in Heiligenroth, Westerwaldkreis, an dem neben Architekten und Naturwissenschaftlern auch Ökonomen teilnahmen, haben 15 Erstunterzeichner das folgende

Klimamanifest von Heiligenroth

verfaßt und unterschrieben:

1. Wetter und Klima sind durch CO2 nicht beeinflussbar und deshalb durch Menschen nicht schützbar.

2; Die aus Klimamodellen abgeleiteten Prognosen der Zukunft des Weltklimas sind spekulativ und stehen im Widerspruch zur Klimageschichte.

3. In der Erdgeschichte gab es immer Klimawandel mit sich abwechselnden Warm- und Kaltzeiten.

4. CO2 verschmutzt nicht die Atmosphäre. Kohlenstoffdioxid ist der wichtigste Rohstoff für das Pflanzenwachstum und damit für die Ernährung der Menschheit.

5. Wir setzen uns für einen wirkungsvollen Schutz unserer Umwelt ein.

6. Wir warnen davor, unter dem Deckmantel einer „Klimakatastrophe“ unsere Umwelt in kontraproduktiver Weise zu schädigen und zweifelhafte Interessen zu bedienen.

Heiligenroth am 21.07.07

Gezeichnet: (Die Namen der Unterzeichner können individuell erfragt werden.)

Impressum: Paul Bossert, Architekt, Rainstr. 23, CH 9855 Oetwil a. d. Limmat

===========================================================

15. und 16. Juni im NDR-Konferenzzentrum, Hamburg-Lokstedt: Jahrestagung 2007 des „netzwerk recherche“

Am 16. Juni von 18:00 bis 19:30 Uhr nahm ich dort an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Noch Wetter – oder schon Klima. Wissenschaftsjournalismus in Zeiten von Global Warming “ teil. Mit auf dem Podium: Prof. Dr. Hartmut Grassl (MPI f. Meteorologie, Hamburg), Maja Göpel (World Future Council), Prof. Dr. Anita Engels (Centrum für Globalisierung und Governance, Uni Hamburg), Ulrich Kelber (stellv. Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion), Moderation: Julia Stein (Medienmagazin ZAPP, NDR).

Zur Vorbereitung dieser Konferenz habe ich den folgenden Fragebogen beantwortet:

1) Wie beurteilen Sie die Qualität der Medienberichterstattung über Wetterphänomene und die Debatte über die Klima-Veränderung?

Ich finde, die Berichterstattung über das Wettergeschehen hat sich in den letzten Jahren verschlechtert. Dabei stört mich nicht nur die beinahe ständige Dramatisierung, mit der den Konsumenten – ob gewollt oder ungewollt – nahe gelegt wird, Wetterextreme aller Art (sei es nun Kälte, Hitze, Sturm, Trockenheit oder Überschwemmung) als Vorzeichen einer nahenden „Klimakatastrophe“ zu deuten. Sowohl die Printmedien als auch die audiovisuellen Medien vermitteln dem Publikum keine übersichtlichen Bilder des Wettergeschehens, wie sie seit nun etwa drei Jahrzehnten von Wettersatelliten geliefert werden. Je schärfer und schöner die Satellitenfotos werden, desto weniger sieht man davon in Zeitungen oder im Fernsehen. Diese Bilder und ihre dichte zeitliche Auflösung lassen z.B. erkennen, dass nicht Tiefdruckgebiete (mit dünner, warmer Luft) die atmosphärische Zirkulation antreiben, sondern Hochs mit schwerer Kaltluft. Tiefdruckwirbel sind in unseren Breiten Begleiterscheinungen der von der Polarregion herunterziehenden Hochs, nicht umgekehrt. Die Zahl und die Frequenz dieser Kältehochs und damit die Häufigkeit von Wetterwechseln hat sich seit den 70er Jahren signifikant erhöht. In der beobachtbaren Beschleunigung der Luftmassen-Zirkulation besteht m. E. im Kern der Klimawandel. Die Entwicklung der Durchschnittstemperatur (zwischen Messpunkten, die z. T. Tausende von Kilometern auseinander liegen) ist demgegenüber m. E. weniger aussagefähig. Es wird nicht überall auf der Erde wärmer. Neulich mussten zwei tapfere Frauen, die mitten im Winter zum Nordpol aufgebrochen waren, um gegen die globale Erwärmung zu demonstrieren, bei minus 73 Grad Celsius aufgeben.

2) Was sind aus Ihrer Sicht derzeit die größten Auswüchse und Missverständnisse in der Debatte? Was vermissen Sie? Worauf könnten Sie verzichten?

Statistische Konstrukte wie das Klima (der langjährige Durchschnitt des Jahresgangs der Temperatur und der Niederschläge in einer bestimmten Region im Unterschied zu einer anderen) oder auch die nirgends messbare Durchschnittstemperatur über den Landmassen bekommen ein Eigenleben. Man redet darüber, als seien es Persönlichkeiten mit einem eigenen Willen. So entstanden Unworte wie „Weltklima“. Wie könnte man dieses überhaupt definieren? Oder „Klimaschutz“: Was soll da geschützt werden? Ein Mittelwert? Für noch schlimmer halte ich das oft gebrauchte Schlagwort „Klimakiller“. Kann man ein Klima umbringen? Für ebenso bedenklich halte ich es, wenn „Experten“ beim Thema „Klima“ mit dem Begriff „Gleichgewicht“ kommen. Ich halte als Sprach-Handwerker ein solches Vokabular schlicht für eine Form semantischer Umweltverschmutzung. Die lieben Kolleginnen und Kollegen sollten sich, auch wenn sie von wissenschaftlichen Kontroversen wenig verstehen, zumindest darum bemühen, nur sauber definierte Begriffe zu verwenden. Viele Missverständnisse könnten so von vornherein ausgeschlossen werden.

3) Ist derzeit überhaupt eine differenzierte Diskussion möglich? Haben abweichende Meinungen momentan eine Chance gehört zu werden?

Eine differenzierte Diskussion ist schwierig. Ich kann ja selbst ein Lied von vielfältigen Zensurmaßnahmen in der deutschen Presse (alle im Interesse einer „guten“ Sache, versteht sich) singen. Große Tageszeitungen und Wochenmagazine, für die ich früher problemlos schreiben konnte, haben mir schwarz auf weiß mitgeteilt, mir keine Beiträge über Klimafragen mehr abnehmen zu wollen. Zum Glück konnte ich teilweise in die Schweiz oder ins französischsprachige Ausland ausweichen. Ich kenne aber jemanden, der nicht so locker ausweichen kann. Dieser wird nun schon zum wiederholten Male vor Gericht gezerrt, weil er unrichtige Angaben in Prospekten der Solar-Industrie kritisiert hat.

In jüngster Zeit sehe ich aber gewisse Anzeichen einer Wende. Viele Kollegen haben es wohl satt, die immer gleichen, schlecht begründeten Katastrophenwarnungen zu wiederholen. Dafür gibt es neuerdings wachsenden Druck von Seiten der Wirtschaft, auf dem eingeschlagenen Weg fortzufahren, weil große Konzerne (insbesondere der Finanzbranche) inzwischen Milliarden in den „Klimaschutz“ und in „erneuerbare“ Energien investiert haben, auch wenn niemand recht weiß, was das ist. Auch die Politik drückt aufs Tempo, versucht, mithilfe des Treibhausgas-Emissionshandel-Gesetzes und des Aufbaus von CO2-Quotenzuteilungsbürokratien vollendete Tatsachen zu schaffen, bevor überhaupt klar geworden ist, worin der Klimawandel besteht. Es zeichnet sich übrigens ab, dass es auf der Erde schon bald wieder kühler werden wird. Möglicherweise werden die Menschen schon in 10 Jahren der „globalen Erwärmung“ nachtrauern.

4) Wie bewerten Sie die Reaktion einiger Medien (u.a. „Der Spiegel“), die nach der „Dramatisierung“ massiv vor Übertreibungen der Thematik warnen und wissenschaftliche Befunde in Zweifel ziehen?

Gegenfrage: Was verstehen Sie unter „wissenschaftliche Befunde in Zweifel ziehen“? Sollte es sich dabei um die These vom „Treibhauseffekt“ handeln? Diese These ist experimentell weder beweisbar noch ohne weiteres widerlegbar. Nach dem Philosophen Karl Popper gehören solche Aussagen in die Schublade „Religiöses“. Kein Wunder, von daher gesehen, dass der UN-Klimarat IPCC nicht den wissenschaftlichen Disput pflegt, sondern wie ein vatikanisches Konzil nach der Einheit des Glaubens sucht.

Meines Erachtens haben „Der Spiegel“ oder neuerdings „Cicero“ in letzter Zeit die Dramatisierung etwas zurück genommen, weil es dort Leute gibt, die spüren, dass bei Glaubensfragen wie der nach der richtigen „Klimapolitik“ ihr Allerheiligstes, nämlich die persönliche Freiheit, auf dem Spiel steht. Manche fürchten wohl auch, sich bald Lizenzen zum Atmen kaufen zu müssen. Eine Rolle spielt sicher auch die Tatsache, dass die von den meisten Medien inszenierte Aufregung nur in geringem Maße auf „Normalbürger“ übergegriffen hat. Nach einer Allensbach-Umfrage zu urteilen, bleiben die Deutschen angesichts des apokalyptischen Trommelfeuers in Fernsehkanälen und Printmagazinen überwiegend gelassen und zum Teil sogar stur, weil sie sich wahrscheinlich, den bei ihnen noch vorhandenen Resten gesunden Menschenverstandes folgend, sagen, dass das Wetter ohnehin kommt, wie es kommt, und man sich dementsprechend leichter oder wärmer anziehen muss. Manche sehen darin auch einen Abstumpfungseffekt unter dem Einfluss eines Daueralarms. Wie dem auch sei: Jedenfalls sehen Marketing-Leute durchaus die Gefahr eines apokalyptischen Overkill mit negativen wirtschaftlichen Folgen – nicht nur für ihre eigenen Produkte. Sie fürchten, den Kontakt mit den „Normalverbrauchern“ zu verlieren. Ich persönlich vermute z.B., dass die große Zurückhaltung potentieller Kleinanleger bei Aktienkäufen auch damit zu tun hat, dass diese spüren, dass der gegenwärtige Aufschwung der Solarindustrie und anderer Branchen nicht von Dauer sein kann, weil er z. T. auf spekulativen Geschäften mit heißer Luft beruht.

5) Wie haben Medientrends wie die unterhaltend aufbereitete TV-Wettervorhersage die Berichterstattung über das Thema geprägt und verändert?

Da es für uns Menschen, außer der Freiheit und der Liebe, kaum etwas wichtigeres gibt als das Wetter, finde ich es im Prinzip gut, wenn die Medien bei diesem Thema mehr Kreativität investieren. Nur sollten sie m. E. mehr mit den aufschlussreichen Satellitenbildern arbeiten und nicht nur eine einzige Schule der Meteorologie zu Wort kommen lassen.

6) Was halten Sie von Kampagnen, wie sie z. B. BILD mit Greenpeace, BUND und WWF unter dem Motto „Rettet unsere Erde“ gestartet hat?

„Rettet unsere Erde!“ ist eine unsinnige Parole, denn niemand (abgesehen von „Außerirdischen“ oder auf uns zurasenden Himmelskörpern) könnte die Erde oder auch nur ihr lebendes Häutchen, die Biosphäre, zerstören. „Rettet die Menschen!“ wäre schon sinnvoller. Aber diese stehen bei den genannten Verbänden nicht im Mittelpunkt. Sehr konsequente Vertreter der Umweltbewegung haben längst (unter Applaus!) die Dezimierung des „Klimaschädlings“ Mensch auf einen Bruchteil der heutigen Bevölkerungszahl gefordert. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen in und mit Umweltverbänden bin ich zum Schluss gekommen, dass die meisten von ihnen sich zu Unrecht als NGO bezeichnen, d.h. nicht wirklich unabhängig von Regierungen sind, sondern vor allem auf EU-Ebene z. T. über die Hälfte ihres Budgets mit staatlichen Zuschüssen decken. Das gilt zwar nicht für Greenpeace. Aber diese Organisation betreibt dafür gegenüber Firmen eine Form von Fundraising, die auf Schutzgelderpressung hinausläuft (aktuell z.B. beim Discounter Lidl). Andere Verbände machen das, weil’s so schön läuft, immer häufiger nach. Einer Zusammenarbeit von Medien mit solchen Organisationen stehe ich folglich sehr kritisch gegenüber. Sie widerspricht m. E. der journalistischen Ethik fundamental.

7) Warum gehen die Medien auf das Thema erst jetzt so ausführlich ein, nachdem die Probleme doch schon seit Jahrzehnten bekannt sind?

Ich habe nicht den Eindruck, dass sich die Medien besonders spät des Themas angenommen haben. Vielmehr gab es gerade in Deutschland von Anfang an eine Art Symbiose zwischen Massenmedien, einer Fraktion der Wissenschaft und der Politik. Der bekannte „Spiegel“-Titel mit dem Kölner Dom im Wasser erschien vor der Gründung des UN-Klimarates IPCC. Es gab also zu diesem Zeitpunkt nicht einmal den Anschein eines Konsenses der Wissenschaft zum Thema „Klimawandel“. Dabei waren m. E. nicht die Grünen die treibenden Kräfte, sondern spielten eher die Rolle nützlicher Idioten der Atom-Lobby und der Konzerne, die „erneuerbare“ Energien als neues Geschäftsfeld ausgemacht haben. Naturgemäß verlief die Medienaufmerksamkeit wellenartig. Die neueste Welle, anlässlich der Vorstellung der letzten IPCC-Berichte, übertraf die vorhergehenden lediglich im Grad der Hysterie. Ich sehe darin eine Art „letztes Aufgebot“, um ihr Lieblingskind, die „Klimapolitik“ beziehungsweise CO2-Quotenwirtschaftschaft nach dem Muster des Kioto-Protokoll, angesichts des nahenden G-8-Gipfels in Heiligendamm doch noch zu retten.

8) Welchen Anteil an der zeitverzögerten Wahrnehmung hat Wissenschaft selbst?

Diese Frage verstehe ich nicht. Die Wissenschaft hat doch in Gestalt von Svante Arrhenius die spekulative Treibhaus-Hypothese schon vor über 100 Jahren in die Welt gesetzt. Zwischenzeitlich wurde diese aufgrund spektroskopischer Messungen des Absorptions- oder Transmissionsvermögens verschiedener „Treibhausgase“ wieder ad acta gelegt. Dann wurde sie in den 60er Jahren von Roger Revelle, einem der akademischen Lehrer Al Gores, wieder hervorgeholt, und zwar in der Form einer positiven Rückkoppelung zwischen dem vermuteten minimalen Effekt von CO2 und dem potentiell sehr viel größeren Effekt von Wasserdampf. Revelle selbst hat sich kurz vor seinem Tode in einem Artikel von dieser These distanziert, weil er merkte, wie falsch sie interpretiert werden konnte. Al Gore bezichtigte daraufhin Revelles Mitautor, den Physiker Fred Singer, den senilen Mann manipuliert zu haben. Es gab deswegen ein Gerichtsverfahren in den USA, das Gore verlor. Es gelang Gore aber durch geschickte Medienarbeit, dennoch bis heute als Sieger zu erscheinen. Doch Tatsache bleibt, dass es über so genannte Treibhausgase seit über einem halben Jahrhundert keine wirklich neuen wissenschaftliche Erkenntnisse gibt

9) Sind Publikumsmedien überhaupt in der Lage, komplexe wissenschaftliche Themen verständlich und fundiert zu vermitteln?

Bei Printmedien sehe ich da keine prinzipiellen Grenzen. Ich denke aber, Wissenschaftsjournalisten sollten sich, um ihren Lesern die Orientierung zu erleichtern, mehr darauf konzentrieren, ein zeitgemäßes Weltbild zu vermitteln, das auch philosophischer Kritik standhält. Allzu oft stellt man die Natur als mehr oder weniger harmonisch geordnetes „System“ dar und tut obendrein so, als wüssten wir schon zu 90 Prozent, wie alles zusammenhängt. Dadurch verleitet man die Leser dazu, an die Wissenschaft Ansprüche zu stellen, die sie gar nicht erfüllen kann. Wir sollten jedoch m. E. mit Immanuel Kant und seinen Nachfolgern wie Karl Popper davon ausgehen, dass Systeme immer Schöpfungen unseres Verstandes sind und es keine letzten Gewissheiten über reale Zusammenhänge geben kann. Die Natur ist kein System, sondern ein Möglichkeitsraum. System bringen erst die Menschen aufgrund ihrer Nutzungsinteressen hinein. Mit anderen Worten: Keine Wissenschaft kann uns sagen, wo’s lang geht. Wissenschaften helfen uns aber manchmal, indem sie uns sagen, was nicht möglich ist. Deshalb ist es wichtig, dem Publikum nicht nur zu erklären, was alles geht, sondern mehr noch das, was mit Sicherheit nicht geht. Beispiele: Steine und Äpfel können nicht nach oben fallen. Ein Perpetuum mobile kann es nicht geben. (Der hier angesprochene 2. Hauptsatz der Thermodynamik ist übrigens ein grundlegender Einwand gegen die Hypothese vom Treibhauseffekt, denn diese geht davon aus, der von der Sonne erwärmte Erdboden werde durch „Rückstrahlung“ aus der kühleren Luft zusätzlich aufgeheizt.)

10) Wie beurteilen Sie den Umgang der Politik mit dem Thema? Wie gut ist Politik in Sachen Wetter und Klima beraten? Sind von der Politik nachhaltige Lösungsvorschläge zu erwarten?

Die Politik trägt die Hauptschuld an der gegenwärtigen Konfusion. Da sich die gegen Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts aus der Taufe gehobene klassische Umweltpolitik, die Eindämmung messbarer Beeinträchtigungen der Qualität von Wasser und Luft mithilfe von Kläranlagen und Filtern, als überaus erfolgreich erwies, ja vielleicht sogar zum einzigen noch „ankommenden“ Politikmodell wurde, gerieten Politiker in die Versuchung, dieses Modell auf die vorbeugende Vermeidung hypothetischer Zukunftsprobleme auszudehnen, um der Gefahr zu entgehen, sich selbst überflüssig zu machen. Die Begründung für die Sorge um ungelegte Eier lieferte das so genannte Vorsorgeprinzip. Es zeigte sich, dass dieser Ansatz insbesondere in Gestalt der (eher virtuellen) „Klimapolitik“ — weil er an der verbreiteten heidnischen Angst anknüpft, die Götter könnten uns bestrafen, indem sie den Himmel einstürzen lassen – bei den Wählern noch erheblich mehr Zuspruch fand als die klassische „end-of-the-pipe“-Umweltpolitik.

Ausprobiert hat das als erste die damalige britische Premierministerin Margaret Thatcher. Ihr kam das Argument, Kohlendioxid sei „klimaschädlich“ wie gerufen, als sie sich anschickte, die streikenden Gewerkschaften der englischen Kohlekumpel in die Knie zu zwingen. Thatcher gab neben dem US-Klimaforscher James Hansen auch entscheidende Anstöße für die Gründung des zwischenstaatlichen Klimarates IPCC. In dessen Statuten steht der Auftrag, nach Argumenten zu suchen, die den menschlichen Einfluss auf die Klimaentwicklung belegen und es ermöglichen, den Menschen die Schuld am Klimawandel zuzuschieben. Eine offene Debatte zwischen verschiedenen Schulen der Klimaforschung stand von vornherein nicht im Aufgabenheft des IPCC.

Man stelle sich einmal vor, eine solche Verknappung wissenschaftlicher Expertise sei das Ziel der Einrichtung des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung gewesen! Zu recht hat man hier (bislang zumindest) auf Pluralismus Wert gelegt. Durch die Einrichtung des IPCC haben sich die beteiligten Regierungen in die Abhängigkeit von den Interessen jener Schule der Klimaforschung begeben, die numerischen Computersimulationen einen höheren Stellenwert einräumt als der direkten Beobachtung des Wettergeschehens mithilfe von Satelliten. Die Politik hat also – mit welchen Hintergedanken auch immer – selbst dafür gesorgt, dass sie in Fragen der Meteorologie schlecht beraten wird.

Mit den Erfahrungen mit dem „wissenschaftlichen Sozialismus“ im Hinterkopf stehe ich heute jeglichen Versuchen, Politik wissenschaftlich zu begründen, skeptisch gegenüber. Wir sehen heute, angesichts der absehbaren vagen Resultate des G-8-Gipfels, dass „Klimapolitik“ nach Kioto-Muster in die Sackgasse führt. Die enge Symbiose zwischen Politik, Massenmedien und Klimaforschung muss aufgelöst werden. Meteorologie und Klimatologie müssen, soweit sie sich als nicht an Tagesinteressen gebundene Grundlagenforschung verstehen, wieder in den „Elfenbeinturm“ zurückkehren. Sie dürfen gar nicht wissen, woher und warum sie das dafür nötige Geld bekommen. Es muss ausgeschlossen werden, dass eine Minderheit von Forschern mithilfe von Panikmache auf Kosten der Steuerzahler und weniger zeitgeistiger Forscher die Anschaffung immer leistungsfähigerer Großrechner durchsetzen können, ohne in der Lage zu sein, damit zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Wir brauchen gute Computer, um Mess- und Beobachtungssatelliten ins Weltall zu bringen. Wir brauchen aber keine Riesen-Computer, um Hypothesen zu simulieren, die dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik widersprechen.

11) Heute in den Schlagzeilen, morgen aus dem Sinn. Was ist zu tun, damit es in Sachen Global Warming anders läuft als bei BSE oder der Vogelgrippe?

Im Unterschied zur BSE-Krise oder zur H5N1-Gefahr handelt es sich beim Klimawandel um einen ganz allmählichen Prozess, dessen Richtung derzeit noch gar nicht klar auszumachen ist. Alle Warnungen vor einem jähen „Umkippen“ des „Klimasystems“ haben sich als unbegründet erwiesen. Der Höhepunkt des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur scheint schon hinter uns zu liegen. Jedenfalls ist der für 1998 errechnete (nicht gemessene!) Wert seither nicht mehr erreicht worden. Astronomen erwarten für die kommenden Jahrzehnte aufgrund der Beobachtung von Sonnenzyklen eine weitere Abkühlung. Wie ich die Menschen kenne, halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass diejenigen, die die Klima-Panik zu ihrem Geschäftsmodell erkoren haben, zu gegebener Zeit blitzschnell umschwenken werden, um uns dann vor dem Hereinbrechen der nächsten Eiszeit zu warnen. Das Skript zu Roland Emmerichs Machwerk „The Day After Tomorrow“ bräuchte zu diesem Zweck kaum verändert werden, sondern könnte problemlos als eine Art Allzweckwaffe stofflich wiederverwertet werden. Ich kann nur hoffen, dass das Publikum solcher Art von Unterhaltung bald überdrüssig wird. (Mai 2007)

The Market, a Civilizing Achievement

The market – our greatest civilizing achievement

by Edgar Gärtner*)

Europe’s writing fraternity loves making fun of creationism; that religious belief cloaked in scientific terminology and dubbed ‘intelligent design’- currently so aggressively promoted throughout America’s Bible Belt. Yet, across Europe, many commentators are helping promote a world view which has a great deal in common with that much derided theory. What’s at issue is Europe’s abject rejection of unfettered free trade and unchecked market globalization. They decry free trade in the name of social justice, precautionary measures and sustainable development. Their argument implies that our market economy is primitive – morally inferior to allegedly ‘superior’ systems based on constructivism. In today’s Europe, the Precautionary Principle has clearly assumed that very same place held by Divine Providence in the theology-centred pre-Darwinian world order.

The commentators’ propaganda is hitting its mark. More than 50 percent of Germans are against the market economy. Almost three quarters of the French are even convinced that their country would be better off were they all to become civil servants of the state. Yet, instead of rising to new challenges, people are increasingly seeking refuge in the disempowering embrace of the authoritarian state. Only such things as farmers’ markets and craft fairs inspired by romantic rustic notions are currently doing well across Europe, as are manipulated political playing fields, viz the wrangling over greenhouse gas emission rights. Even in the US there is growing support for protectionist efforts.

This begs the question whether, and to what extent, the free market is compatible with human nature. Likewise, to what extent can humankind afford to do without the market – to lay aside competition as the key tool for the management of food supplies, raw materials, financial and scientific resources. In the US, researchers such as Leda Cosmides and John Tooby (University of California, Santa Barbara), founders of the school of Evolutionary Psychology, are investigating this very question. Their starting point: If the slogan “One world” has any sort of relevance, then we should broadly treat psychology, sociology or economics as branches of biology.

Researchers in evolutionary psychology are also investigating whether, and under what circumstances, collectives make more intelligent decisions than lone individuals. We have long been aware that large-scale collectives do not necessarily make better decisions. Gustave Le Bon developed the theory of crowd psychology more than a century ago. As modern research into the psychology of mobs confirms, a mob has less brain power than the most dim-witted rabble straggler. Instead of getting support from the collective effort, individuals within a group become intellectually bogged down in this amorphous mass of humanity.

The creation of hierarchical societies is one of the historical prerequisites of smart collective decision-making. The family is such a society’s smallest unit and is integrated into a clan which, research tells us, has served for generations as the means of exchange and as a mechanism to convey experience. For around one and a half million years, humankind subsisted as hunter-gatherers in bands with no more than 150 members; these were bound together by a pronounced sense of “us” – a palpable group egoism. A corresponding enmity towards competing clans reinforced this bonding mechanism. Our brains have developed specialist adaptations for this clan-based way of life, each designed to help solve the problems that these small bands of humans confronted on a daily basis.

Humankind first began living in larger groups a mere 10,000 years ago; this transition came hot on the heels of the Neolithic revolution which brought agriculture and livestock-raising. New technology now enabled modest food and clothing surpluses, thus the first towns sprang up, their inhabitants no longer obliged to eke out an existence through hunting or foraging. Some 10,000 years are insufficient, the human brain is still struggling to adapt to this new ecological niche and seismic shift in living, even if neurologists and paleontologists can demonstrate that the human brain has evolved more rapidly than previously considered. For example, in the past 10,000 years, it has in fact developed new skills such as perfecting our speech capacity. However, one thing still holds true: we are called upon to function in the modern world using stone-age brains.

The human brain was simply not designed to solve problems collectively, especially those that concern more than 150 individuals. Much has been written in recent years about ‘150’ – that magic number that tips the scales, as highlighted by “The Tipping Point” that bestseller authored by celebrated American journalist Malcolm Gladwell (New York 2000). The Anabaptist sect the Hutterites’ have a well-known rule of thumb: collectives that grow larger than 150 members are better off splitting into two or more relatively independent communities. This guideline has also been adopted by several internationally-renowned big businesses! It’s not by chance that the average person’s address book entries seldom top that magic number. It is quite a feat for any one individual to personally know and keep track of more people than that at any one time.

To date, humankind has only developed two means to address problem-solving for collectives topping 150 members: the market and bureaucracy. The market attempts to balance the wants and needs of many with the knowledge of how to satisfy those needs and thus ensure the survival of bigger collectives; it predates and is clearly more effective than bureaucracy. Archeological excavations tell us that Cro-Magnon man practiced the division of labour and engaged in long-distance trade – such advantages enabled our ancestors to survive the last Ice Age. The Neanderthals who inhabited Europe at the same time were more robust physically than their Cro-Magnon counterparts. However, Neanderthals died out as they most likely never made the mental leap between personal direct exchange within the clan and impersonal exchange in the broader marketplace.

The human brain is poorly equipped to deal with markets, witness our hard-wired instincts such as promoting the interests of the clan and our obsession with hierarchy and jealousy. Hunter-gatherers think in terms of a zero sum game; they cannot grasp that the exchange of goods and services adds value and that this creates economic growth. This mental block engenders a deep-seated aversion towards strangers and long-distance trade.

The first, and most important, cultural achievement in human history centred on conquering this aversion. By overcoming our reticence towards long-distance trade and impersonal exchange Homo first became sapiens. Friedrich August von Hayek, awarded the Nobel Prize in 1974, set this out clearly: Early man, by contrast to his forefathers who limited themselves to direct exchange within the clan, had to learn to co-exist in two very different worlds: one, the ‘warm’ microcosm held together by family bands and, two, the ‘cold’ macrocosm, an impersonal world governed by the abstract marketplace rules. We’d be politically incorrect, yet also entirely justified, in describing those people who fail to achieve this very same conceptual leap as pre-human.

We don’t know if it was sheer necessity that drove our prehistoric ancestors to embrace long-distance trade or whether their myths helped them to overcome that fear of the unknown implicit in engaging in anonymous trade over extended distances. We can assume that prehistoric people could only place their faith in the impersonal market through the aid of religious symbols, cults and beliefs. The cave paintings they left behind would lead us to suppose this. Certain conceptual adaptations would have served them which are proving better suited to modern-day life than those touched on thus far. These include the concept of property ownership, the power of empathy, engendered courtesy of so-called mirror neurons; similarly, altruism, and the willingness to trade with strangers for mutual advantage.

The human brain has a strong predisposition towards bureaucratic thinking which outweighs its ability to trade in big impersonal markets. Envy, veiled as the push for equality, constantly sparks new misgivings vis-à-vis the market supply/demand equation. Although humanity most likely owes its survival to free trade and the division of labour, we have all too often given in to the temptation to build up big bureaucratic organizations and to blindly place our trust in these. Thereby laying aside alternative means, such as addressing our needs through adapting existing power structures.

Bureaucracy remains a necessary evil; it cannot ever be entirely eradicated. Even the boldest, most radical classical-liberal, libertarian utopias founded solely on the marketplace and private property rights fail to achieve this. As, even these would need banks and insurance agencies and private protection, if not a fully-fledged army to handle security. Insurance firms and armies are clearly quintessential bureaucratic structures. Also, essential prerequisites for an effective market economy such as bookkeeping and statistics are unthinkable without bureaucratic management structures. Bureaucracy is our fate.

However, we need to steer clear of glorifying bureaucratic solutions or even building them up as religious icons. The assertion that bureaucratic solutions are the sole path to peace and prosperity is a dangerous falsehood. The Stone Age instinct to strengthen one’s power base tends to kick in at every envy-laced big bureaucratic organization. One glance at our bureaucratic neighbour France bears this out.

In order to create a ‘balanced’ relationship between bureaucracy and the market economy – that is, to ensure that envy and self-interest does not stifle all new invention – politics needs to grasp the concept of becoming first and foremost a framework for regulatory policy. Thereby, curbing bureaucracy’s expansionist goals and thus ensuring sufficient scope to develop new ideas through trial and error. However, this becomes impossible wherever politics itself has been shot through by the spirit of bureaucracy.

For example, I see the soon-to-be-adopted EU chemicals legislation REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) as the monster child of bureaucratic arrogance. When I first read the ‘White Paper’ on chemicals safety some five years ago, the Old Testament story of the Tower of Babel immediately sprang to mind. In order to comply with this new White Paper, manufacturers, processors and users of chemicals would be required to conduct tests on more than 40 million laboratory animals and compile around 100 million Chemical Safety Reports (CSR); each of up to 200 pages. Who was supposed to be reading, comprehending and acting on all this? In the meantime, the REACH proposal has been dramatically improved after seasoned industry professionals raised numerous objections to the legislation. This ambitious body of regulations cannot be put into practice without ample scope for market-based investigative processes for knowledge and risk management.

These well-meaning, but ultimately scarcely practical, attempts at regulation (such as REACH), hint at the underlying principles of ‘intelligent design’: they assert that one can know what will eventually be borne out in proof from the outset. Yet, both market supply and demand as well as bureaucratic attempts to solve problems, often provide results that have all too little in common with the outcome anyone was seeking. Yet as a rule, the market normally brings positive surprises, whereas the results of bureaucratic approaches all too often disappoint.

Market developments follow the pattern of natural evolution. However, it seems unlikely that when faced with problems of resource, risk and knowledge management we can come up with market-orientated solutions, given that our brain is still largely geared to a hunter-gatherer lifestyle. Yet, black markets spontaneously emerge either through pressure or need, but ostensibly no sustainable market economy ever appears to. Functional markets require, irrespective of how paradoxical this may sound to some, the conscious, planned support of competition-friendly, cultural and legislative framework conditions.

Populist politicians have an easy ride in a world that has lost touch with transparency; they count on our Stone Age instincts to kick in. For instance, when these politicians warn us of a so-called imminent climate catastrophe, they are tapping into our primeval fear that the sky could fall in on our heads. With their so-called ‘climate policy’ – pure ‘intelligent design’ – these politicians have managed to appease angry taxpayers. This policy attempts to alter chaotic processes affecting the entire planet by manipulating one small input factor – CO2 emissions, supposedly thereby steering climate trends in the desired direction. Thus, it was only a question of time before conservative US Evangelists adopted these climate change superstitions, climbing on the global warming bandwagon. Perhaps we should leave them to it and not act as if climate change policy were synonymous with the European Enlightenment ideals.

Putting in place a sustainable market-based order is a cultural imperative which will require active implementation. It clashes however with our primitive human instincts. Yet these moves need not take the form of a crusade against bureaucracy. Much would be gained were it to be made clear to the bureaucrats that they are here to serve the market, and not the other way round. The onus is on us to say: ‘if you reject the market then you are obviously unsophisticated’. Family upbringing and schooling have a central role to play here: Both must spark in young people the courage to tolerate uncertainties and to trust in the discovery processes of globalised markets. I see this as the most important prerequisite of an expanded and less transparent European Union, with the end goal being a new rational assessment of the risks associated with the use of certain chemicals and new technologies.

*) Edgar Gärtner trained as a hydrobiologist. He is a science writer on chemicals and energy. From 2005 to 2007 he has headed up the Environment Forum for the Centre for the New Europe (CNE), a classical liberal think tank based in Brussels.

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Ill defined precaution is paving the way to nihilism. I was demonstrating this at the last year’s European Freedom Summit in Berlin.

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Diplomatie statt Kreuzzug im Rio-Prozess

Gespräch mit den französischen Wissenschaftsforscher Bruno Latour über das Vorsorgeprinzip

Gärtner: Monsieur Latour, nach quasi offizieller Lesart wurde vor nunmehr zehn Jahren auf der Rio-Konferenz in Form von Rio-Deklaration, Klima-Rahmenkonvention und Agenda 21 ein „planetarer Konsens“ über die rationelle, wissenschaftlich begründete Bewirtschaftung der Ressourcen der Erde und über die Orientierung von Politik und Wirtschaft am „Vorsichtsprinzip“ erzielt. Danach soll ein Mangel an wissenschaftlicher Gewissheit nicht als Rechtfertigung für das Aufschieben kostenträchtiger Maßnahmen zur Abwehr drohender Gefahren für Gesundheit und Umwelt herhalten können. Mit dem Kyoto-Protokoll über die Reduktion des Ausstoßes sogenannter Treibhausgase und den auf den internationalen Klimakonferenzen von Den Haag, Bonn und Marrakesch erzielten Regelungen über den Handel mit Emissionsrechten soll diese Forderung eingelöst werden. Liegt diesem Ansatz einer Neubestimmung des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik nicht ein Missverständnis zugrunde?

Latour: Ich denke, dass in den von Ihnen erwähnten Klimakonferenzen schon etwas von dem von mir angeregten „Parlament der Dinge“ vorweggenommen worden ist. Es gab dort eine politische Repräsentation nichtmenschlicher Wesen. Die Verhandlungen zwischen Staatsmännern, Diplomaten und Experten drehten sich nicht mehr um zwischenmenschliche Probleme wie den jetzt im Nahen Osten wieder aufflammenden archaischen Hass. Sie beschäftigten sich mit etwas, das als globale Bedrohung gilt, mit einem Risiko, das alle Menschen betrifft. Und diese Gefahr geht nicht von anderen Menschen aus, sondern von einer Assoziation zwischen Menschlichem und Außermenschlichem. Das verändert die Ausgangslage der Politik. Wie Sie vielleicht wissen, halte ich es mit Carl Schmitt, der das Wesen politischer Souveränität im Monopol der Bestimmung des Feindbildes sah. Das Feindbild der politischen Ökologie unterscheidet sich von den Feindbildern der Modernisten nur dadurch, dass es an die Stelle von Menschen mit bestimmten, als bedrohlich empfundenen religiösen und politischen Überzeugungen Assoziationen beziehungsweise Kollektive von menschlichen und nichtmenschlichen Wesen setzt, die öffentlicher Regelung bedürfen. Deshalb glaube ich, dass die zitierten internationalen Foren richtungsweisend sind.

Gärtner: Sie wären also einverstanden mit dem, was der bislang erfolglose US-Präsidentschaftskandidat Al Gore kurz vor dem Rio-Gipfel in seinem Bestseller „Earth in Balance“ dargelegt hat. Da dem Westen durch den Zusammenbruch des sozialistischen Ostens das Feindbild abhanden gekommen sei, forderte Gore dort, die seines Erachtens drohende globale Klimakatastrophe zum neuen Feindbild zu erklären. Denn ohne ein solches sei es nicht möglich, den Zusammenhalt der freien Welt zu wahren.

Latour: Nach dem 11. September besteht dafür offenbar keine Notwendigkeit mehr. Der Westen hat im Terrorismus wieder einen klassischen Feind gefunden. Wir sind zur alten politischen Konstellation des Kampfes Mensch gegen Mensch zurückgekehrt. Die Sorgen um die Zukunft unseres Planeten, die alle Menschen teilen könnten, treten in den Hintergrund, was sich auch im Bedeutungsverlust grüner Parteien niederschlägt. Übermenschliche Wesen, Götter spielen nun wieder eine größere Rolle als die Beziehungen zwischen den Menschen und der irdischen Atmosphäre.

Gärtner: Um zum Rio- beziehungsweise Kyoto-Prozess zurückzukehren: Wäre es nicht besser gewesen, mithilfe sauberer Laborexperimente zu klären, was die heute auf der Anklagebank sitzenden atmosphärischen Spurengase wie Kohlendioxid tatsächlich zu tun in der Lage sind, bevor man lediglich auf Computersimulationen fußende politische Klimaschutz-Programme beschließt, die einen Markt für den Handel mit Emissionsrechten öffnen, dessen Volumen auf bis zu 350 Milliarden Dollar geschätzt wird? Ich möchte damit nicht anzweifeln, dass auch scheinbar wertfreie naturwissenschaftliche Begriffe wie etwa der Atom- oder der Gen-Begriff in Wirklichkeit interessengeleitete Konstrukte sind. Es geht mir vielmehr um den harten Kern wissenschaftlicher Experimente, der willkürlichen Interpretationen widersteht. Finden Sie es nicht bedenklich, dass sich die Klimapolitik auf Annahmen stützt, die sich experimentell nicht verifizieren lassen?

Latour: Nein, denn die Klimapolitik selbst ist das längerfristig angelegte Experiment im Maßstab eins zu eins, dessen Ergebnisse wissenschaftlich ausgewertet werden müssen. Ich sehe keinen grundlegenden Unterschied zwischen der Klimaforschung, die mithilfe von Satelliten und großen Computern die ganze Erde in ein Laboratorium verwandelt, und herkömmlichen Experimenten in kleinerem Labormaßstab. Ich halte die bei Ihnen anklingende Unterscheidung zwischen wahren und falschen Wissenschaften für unfruchtbar, denn als wahre Wissenschaft erscheint immer die Disziplin, die man selbst betreibt, und als falsche die in der Nachbarschaft forschende. Jedes Fach definiert sich durch eine eigene Liste von Prioritäten. Ich halte für die Beurteilung einer Naturwissenschaft nicht das experimentelle und theoretische Niveau für ausschlaggebend, sondern die Art der Repräsentation des Nichtmenschlichen, mit dem die Menschen leben müssen. Im Übrigen sind die Probleme des Übergangs vom Labormaßstab ins Freiland oder zur großen Industrie nicht geringer als die Probleme der Interpretation von Computersimulationen.

Gärtner: Sie kennen doch sicher die Arbeiten des deutschen Wissenschaftssoziologen Peter Weingart über die Ablösung der zunächst fast einhelligen Erwartung einer neuen Eiszeit durch die vage Hypothese einer drohenden Überhitzung der Erde und deren Verwandlung in einen politischen Issue ersten Ranges. Weingart und seine Mitarbeiterinnen haben gezeigt, dass die Klimaforschung in Form aufwändiger „big science“ ohne das Schüren von Ängsten durch profilierungssüchtige Berufspolitiker und sensationshungrige Massenmedien nicht das geworden wäre, was sie heute ist.

Latour: Ich finde daran nichts Ungewöhnliches. Alle Naturwissenschaften erhielten ihre entscheidenden Anstöße von außen. Alle Wissenschaften verbünden sich auf die eine oder andere Weise mit oft zwielichtigen politischen, militärischen und wirtschaftlichen Interessen. Die Geschichte der Klimaforschung unterscheidet sich da meines Erachtens kaum von der Atomphysik oder vom Siegeszug der von Louis Pasteur und Robert Koch begründeten Mikrobiologie, die ich besser kenne, weil ich selbst darüber geforscht habe. Man kann Wissenschaften nicht nach dem Grad ihrer Verunreinigung beurteilen, weil sie von vornherein Hybridwesen sind.

Gärtner: D’accord. Aber sehen Sie nicht im Falle der Klimaforschung besondere Schwierigkeiten der interdisziplinären Zusammenarbeit? Um zu verdeutlichen, was ich meine: Die Atmosphärenphysiker beschäftigen sich beinahe ausschließlich mit Strahlung, während die Chemiker nur Kollissionen zwischen Molekülen sehen. Beide kommen zu ganz unterschiedlichen Einschätzungen des Gefährdungspotentials von Treibhausgasen. Die Geologen und die Astronomen wiederum beschäftigen sich längerfristigen Trends und richten ihr Augenmerk auf den Einfluss der Sonnenzyklen. Durchgesetzt hat sich in der Öffentlichkeit die Sichtweise der Physiker und mathematischen Modellierer. Die Einwände von Chemikern, Astronomen und Geologen kommen kaum zum Tragen.

Latour: Dann müssen die sich halt besser Gehör verschaffen. Ich sehe da eine ganz normale politische Situation. Dass sich die Wissenschaftler untereinander nicht einig sind über Dinge und Prozesse, die wir nicht mit bloßem Auge beobachten können und in die wir selbst einbezogen sind, überrascht nicht. Überraschend wäre es vielmehr, wenn sie zu einem Konsens gelangten. Deshalb brauchen wir ja so etwas wie ein „Parlament der Dinge“ in dem nicht nur politische, sondern auch wissenschaftliche Kontroversen ausgetragen werden. Die Hoffnung, solche Kontroversen durch ein einstimmiges Votum der Wissenschaft beenden zu können, halte ich für völlig unbegründet. Ich halte für anormal, was ich als „modernistische Situation“ bezeichnet habe, als sich Entscheidungsträger auf eindeutige Beweise der Wissenschaft berufen zu können glaubten.

Gärtner: Genau diesen Eindruck versucht aber doch die Klimapolitik zu vermitteln, wenn sie sich auf einen angeblichen Konsens zwischen Tausenden von Wissenschaftlern im International Panel on Climate Change (IPCC) beruft. Unter anderem aus diesem Grund stehe ich dem Rio-Prozess so skeptisch gegenüber. Denn die Rio-Deklaration und die Klima-Rahmenkonvention sind meines Erachtens zutiefst durchdrungen von der von Ihnen kritisierten modernistischen Sichtweise und von technokratischem Machbarkeitswahn. Sie erwecken den Eindruck, die Ressourcen der Erde planmäßig verwalten und die Entwicklung der Menschheit entsprechend einer einzigen Logik steuern zu können.

Latour: Skepsis gehört zu den Tugenden der Journalisten. Es gehört zu Ihren Aufgaben, möglichst viele unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen zu lassen. Und die Wissenschaftspolitik sollte mit den ihr zur Verfügung stehenden Finanzmitteln versuchen, verschiedene Forschungsansätze in Wettbewerb treten zu lassen, um zu verhindern, dass sich die ganze Welt auf einen Weg begibt, der sich am Ende als Sackgasse erweisen kann. Noch einmal: Ich halte es für abwegig zu erwarten, die Wissenschaft könne jemals mit einer Stimme sprechen. Aufgabe der wissenschaftlichen Disziplinen ist es, die Zahl potentieller Wesen zu vervielfältigen, mit denen wir zusammenleben müssen. Wir befinden uns, was das Klima anbelangt, in einem Realexperiment. Sollte es sich in den kommenden Jahrzehnten herausstellen, dass Schwankungen der Sonnenaktivität größeren Einfluss auf die Entwicklung des Weltklimas haben als das CO2, heißt das nicht einfach, dass wir uns geirrt haben, als wir auf die CO2-Reduktion setzten. Wir müssen lediglich die Zahl der Wesen aufstocken, mit denen wir unsere gemeinsame Welt aufbauen. Wir können dann den Schwankungen der Sonneneinstrahlung größeres Gewicht beimessen und die Bedeutung des Kohlendioxids entsprechend herunterstufen. Die Wissenschaftspolitik muss nur darüber wachen, dass nicht eine einzige Schule von Forschern alles beherrscht.

Gärtner: Kommen wir zum Vorsichts- oder Vorsorgeprinzip: Die oft zitierte Formel der Rio-Deklaration hat ja inzwischen in der Europäischen Union Gesetzeskraft erlangt. Sie haben aber gelegentlich schon selbst darauf hingewiesen, dass dieses Prinzip alles andere als eindeutig ist und Entscheidungen nicht unbedingt leichter macht. Ihr Freund und Kollege, der Philosoph Jean-Pierre Dupuy, hat sich kürzlich sogar öffentlich gefragt, ob das Vorsichtsprinzip nicht eine Anmaßung darstellt.

Latour: Ich glaube, im Vorsichtsprinzip drückt sich eine tiefgreifende Veränderung im Verhältnis zwischen Wissen und Handeln aus. Ich halte es für eine bedeutende mentale und juristische Innovation, weil es zwei Dinge zusammenbringt, die bislang getrennt waren: die Unsicherheit und das menschliche Handeln. Vor der Codifizierung des Vorsichtsprinzips bestand bei uns die Tendenz, politisches und wirtschaftliches Handeln von sicherem Wissen abhängig zu machen. Gab es wissenschaftliche Gewissheit, wurde man aktiv, fehlte diese, wartete man ab. Nun gilt in Europa das Prinzip, bei begründetem Verdacht auch dann zu handeln, wenn noch keine gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen. Die eingeleiteten revidierbaren Maßnahmen gelten dann als Realexperiment, dessen Verlauf wissenschaftlich begleitet werden muss. Über dieses Vorgehen streiten sich die Mitglieder der EU zur Zeit mit der US-Regierung nicht nur in der Frage des Klimawandels, sondern auch in der Agrarpolitik.

In Europa gelten die rasch eingeleiteten Maßnahmen als kollektives Experiment, das dazu dient, die Gewissheit zu erlangen, die zunächst fehlte. Deshalb halte ich das Vorsorgeprinzip nicht für eine Anmaßung. Es handelt sich meines Erachtens vielmehr um die kollektive Anwendung uralter von den Individuen im Alltag eher unbewusst befolgter Regeln der Vorsicht: Man ist sich verschiedener Gefahren und Unsicherheiten bewusst, trifft aber dennoch Entscheidungen, weil man weiß, dass Zaudern gar nichts bringt. Zum Beispiel, wenn man sich entschließt, Kinder in die Welt zu setzen, Bäume zu pflanzen oder zur Bank zu gehen. Diese im Alttag bewährte Regel wurde bei wissenschaftlich begründeten oder verbrämten technokratischen Entscheidungen leider außer Kraft gesetzt.

In Frankreich konnten wir am Beispiel AIDS-verseuchter Blutkonserven, die Tausende von Todesopfern forderten, studieren, wohin die technokratische Politik des Abwartens von Gewissheit führen kann. Daraus haben wir gelernt, das Gemeinwesen schon bei Verdacht zu alarmieren, rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten und Forschungsprogramme aufzulegen, die in der Praxis nur zum Teil revidierbar sind. Ich halte es für abwegig, mithilfe des Vorsorgeprinzips auch Abwarten, Nichtstun begründen zu wollen.

Frage: Sie wissen sicher, dass das Vorsichtsprinzip seit langem Bestandteil des ungeschriebenen Codes guter kaufmännischer Praxis ist. Auch die in den Rio-Dokumenten erwähnten „No Regret“-Maßnahmen, die der Sicherheit dienen, sich aber auch ohne diesen Zweck rechnen können, wie etwa das Energiesparen, das auch ohne Angst vor einem Klimakollaps sinnvoll sein kann, sind für Kaufleute nichts Neues. Vielleicht ist diese Sichtweise lediglich in der zentralistischen französischen Technobürokratie ausgeblendet worden. Deshalb frage ich mich, warum man heute in Europa so viel Aufhebens von einem Prinzip macht, das gar nicht neu ist. Versteckt sich hinter der Betonung des Vorsorge-Grundsatzes durch Inhaber der politischen Macht nicht klassischer Machiavellismus?

Latour: Man kann den Politikern nicht vorwerfen, machiavellistisch zu denken und zu handeln. Das gehört zu ihrem Job.

Frage: Gibt es aber nicht Fälle, in denen das Vorsorgeprinzip Abwarten statt blinden Aktionismus nahelegt, weil das ökonomisch auf jeden Fall billiger käme? Ich denke da an die Begründung der Ablehnung des Kyoto-Protokolls durch die Bush-Regierung. In seinem im Jahre 2002 vorgelegten „Clear Skies“-Programm hat sich der US-Präsident ehrgeizige Reduktionsziele für die Schadstoffe Schwefeldioxid, Stickoxide und Quecksilber gesteckt, aber absolute Reduktionsvorgaben für Kohlendioxid abgelehnt. Seine Begründung: Der gesunde Menschenverstand verbiete es, CO2 wie die zuvor genannten Schadstoffe zu behandeln, weil es ungiftig ist, viel enger mit dem erwünschten Wirtschaftswachstum zusammenhängt und nicht durch Filter oder Katalysatoren neutralisierbar ist. Wenn ich es richtig verstanden habe, haben Sie doch selbst in Ihrem 1999 erschienen Buch „Pandora’s Hope“ nahegelegt, den gesunden Menschenverstand zu rehabilitieren. Sollte in der Politik nicht auch der Alltagsverstand, der „bon sens“ von Laien berücksichtigt werden?

Latour: Der Alltagsverstand kann zur Beurteilung der Klimaentwicklung und anderer nicht über die fünf Sinne erfahrbarer Prozesse nichts beitragen. Wenn Sie das glauben, tappen sie in die Falle des Anti-Intellektualismus.

Frage: Müssen Laien erst Lehrbücher der Klimatologie studieren, bevor sie an die Wahlurne gehen oder an dem von Ihnen angeregten „Parlament der Dinge“ teilnehmen können? Wer vertritt die vermutlich relativ zahlreichen Menschen, die die Erwärmung der Erde gar nicht als Bedrohung empfinden? Unterscheidet sich der Kenntnisstand von Experten und Laien angesichts der von Ihnen betonten Ungewissheit überhaupt grundlegend? Irrt der gesunde Menschenverstand, wenn er bei der so schwer durchschaubaren Klimaentwicklung davon ausgeht, dass das Klima der Zukunft, wie das Wetter von heute und morgen, ohnehin kommt, wie es kommt und wir uns dem entsprechend leichter oder wärmer anziehen müssen?

Latour: Wollen Sie mich in eine poujadistische Kampagne hineinziehen? Ich denke, die Menschen in Bangladesh werden Ihnen da nicht folgen. Ich bleibe bei meiner Ansicht, dass die Klimapolitik ein vielversprechender Weg ist, um die Welt nach und nach zu einem gemeinsamen Haus zu machen. Es geht darum, die Menschen in einen Alarmzustand zu versetzen, damit sie sich um Bedrohungen kümmern, die sie mit bloßem Auge nicht wahrnehmen und mit dem Alltagsverstand nicht beurteilen können. Es geht darum, die politische Arena neuen Problemen und deren Repräsentanten zu öffnen. Angesichts der Tragweite der potentiellen globalen Bedrohung können wir nicht abwarten, bis wir wissen, welche Gegenmaßnahmen gerechtfertigt sind.

Wir können, glaube ich, die heutige Situation mit der Zeit der Kalten Krieges vergleichen. Damals wurden unvergleichlich größere Summen ausgegeben, um der meines Erachtens ebenso hypothetischen Bedrohung durch einen sowjetischen Atomschlag zu begegnen. Damals hat der Westen schon das Vorsorgeprinzip, wie wir es heute in der Klimapolitik verstehen, angewandt.

Gärtner: Der amerikanische Politikwissenschaftler Aaron Wildavsky ist in einem 1995 posthum erschienen Buch genau dieser Frage nachgegangen. Wildavsky wies nach, dass die der Klimapolitik zugrunde liegende Denkfigur ein Kind des Kalten Krieges ist. Damals ging es für den Westen ums Ganze. Kostenüberlegungen wurden zweitrangig. Wildavsky betonte allerdings, dass die sowjetische Bedrohung, wie wir nach der Öffnung der Archive wissen, durchaus real war, während vom Klimawandel keine vergleichbare Bedrohung von Freiheit und Wohlstand ausgehe. In diesem Falle dürfe die Frage der Wirtschaftlichkeit von vorbeugenden Maßnahmen nicht unter den Tisch fallen.

Vielleicht ist es aber nicht ganz fair von mir, wenn ich Sie jetzt auf die Klimapolitik festzunageln versuche. Sie haben sich, glaube ich, intensiver mit dem sogenannten Rinderwahnsinn (BSE) beschäftigt. Auch dieser gilt ja als Paradebeispiel für die Anwendung des Vorsorgeprinzips.

Latour: Bei der Behandlung der BSE-Krise durch die Instanzen der EU hat das Vorsorgeprinzip als Argument in der Tat eine große Rolle gespielt. Offensichtlich haben viele Politiker und Beamte aus dem französischen Blut-Skandal gelernt und Gegenmaßnahmen eingeleitet, ohne endgültige Beweise für das Ausmaß der Gefahr abzuwarten. Inzwischen gibt es sogar die Tendenz, ins andere Extrem zu verfallen und exzessive Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Wir beobachten eine Ausbreitung der experimentellen Kultur vom Labor in die Öffentlichkeit. Dadurch verändert sich übrigens gerade bei uns in Frankreich das Verhältnis der Bürger zum Staat. Dieser erscheint nicht mehr als neutraler Garant wissenschaftlicher Wahrheit.

Gärtner: Auch hier muss ich Sie wieder provozieren: Es hätte doch vermutlich keinen großen Zeitverlust bedeutet, hätten die zuständigen Stellen der EU und ihrer Mitgliedsstaaten erst einmal versucht, experimentell zu klären, ob Prionen im Tiermehl oder in Steaks überhaupt infektiös sind, bevor sie die Verbrennung ganzer Rinderherden anordneten. Da ich als Bauernsohn weiß, dass die BSE-Symptome keineswegs neu sind, hege ich den Verdacht, dass die EU-Bürger auf Betreiben bestimmter Lobbies hinters Licht geführt wurden und dass die Sonntagsreden über die Vorsorge-Philosophie nur dazu dienten, das zu bemänteln.

Latour: Vom Vorsitzenden der bei uns zuständigen Kommission weiß ich, dass es in der Tat nicht den geringsten Beweis für die Infektiosität von Prionen gibt. Aber Ihr Einwand deutet an, dass Sie vermutlich noch dem alten Denkschema anhängen und zur modernistischen Übereinkunft zurückkehren wollen. Sie verdächtigen Wissenschaftler und Behörden, manipuliert zu sein. Ich sehe hingegen in der Situation der Ungewissheit keinen anderen Weg, als den generellen Alarmzustand auszurufen und ein kollektives Experiment anzustellen. Zuvor mit Autorität ausgestattete Experten werden dabei zu Forschern, die viele Fragen haben, aber kaum Antworten. Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft verändert sich grundlegend. Das führt gerade in Frankreich mit seiner etatistischen Tradition zu unangenehmen Begleiterscheinungen. Der Staat und die von ihm bestellten Experten wandeln sich in den Augen der Öffentlichkeit von Garanten der Sicherheit zu Repräsentanten der Ungewissheit. Immer häufiger versuchen Bürger, in Strafprozessen gegen Behörden und Experten, im Namen des Vorsorgeprinzips, die verlorene Sicherheit als eine Art Gewohnheitsrecht einzuklagen. Ich halte das aber für ein Übergangsproblem.

Gärtner: Ich bleibe bei der Annahme, dass in der BSE-Krise nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Denn bei uns in Deutschland stehen wir nicht nur vor dem Problem einer allgemeinen Verunsicherung der Bevölkerung. Denn die Regierung hat den Bürgern gleichzeitig nahegelegt, sich in einer trügerischen Sicherheit zu wiegen, indem sie sogenannte Agrarfabriken verteufelt und den Verzehr von Öko-Produkten empfohlen hat. Nun finden wir Kühe, die ihr Leben lang nur Gras gefressen haben und trotzdem an BSE erkrankt sind. Wem sollen die Leute jetzt überhaupt noch glauben? Gebietet das Vorsorgeprinzip, so wie Sie es verstehen, nicht eine gewisse Chancengleichheit für gegenteilige Argumente, um die experimentelle Suche nach Problemlösungen nicht auf falsche Fährten zu führen?

Latour: Ich hoffe, Sie erwarten die Antwort nicht von einer Überwissenschaft oder von einem erleuchteten Genie. Wir müssen davon ausgehen, dass wir im Dunkeln tappen. Wir können nur versuchen, Institutionen zu erfinden, die uns einige provisorische, vom Kollektiv geteilte Gewissheiten vermitteln können.

Gärtner: Ich stimme Ihnen in vielem zu. Aber es fällt mir schwer, mir vorzustellen, wie der Aufbau der „einen Welt“ mithilfe Ihres Parlaments der Dinge bewerkstelligt werden soll. Das erinnert mich zu sehr an Habermas und seine rationalen Diskurse. Die Erfahrung lehrt aber, dass in solchen Diskussionen meistens alles zerredet wird und dass es um einen vorhandenen Konsens schon geschehen ist, sobald darüber öffentlich debattiert wird…

Latour: Sie wissen, dass ich die „eine Welt“ im Unterschied zu naiven Ökologisten und Rationalisten nicht naturalistisch als vorgegeben ansehe, sondern im Sinne Kants als „regulative Idee“ verstehe. Sie muss erst konstruiert werden. Ich bezweifle, ob man dafür einen Konsens braucht. Wir müssen lediglich verhindern, dass Uneinigkeit und Konflikt zur Delegitimierung führen. Ich setze mich da deutlicher von der Diskurstheorie von Habermas ab, als Sie vielleicht denken. Bei Habermas weiß man nie, wer eigentlich die Feinde sind. Ich halte mich demgegenüber, wie eingangs erwähnt, eher an Carl Schmitt. Worauf es in der Politik ankommt, ist meines Erachtens nicht der Konsens, sondern die Legitimierung der Feindbildbestimmung. Wenn man wie jetzt im Kampf gegen den Terrorismus nur das Irrationale, Archaische als Feinde ausmacht, hat man noch kein legitimes Feinbild, weil man die Feinde außerhalb der gemeinsamen Welt stellt, sie gewissermaßen zu Untermenschen macht. Davor hat Carl Schmitt 1932 ausdrücklich gewarnt. Der Feind muss so bestimmt werden, dass er auch zum Alliierten taugt.

Gärtner: Dann befinden wir uns aber eher auf dem Parkett der Diplomatie. Darüber steht ja auch einiges in Ihrem neuesten Buch…

Der Suhrkamp-Verlag hat mich nicht gefragt, als er meinem zuletzt ins Deutsche übersetzten Buch den Titel „Das Parlament der Dinge“ gab. Beim Begriff „Parlament“ denke ich nicht in erster Linie an Diskussionen. Parlamente dienen üblicherweise nicht dazu, andere durch Argumente zu überzeugen oder umzustimmen. Das geschieht nur in sehr seltenen Fällen auf der Grundlage einer durch Traditionen bedingten Übereinstimmung von Sichtweisen. In Parlamenten wird wenig diskutiert. Es geht kaum darum, einander zu verstehen. Es überwiegt die Inszenierung der legitimen Konfrontation von Vertretern verschiedener Interessen. Daneben gibt es diplomatische Arrangements. Wirklichen Konsens kann es nur über Verfahren geben, nicht über Ergebnisse. Wir sind viel zu viele auf der Welt, um uns darauf einigen zu können, wie diese aussehen sollte. Von daher habe ich auch keine Probleme mit der Konferenz von Kyoto. Denn ich denke, dass dort die wichtigsten legitimen Interessen vertreten waren und die Verfahrensregeln eingehalten wurden.

Gärtner: Im stimme Ihnen zu, wenn Sie den Akzent mehr auf Diplomatie als auf Verstehen und Konsens legen. Als Biologe ist mir bewusst, dass die menschliche Kommunikation zu zwei Dritteln auf Körpersprache beruht. Hätten wir nur Worte, könnten wir wahrscheinlich einander kaum verstehen. Worin sehen Sie das Wesen der Diplomatie?

Latour: Diplomatie bedeutet, dass es bei einem Treffen keinen Schiedsrichter gibt. Es ist kein Dritter da, der darüber wacht, ob rationale Verhandlungsbedingungen eingehalten werden, und der die eine oder andere Partei des Irrationalismus zeiht, wenn die Verhandlungen scheitern. In der Diplomatie ist vielmehr die Aufrechterhaltung der Zweideutigkeit Bedingung für die Einstellung von Feindseeligkeiten. Mehr ist in der Welt, so wie sie nun mal ist, auch kaum zu erwarten. Die rationale Diskussion ist demgegenüber ein unerreichbares Ideal. Die Möglichkeiten echter Verständigung sind vernachlässigbar gering.

Gärtner: Damit deuten Sie an, was vom eingangs zitierten „planetaren Konsens“ zu halten ist…

Latour: Von einem planetaren Konsens könnte man allenfalls reden, wenn es eine Weltregierung gäbe. Davon sind wir aber wohl seit dem 11. September und der damit zusammenhängenden Verschiebung der politischen Prioritätenskala viel weiter entfernt als im Jahre 1992, in dem ich rückblickend einen Moment diplomatischer Gnade sehe, der so bald nicht wiederkehren wird. Seit dem 11. September stehen in den internationalen Auseinandersetzungen nicht mehr unterschiedliche Naturbegriffe im Vordergrund, sondern gegensätzliche Glaubenssysteme, verschiedene Götter. Die Möglichkeiten, darüber einen Konsens zu erzielen, sind extrem gering. Von der „einen Welt“ sind wir meines Erachtens weiter entfernt als je zuvor.

Der 11. September kann aber auch eine Gelegenheit sein, über bislang von schwarzen, roten und grünen Modernisten auf der Baustelle der „einen Welt“ vergessene oder vernachlässigte Dinge nachzudenken, für deren Einbindung in eine gemeinsame Welt wir einen hohen Preis zahlen müssen, weil sie gefährliche Leidenschaften erzeugen können. Die Einbeziehung vor- oder antimoderner Gottes- und Naturbilder ist weder durch einen Kreuzzug der Modernen gegen alles Finstere und Archaische noch durch die Suche nach einem Konsens über die Bewahrung der armen, ausgebeuteten Natur erreichbar. Ich halte beides für gleichermaßen naiv. In einer Welt, in der Verstehen unwahrscheinlich ist, haben wir nur den Weg der Diplomatie, um Blutvergießen zu verhindern. In der Diplomatie gelten Zweideutigkeiten und Missverständnisse als unvermeidlich. Was dagegen vermieden werden kann und muss, ist die Entmenschlichung des Gegners.

Kommentar:

Latour ist kein Revolutionär

Bruno Latour, geboren 1947, ist Philosoph und Ethnologe. Er forscht und lehrt als Wissenschaftssoziologe an der altehrwürdigen Pariser Elitehochschule École des mines und als Gastprofessor an der London School of Economics. Er ist Mitbegründer einer neuen Disziplin, der Wissenschaftsforschung. Diese gilt als ketzerisch, weil sie den krummen Pfaden der Entstehung naturwissenschaftlicher Theorien nachgeht und dabei mit vielen Legenden und Illusionen aufräumt.

Anfang der 90er Jahre landete Latour mit seinem Essay „Wir sind nie modern gewesen“ (auf deutsch 1995 im Akademie Verlag und 1998 als Fischer-Taschenbuch erschienen) in der Heimat von Descartes eine Provokation, indem er erklärte, die von der europäischen Aufklärung gepflegte Trennung zwischen Objekt und Subjekt, Natur und Gesellschaft, Tatsachen und Werten sei unhaltbar. Latour zeigte, dass sich die Beziehungen zwischen Menschen und Dingen in der Pariser Metro oder in staatlichen Großforschungseinrichtungen mit dem gleichen methodischen Rüstzeug der Ethnologie analysieren lassen wie das Leben der Indianer oder Südsee-Insulaner. Da es unmöglich sei, Menschen und Dinge zu trennen, existierten die Forschungsgegenstände nicht ohne die Forscher und umgekehrt. Vor Louis Pasteur und Robert Koch habe es also keine Mikroben und Fermente gegeben.

Wenn sie Frieden schaffen wolle, könne sich die Politik nicht auf die „modernistische Übereinkunft“ einer unabhängig von menschlichen Interessen existierende Natur berufen, schließt Latour daraus. Über „Natur“ könne man nur im Plural reden. Nur über ein „Parlament der Dinge“ mit zwei Kammern (ein „Oberhaus“, das darüber entscheidet, welche Anliegen einbezogen werden, und ein „Unterhaus“ für das Ordnen der einbezogenen Mischwesen) sei der Aufbau eines gemeinsamen Hauses (Oikos) möglich. Damit beschäftigt sich im Detail Latours letztes, auf deutsch Ende 2001 bei Suhrkamp unter dem Titel „Das Parlament der Dinge“ erschienenes Buch.

Obwohl in Bruno Latours Büchern eine Menge politischer Sprengstoff steckt, hat der Meister wiederholt darauf hingewiesen, er sei alles andere als ein Revolutionär. Er ließ durchblicken, im Grunde gehe es ihm nur darum, die gängige Praxis des politischen Krisenmanagements in der EU theoretisch abzusegnen und die Grünen vor sich selbst zu retten (so die Überschrift von 12 Thesen, die Latour im Vorfeld der letzten Wahlen zur französischen Nationalversammlung in „Le Monde“ veröffentlichte). Aus Latours Erkenntnis, dass echte Verständigung zwischen Individuen, Mächten und Kulturen wenig wahrscheinlich ist, kann aber auch gefolgert werden, dass Friedensmärsche und Diplomatie nicht hinreichen, um Frieden zu schaffen. Es kann Situationen geben, in denen Krieg der beste Weg zum Frieden ist.

Edgar Gärtner