Von Edgar Gärtner
Am europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf haben Atmosphärenphysiker unter Leitung von Jasper Kirkby in einem Großexperiment namens CLOUD nachgewiesen, dass energiereiche Teilchen von explodierten Sternen (Muonen), die als kosmische „Höhenstrahlung“ in die Erdatmosphäre eintreten, in bedeutendem Maße die Wolkenbildung begünstigen können. Die Bedingungen der irdischen Lufthülle (einschließlich UV-Strahlung, Staub- und Aerosol-Gehalt) wurden dabei in einem großen Tank simuliert. Als Quelle für die Höhenstrahlung diente ein Teilchenbeschleuniger. Weiterlesen
Nachhaltige Begriffsverwirrung um „Erneuerbare“
Wozu dient die Zertifizierung von Verpackungs-Entsorgern?
Seit Beginn dieses Jahres vergibt der BDE-Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft auf Antrag das „Zertifikat zur Sicherstellung der privatwirtschaftlich organisierten haushaltsnahen Verpackungsentsorgung durch Duale Systeme.“ Sechs der neun auf dem Markt für die Erfassung und Entsorgung von Leichtverpackungen (LVP) miteinander konkurrierenden Dualen Systeme haben inzwischen dieses Zertifikat erworben. Weiterlesen
Das Atomzeitalter ist noch lange nicht zu Ende
Nur in Deutschland, der Schweiz und Italien ist nach dem Tsunami vom 11. März 2011 und dem nachfolgenden Unglück im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi das „Ende des Atomzeitalters“ ausgerufen worden. Andernorts geht der Bau neuer Kernreaktoren weiter. Doch überall ist die Diskussion über bessere Reaktorkonzepte in Gang gekommen.
Bei seinem Auftritt im Berliner Adlon-Hotel im April 2011 machte sich der US-Milliardär Bill Gates lustig über die Atom-Angst der Deutschen. Dass die Deutschen ihre Atomkraftwerke abschalteten, halte er „wahrlich für ein Zeichen von Wohlstand“, meinte der einst reichste Mann der Welt ironisch. Der Grund: Gates leitet neben der größten privaten Stiftung der Welt unter anderem auch die kleine Start-up-Firma TerraPower. Das kleine Unternehmen arbeitet daran, Kernreaktoren kleiner, billiger und sicherer zu machen.
Gates träumt von einem inhärent sicheren Mini-Kernreaktor, der samt eingeschweißtem Brennstoff in der Erde verbuddelt oder auf Schiffen montiert werden könnte, wo er wartungsfrei 50 bis 100 Jahre lang arbeiten könnte. Die Ingenieure von TerraPower arbeiten bereits am Modell eines so genannten Wanderwellen-Reaktors, in Deutschland bekannt als „Brüter“. Allerdings bislang nur am Bildschirm. Weiterlesen
Französische Atomindustrie vor einer wichtigen Entscheidung
Die Ära preisgünstiger Agrarprodukte ist zu Ende
Der deutsche Industrieverband Agrar (IVA), in dem 51 Unternehmen der Agro-Chemie (darunter der in der Schweiz beheimatete Marktführer Syngenta) organisiert sind, macht sich trotz guter Geschäfte Sorgen um die Zukunft der Branche. Der EU geht es jedoch weniger um die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität, sondern um die Ausweitung bürokratischer Kontrolle.
In einem im April 2011 vorgelegten Positionspapier über den Nutzen des chemischen Pflanzenschutzes weist der Industrieverband Agrar darauf hin, dass die Ära reichlicher und preisgünstiger Nahrungsmittel und anderer Agrar-Rohstoffe seit der Jahrtausendwende vorbei ist. Ohne den Einsatz von Mineraldünger und chemischer Schädlingsbekämpfung wäre die Lage längst katastrophal, denn dann bräuchte man für die Erzielung vergleichbarer Ernteergebnisse mindestes die doppelte Landfläche. Dennoch werde die Agro-Chemie in der breiten Öffentlichkeit heute mehr als Risiko denn als Segen betrachtet. Da ein wachsender Teil der Ackerböden dem subventionierten Anbau von Energiepflanzen wie Mais oder Raps gewidmet wird, hat die Nahrungsmittelerzeugung Mühe, mit dem Fortschreiten des Wachstums der Weltbevölkerung Schritt zu halten. Nicht von ungefähr steht das Thema „Food Security“ auf der Agenda der G20-Gipfeltreffen. Weiterlesen
Atom-Ausstieg: Der Schöpfung verpflichtet?
In der Energiepolitik ist Bundeskanzlerin Angela Merkel noch einen Schritt weiter gegangen, indem sie ganz auf natur- und ingenieurwissenschaftlichen Sachverstand verzichtete und die argumentative Vorbereitung der Regierungsentscheidung über den Stopp der Kernenergienutzung in Deutschland einer „Ethikkommission“ auftrug.
Die große Erzählung als schwarzes Loch
Schulze, Gerhard: Krisen. Das Alarmdilemma. S. Fischer Wissenschaft, Frankfurt am Main 2011. 250 S., geb., € 19,95
Der durch das Schlagwort „Erlebnisgesellschaft“ bekannt gewordene Bamberger Soziologe Gerhard Schulze schreibt in seinem jüngsten Buch gegen die aktuelle Diskreditierung der Skepsis durch politischen Daueralarm an. Wer zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Klima von Krise redet, müsse zuerst sagen, welches Klima er für normal hält. Doch die Definition des Normalen werde in der überhand nehmenden Krisenrhetorik meistens übersprungen. Die nur uns Menschen gegebene Fähigkeit, unser Tun von einer Meta-Ebene aus zu beobachten und zu beurteilen, werde durch das vorzeitige Abwürgen von Debatten durch einen manipulierten Notstands-Konsens außer Kraft gesetzt.
„Welch ein Schweigen würde sich in der Öffentlichkeit verbreiten, wenn sich in Krisendiskursen nur diejenigen zu Wort melden würden, die über ihr eigenes Denken nachdenken können“, bemerkt Schulze. Statt der proklamierten Verwissenschaftlichung der Politik ist es zur Politisierung der Wissenschaft gekommen. Gegenüber der Kultur der Skepsis hat sich die große Erzählung von der Schuld des Menschen durchgesetzt. „Wenn eine große Erzählung überzeugend ist, wenn viele daran glauben, wenn ständig neue Fakten die große Erzählung felsenfest zu untermauern scheinen, bis angeblich nur noch Dummköpfe und Böswillige daran zweifeln – dann sind schlechte Zeiten für die Weiterentwicklung des Wissens und den Fortgang der Moderne angebrochen“, mahnt Schulze. Wie schwarze Löcher im Weltall verleibe sich die große Erzählung alles ein, was in ihre Nähe kommt. Durch diesen Vergleich vermeidet Schulze den Totalitarismus-Begriff. Verständlich ist seine Mahnung auch so.
Weniger verständlich finde ich Schulzes Festhalten am Begriff der Moderne. Dass er diese nicht als Gesellschaftsformation im Marxschen Sinne versteht, kann man wohl voraussetzen. Dennoch verharrt er in der Pose des Aufklärers, der sich darin gefällt, das „finstere“ Mittelalter zu schmähen. Dabei zeigt seine Abhandlung meines Erachtens, dass dieses samt seiner Öffnung zum Absoluten hin als „normal“ betrachtet werden sollte.
Edgar L. Gärtner
Kein Liberalismus ohne christliches Menschenbild
Pera, Marcello: Warum wir uns Christen nennen müssen. Plädoyer eines Liberalen. 224 Seiten. € 19,90. Sankt Ullrich Verlag, Augsburg 2009
Der italienische Philosophieprofessor und Politiker Marcello Pera hatte von 2001 bis 2006 als Präsident des Senats das zweithöchste Staatsamt Italiens inne. Weltweit von sich reden gemacht hat er im Jahre 2008, weil er in dem zum Medienimperium seines Parteifreundes Silvio Berlusconi gehörenden Mailänder Verlag Mondadori ein Buch veröffentlichte, zu dem kein geringerer als Papst Benedikt XVI. das Vorwort schrieb. Darin schließt sich der heilige Vater der von Pera vertretenen Auffassung an, wonach es weder Multikulturalität noch einen interreligiösen Dialog geben kann. Notwendig sei stattdessen der interkulturelle Dialog. Weiterlesen