Gott, Kirche, Welt und des Teufels Anteil

Ingo Langner im Gespräch mit Pater Franz Schmidberger von der Priesterbruderschaft St. Pius X. Patrimonium-Verlag, Abtei Mariawald, Heimbach/Eifel 2017. 214 S. € 14,80

Die aus Protest gegen den in jeder Hinsicht unbefriedigenden Ausgang des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) vom ehrwürdigen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre 1972 gegründete Priesterbruderschaft St. Pius X. (abgekürzt FSSPX) gilt als so reaktionär, dass es viele Würdenträger der katholischen Kirche ablehnen, sich mit deren Anliegen ernsthaft zu beschäftigen. Dabei vertritt die FSSPX lediglich theologische Positionen, die bis dahin in der Kirche als unumstritten galten. Grob gesagt, lehnt die FSSPX die auf dem Konzil de facto beschlossene Versöhnung der Kirche mit dem Geist von 1789 ab. Seit 1975 hat die FSSPX keinen kanonischen Status mehr. Etliche Versuche, die Streitigkeiten mit dem Vatikan beizulegen, ein drohendes Schisma abzuwenden, schlugen fehl. Eine besonders unglückliche Hand hatte dabei Kardinal Joseph Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation unter Papst Johannes Paul II. (Karol Wojtyla) und später als Papst Benedikt XVI. Nun zeichnet sich ausgerechnet unter dessen als progressistisch auftretenden Nachfolger Franziskus (Jorge Mario Bergoglio) eine Einigung ab. Um dem dadurch erneut geweckten Interesse an den Hintergründen des Glaubensstreits entgegenzukommen, hat der katholische Publizist und Filmemacher Ingo Langner ein langes Gespräch mit Pater Franz Schmidberger, dem Regens des Priesterseminars Herz Jesu der FSSPX im bayrischen Zaitzhofen, geführt. Man erfährt darin viel über Details und Zusammenhänge der jüngeren Kirchengeschichte, die in offiziellen Publikationen des Vatikans oder der Deutschen Bischofskonferenz übergangen werden. Es geht hier um viel mehr als um das quasi Verbot der heiligen Messe im tridentinischen Ritus. Dabei wird auch deutlich, dass es die Studentenrevolte von 1968 ohne die vom Vaticanum II ausgehende eigenartige Aufbruchstimmung wohl nicht gegeben hätte. Dieser Euphorie folgte freilich bald die Ernüchterung. Das Konzil läutete in Wirklichkeit den Niedergang der christlichen Kultur des Abendlandes ein. Wie diese aufgehalten werden könnte, weiß auch Pater Schmidberger nicht zu sagen. Er hofft auf den Einfluss göttlicher Gnade.
Edgar L. Gärtner

Gibt es wirklich Menschenrechte?

Vielleicht ist es besser, von Menschenpflichten zu sprechen

Edgar L. Gärtner

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Simone Weil (1909-1943)  Bildquelle:  Wikimedia Commons {{PD-1996

Dieser Titel mag angesichts der Infragestellung der am 10. Dezember 1948 von der UN-Generalversammlung im Pariser Palais Chaillot verabschiedeten (völkerrechtlich nicht verbindlichen) Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch den Islam beziehungsweise deren Unterordnung unter die Scharia abwegig, wenn nicht hochgefährlich erscheinen. Zudem war die der UN-Resolution von 1948 zugrundeliegende Allgemeine Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, verabschiedet am 26. August 1789 durch die französische Nationalversammlung, eindeutig ein Meilenstein im Kampf für die Anerkennung der Legitimität des Widerstands gegen despotische Unterdrückung. Es war der aus dem französischen Zentralmassiv stammende Marquis de Lafayette, ein im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu Ruhm gelangter militärischer Führer, der 1789 als Mitglied der französischen Generalstände der Nationalversammlung einen auf der Virgina Bill of Rights von 1776 und der politischen Philosophie von Montesquieu und Rousseau fußenden Entwurf der Allgemeinen Menschenrechterklärung vorlegte.
In Artikel 2 des schließlich angenommenen Textes heißt es: „Der Zweck jeder politischen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unantastbaren Menschenrechte. Diese sind das Recht auf Freiheit, das Recht auf Eigentum, das Recht auf Sicherheit und das Recht auf Widerstand gegen Unterdrückung.“ Frankreich wurde damit zu einer der ersten Nationen, die sich zumindest vordergründig nicht durch eine lange Tradition, sondern durch einen historischen Bruch definierte. Denn von Rechten für Normalsterbliche war vorher kaum die Rede.
Doch inzwischen ist die Berufung auf Rechte, die die Menschen sich selbst geben beziehungsweise zu Naturrechten erklären, längst ins Absurde abgeglitten. Da werden wie das Selbstverständlichste der Welt Rechte wie das Recht auf „Ehe für alle“, das Recht auf Kinder, das Recht auf Abtreibung, das Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen, das Recht auf grenzenlose Einwanderung, das Recht auf Sezession und als dickes Ende das Recht des Fiskus, freie Bürger in Steuersklaven zu verwandeln, proklamiert. Diese Reductio ad absurdum zeigt schon, dass allgemeine Menschenrechte logisch unmöglich sind. Simone Weil, jene hochintelligente, klassisch gebildete französische Philosophin jüdischer Herkunft, die zur republikanischen Widerstandskämpferin und christlichen Mystikerin wurde, ist deshalb in ihrem im britischen Exil geschriebenen und 1949 posthum veröffentlichten Werk „L’enracinement“ (Die Verwurzelung) kategorisch: Rechte gibt es nur, soweit ihnen Verpflichtungen, Obligationen gegenüberstehen. Das Primat kommt also nicht den Rechten, sondern den Pflichten zu. Es gibt deshalb keine allgemeinen Menschenrechte, sondern nur Pflichten gegenüber sich selbst und gegenüber den Mitmenschen. (Das Buch wurde übrigens von keinem Geringeren als Albert Camus im bekannten Pariser Verlag Gallimard herausgegeben.) Weiterlesen

Ingo Resch: Evolutionslehre und Bibel

Ingo Resch: Evolutionslehre und Bibel. Auswirkungen auf die Weltanschauung im Vergleich. Resch-Verlag, Gräfelfing 2017. 192 S. € 14,90
Evolutionslehre und Bibel - Denkanstöße 2Wohl um eine Wiederholung des unglücklichen Falles Galilei zu vermeiden, haben sich die großen Kirchen bei Darwins Theorie der Evolution durch natürliche Zuchtwahl mit Urteilen zurückgehalten. Einige Theologen gingen gar so weit, Darwins Theorie zu einer sinnvollen Ergänzung der biblischen Erzählung der Genesis zu erklären. Danach soll die Evolutionstheorie für die sichtbare, die Bibel jedoch für die unsichtbare Welt zuständig sein. Ingo Resch, bekannt geworden als liberal-konservativer Verleger der Kult-Bücher Roland Baaders, ist da ganz anderer Meinung: Die weltanschaulichen Konsequenzen des Darwinismus stehen im schroffen Gegensatz zur biblischen Botschaft der Liebe: „Die biblische Lehre befreit vom eigenen Ich, die Evolutionslehre vom Du.“ Auf diese kurze Formel bringt Resch den Gegensatz zwischen beiden Weltanschauungen. Dieser lässt sich nicht dadurch aufheben, dass man beide für wahr erklärt. In der Bibel folgt die Entwicklung des Universums und der lebenden Organismen einer Information, dem Wort Gottes. Nach der darwinistischen Theorie soll jedoch im Laufe der Zeit Information durch das Wechselspiel von Zufall und Selektion neu entstehen. Nach der biblischen Offenbarung liegt der Sinn der Geschichte im Vollzug der Erlösung der durch die Ursünde von Gott getrennten Menschen. Nach Darwins Selektionstheorie ist die Evolution hingegen prinzipiell ziellos. Doch nährt sie die Hoffnung, durch die Eliminierung der Schwachen beziehungsweise die Bevorzugung der Angepassten irgendwann den „Übermenschen“ hervorzubringen. Wenn Theologen die darwinsche Evolutionstheorie als wahr akzeptieren, müssen sie logischerweise das Evangelium verfälschen. Das vorliegende Buch ist der zweite Band einer Reihe mit philosophisch-theologischen „Denkanstößen“. Neben der Evolutionstheorie werden darin auch die weltanschaulichen Konsequenzen theologischer Irrtümer und der Quantenphysik behandelt. Eine in jeder Hinsicht lobenswerte Initiative.             Edgar L. Gärtner

Öko-Terror mit „erneuerbarer“ Energie

Es geht nicht um die Umwelt, sondern um die Macht

Von Edgar L. Gärtner

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Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Freunde, die Geisteswissenschaften studiert hatten, schon in den 1980er Jahren leuchtende Augen bekamen, wenn die Rede auf erneuerbare Energien kam. Nach einer Elektrolehre und einem naturwissenschaftlichen Studienabschluss stand ich diesem Thema viel nüchterner gegenüber. Das Streben nach erneuerbarer Energie erschien mir, ähnlich wie die allesamt enttäuschenden Versuche, ein Perpetuum mobile zu bauen, als reines Wunschdenken, das an der harten Realität scheitern muss. Der Schöpfer hat uns vermutlich nicht den Gefallen tun wollen, so etwas möglich zu machen. Energie geht zwar nach heutigem Wissen im Universum nicht verloren. Lässt man sie jedoch Arbeit leisten, verwandelt sie sich von einer edlen, das heißt konzentrierten, in eine weniger edle, diffuse Form. Am Ende dieses von den Physikern so genannten dissipativen Prozesses steht Abwärme niedriger Temperatur, die keine Arbeit mehr leisten kann.
Im heutigen Sprachgebrauch bezieht sich der Begriff „erneuerbar“ auf Formen der Energie, die direkt oder indirekt auf die Fusionsenergie der Sonne zurückgehen. Dazu zählt also nicht nur die Photovoltaik, die mithilfe lichtsensibler Halbleiter eine direkte Umwandlung des Sonnenlichts in elektrische Spannung ermöglicht, sondern auch die Kraft des Windes und der Gebirgsflüsse sowie die in pflanzlicher Biomasse wie Holz, Biogas oder Kuhdung gespeicherte Energie. Ginge es nach dem „Klimaschutzplan 2050“ der deutschen Bundesregierung, dann müsste Deutschland bereits im Jahre 2050 nahezu vollständig „dekarbonisiert“ sein, das heißt ohne den Einsatz so genannter fossiler Energieträger auskommen müssen. Weiterlesen

Ulrich Kutschera: Das Gender-Paradox

Das Gender-Paradoxon

Ulrich Kutschera: Das Gender-Paradox. Naturwissenschaft und Glaube Bd. 16. LIT Verlag Dr. W. Hopf, Berlin 2016. 445 Seiten. € 24,90

Gibt es überhaupt so etwas wie Homosexualität? Als Biologe muss Ulrich Kutschera, Professor für Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie an der Universität Kassel, diese Frage klar verneinen. Sexualität ist in der Biologie seit langem definiert als Vereinigung einer Samenzelle mit einer Eizelle. In der Sprache der Biologie ist Sex = Meiose + Gametenfusion (Zygotenbildung). Homosexualität ist insofern ein Widerspruch in sich. Was der landläufige Begriff meint, ist Homoerotik. In ähnlicher Weise zerpflückt Kutschera die schwammige Begrifflichkeit der zeitgenössischen Gender-Ideologie, die mit dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit auftritt und anstelle von Mann und Frau, die sich in etwa 300 Genen unterscheiden, die Existenz zig verschiedener Geschlechter postuliert. Das jetzt vom Bundesverfassungsgericht anerkannte dritte (neutrale) Geschlecht betrifft im Schnitt nur eines von 2.000 Individuen. Die vom pädophilen US-Psychologen John Money vertretene These einer Geschlechtsneutralität bei Geburt und der damit verbundenen Möglichkeit einer Geschlechtsumwandlung nach Wunsch, auf die sich die Gender-Theorie beruft, hat sich in der Praxis als Desaster erwiesen, denn sie endeten mit Selbstmorden der Versuchspersonen. Dennoch wurden inzwischen bereits Hunderte von universitären Lehrstühlen mit Vertreterinnen der Gender-Pseudowissenschaft besetzt. Kutschera schildert nicht nur detailreich die Geschichte der biologischen Sex-Forschung, die in besonderer Weise mit dem in Freiburg lehrenden Zoologen August Weismann (1834-1914) verbunden ist, sondern auch die unmenschlichen Geschlechtsumwandlungs-Experimente von John Money (1921-2006). An zahlreichen konkreten Beispielen macht Kutschera deutlich, dass beobachtbare Begabungs- und Charakterunterschiede zwischen Mann und Frau auch durch noch so große pädagogische Anstrengungen nicht eingeebnet werden können. Das sollte eigentlich genügen, um die Gender-Theorie endgültig zu diskreditieren. Tut es aber leider nicht.                                                                                          Edgar L. Gärtner

Auch in Amerika gibt es Rückfälle in den Kannibalismus

Makabre Geschäfte mit abgetriebenen Föten bei Planned Parenthood

Edgar L. Gärtner

abortedbaby05.jpgDie Ursprungs-Mythen aller Völker spielen darauf an, dass unsere Urahnen in grauer Vorzeit Kannibalen waren. Die wissenschaftliche Anthropologie konnte diese Auffassung weitgehend bestätigen. Auch Hans-Herrmann Hoppe schließt sich in seiner kurzen Geschichte der Menschheit dieser Auffassung an. Manche Anthropologen sehen in rituellen Menschenopfern sogar die Wurzel der Staatenbildung. Erst unter dem Einfluss der Juden und Christen am Berg Horeb im Sinai geoffenbarten Zehn Gebote haben die Menschen diese unschöne Lebens- und Ernährungsweise nach und nach überwunden. Bis heute lebt der Kannibalismus in Teilen der Welt, insbesondere in muslimisch beherrschten Ländern, in Form der Steinigung oder Enthauptung von Ehebrecherinnen, aber auch in Form der faktischen Versklavung von Ehefrauen, Arbeitern und Hausangestellten fort. Selbst im christlichen Abendland drohen ständig Rückfälle in archaische Verhaltensweisen. Gläubige Christen können sich dagegen im Prinzip durch die Eucharistie wappnen. Diese stellt zumindest nach der Theorie des vor anderthalb Jahren verstorbenen französisch-amerikanischen Anthropologen René Girard nichts anderes dar als religiös sublimierten Kannibalismus.
Doch führt gedankenloses Profitstreben in westlichen Ländern mitunter auch zu weniger spektakulären Formen des Kannibalismus. Die Rede ist hier von der Nutzung von Zellen abgetriebener Föten in der Getränke-, Nahrungsmittel-, Impfstoff- und Kosmetikindustrie. Weiterlesen

Roberto de Mattei: Verteidigung der Tradition.

Die unüberwindbare Wahrheit Christi. Mit einem Vorwort von Martin Mosebach. Übersetzung aus dem Italienischen: Wolfram Schrems. Sankt Grignion Verlag Altötting 2017. 192 Seiten. € 29,95

50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erleidet die katholische Kirche eine der schrecklichsten Krisen ihrer Geschichte. Verwirrung und Anarchie greifen nicht erst seit der Amtsübernahme von Papst Franziskus um sich. Der sizilianische Historiker Roberto de Mattei ist in Deutschland bekanntgeworden durch seine 2011 erschienene Geschichte des Zweiten Vatikanum, in der er Anhaltspunkte für eine kommunistische Unterwanderung des Konzils sah. Der vorliegende knappe Abriss der Geschichte des Papsttums mit seinen Höhen und Tiefen versteht sich als Ergänzung zur Geschichte des Zweiten Vatikanum. Er ist im italienischen Original schon 2011, also noch während der Amtszeit Benedikts XVI. erschienen. Damit möchte de Mattei begründen, warum katholische Laien in bestimmten Situationen den Papst durchaus kritisieren dürfen. De Mattei beruft sich in der Hauptsache auf das 1562 anlässlich des Tridentinischen Konzils erschienene Werk „De locis theologicis“ des Dominikaner-Theologen Melchior Cano. Dort und in den Dokumenten dieses Konzils wird gegenüber der protestantischen Häresie ein für alle Mal der logische und chronologische Primat der Tradition vor der Schrift festgehalten, denn die Kirche existierte schon Jahrzehnte vor der Niederschrift des ersten Evangeliums. Unfehlbar ist ein Papst nur im Rahmen der apostolischen Tradition. Er kann nichts Neues verkünden. Denn mit dem Tod des letzten Apostels Christi endete die göttliche Offenbarung. Das stellte das Erste Vatikanum im 19. Jahrhundert klar. Das Zweite Vatikanum schuf ein Jahrhundert später Verwirrung, weil es der Behauptung einer Eigenständigkeit des päpstlichen Lehramtes gegenüber der Tradition nicht klar entgegentrat. Einfache Menschen können nach Thomas von Aquin kraft ihres gesunden Menschenverstandes der übernatürlichen Wahrheit manchmal näherkommen als hochgelehrte Theologen. („Lumen fidei facit videre ea quae credentur.“) Deshalb ist der Glaubenssinn (sensus fidei) einfacher Gläubiger ein wichtiger Träger der Tradition. Wenn das Lehramt irrt, kann und muss der Glaubenssinn der Ordensleute und des Kirchenvolkes die Tradition verteidigen. Das erscheint angesichts des verwirrenden Gebarens von Papst Franziskus nötiger denn je.
Edgar L. Gärtner

 

(erschienen in: eigentümlich frei Nr. 176)

Mehr Willkommenskultur dank Oxytocin

Das Kuschelhormon soll den Widerstand brechen

Edgar L. Gärtner

Kalottenmodell des Ocitocin (Bildquelle: shutterstock)

Gerade hat eine von der konservativen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ beim Institut Insa in Auftrag gegebene repräsentative Befragung von 2.036 wahlberechtigten Deutschen herausgefunden, dass die unregulierte Zuwanderung kulturfremder Menschen bei der bevorstehenden Wahl zum Deutschen Bundestag den Ausschlag geben könnte. Danach gaben 51 Prozent der Befragten an, die Asylpolitik spiele bei ihrer Wahlentscheidung eine wichtige Rolle. 54 Prozent befürworteten die Wiedereinführung dauerhafter Grenzkontrollen. 83 Prozent forderten die Abschiebung straffällig gewordener Migranten. 54 Prozent forderten, die vor der libyschen Küste geretteten Migranten nach Libyen zurückzubringen. 68 Prozent forderten, den Hilfsorganisationen, die mit kriminellen Schleusern zusammenarbeiten, die Gemeinnützigkeit abzuerkennen.
Diese Zahlen zeigen, dass der Selbstbehauptungs-Wille vieler Deutscher den hysterischen Taumel der „Willkommenskultur“ im Herbst 2015 überlebt hat. Nach einer kurzen Phase gutmenschlicher Helfer-Euphorie wächst bei den Einheimischen der Widerstand. Immer mehr Menschen wehren sich dagegen, von den Strategen des soziotechnischen Experiments einer „Umvolkung“ Deutschlands und Europas, begründet mit einer angeblichen demografischen Lücke und dem Dogma von der Gleichwertigkeit aller Kulturen, lediglich als Strichmännchen ohne kulturelle Identität behandelt zu werden. Das stellt jedoch jene „Eliten“, die sich in den Kopf gesetzt haben, Europa mit jungen, unqualifizierten männlichen Muslimen zu fluten, vor ein ernstes Problem: Wie bringt man die Einheimischen dazu, den Invasoren um den Hals zu fallen? Hier bieten nun Psychologen im Rahmen der staatlich geförderten „Transformationsforschung“ ihren Rat an. Weiterlesen

Burnout ist keine Modekrankheit

Zum Teil wohl eine Folge chronischer Entzündungen

Edgar L. Gärtner

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Der Franzose Gabriel Tarde, einer der Begründer der modernen Soziologie und Kriminologie, hat schon im 19. Jahrhundert beobachtet, dass verschiedene Verbrechen wellenartig häufiger und dann wieder seltener werden. Tarde sprach deshalb von Verbrechensmoden, die sich wie Kleider- und Haarmoden oder Kunststile vor allem durch Nachahmung verbreiten. Auf einem ähnlichen Weg scheinen sich heute aber auch neuartige Krankheitsbilder auszubreiten, die physiologisch nicht eindeutig definierbar sind und deren Symptome individuell stark variieren können. Der kanadische Historiker und Medizinsoziologe Edward Shorter hat schon zu Beginn der 1990er Jahre in seinem Buch „Moderne Leiden. Zur Geschichte der psychosomatischen Krankheiten“ (deutsch 1994) die Ansicht vertreten, bei manchen modernen Leiden handele es sich um Modeerscheinungen, die wahrscheinlich irgendwann genauso unerklärt wieder verschwinden, wie sie aufgetaucht sind, und dann von neuen Modekrankheiten abgelöst werden.

Als historisches Modell für eine solche Modekrankheit gelten die vom berühmt-berüchtigten Pariser Neurologen Jean-Martin Charcot (1825-1893) als Chefarzt der noch heute bestehenden Klinik Salpêtrière im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts beschriebenen häufigen hysterischen Lähmungen bei Damen aus besseren Kreisen beziehungsweise deren Empfänglichkeit für Suggestionen. Diese und andere angeblich erblichen psychosomatischen Beschwerden verschwanden jedoch nach Charcots Tod urplötzlich aus dem klinischen Alltag. Das heißt, die Patientinnen hatten nur Theater gespielt, um dem Meister zu gefallen.

Als Beispiel für eine aktuelle Modekrankheit nannte Shorter das Chronic Fatigue Syndrom (CFS). Dieses ist nach seiner Meinung eine Begleiterscheinung des postmodernen individualistischen Lebensstils. Auch die Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) könnte in diese Kategorie fallen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die Diagnose ADHS von der Pharmaindustrie erfunden wurde, um mehr Psycho-Pillen für die Ruhigstellung zappeliger und unaufmerksamer Schüler verkaufen zu können. Von daher lag es nahe, auch die unter dem Namen „Burnout“ bekanntgewordene tiefe physische, emotionale und mentale Erschöpfung beruflich über längere Zeit stark geforderter Zeitgenossen zunächst als Modekrankheit abzutun, zumal der Begriff nicht durch Fachleute, sondern durch einen 1960 erschienenen Roman von Graham Greene geprägt wurde. Doch inzwischen gibt es immer mehr erfahrene Mediziner, die das nicht so sehen. Weiterlesen

Macron und der permanente Ausnahmezustand

Der Feind der öffentlichen Ordnung wird nicht benannt

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Edgar L. Gärtner

Die von den Eliten gewünschte völlige Umgestaltung der politischen Landschaft Frankreichs scheint perfekt. Die Regierung Macron/Philippe kann sich, wie erwartet, auf die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung stützen. Drei Viertel der Mitglieder des neu gewählten Parlaments sind Neulinge. Nur 142 Mitglieder der alten Nationalversammlung wurden wiedergewählt. Für einen von führenden Meinungsforschungsinstituten vorausgesagten Erdrutschsieg von Macrons Partei La République en Marche in Form einer Zweidrittelmehrheit hat es am Ende allerdings doch nicht gereicht. Ein noch größerer „Schönheitsfehler“ ist freilich die historisch niedrige Wahlbeteiligung von weniger als 44 Prozent. Insgesamt 83,5 Prozent der Wahlberechtigten haben am 18. Juni nicht für die Kandidaten Macrons gestimmt.

In der neuen Nationalversammlung ist das Bündnis zwischen Macrons Partei und den Zentristen (MoDem) mit 351 von 577 Abgeordneten vertreten. Die Fraktion der gemäßigt rechten Republikaner (LR) und Liberalen (UDI) verfügt über 136 Sitze, die Sozialisten, die bislang die Mehrheit im Abgeordnetenhaus stellten, kommen zusammen mit ihren radikalsozialistischen und grünen Bündnispartnern nur noch auf 45 Sitze. Jean-Luc Mélenchons ultralinke Bewegung La France insoumise kommt zusammen mit den Kommunisten auf 27 Sitze. Marine Le Pens Front National erreicht mit acht Sitzen nicht das Quorum für die Bildung einer eigenen Fraktion. (Wäre statt nach dem Mehrheitswahlrecht nach dem Verhältniswahlrecht gewählt worden, hätte sie allerdings zehnmal mehr Abgeordnete.) Erstmals sitzen in der Nationalversammlung 224 Frauen – soviele wie nie zuvor.

Die meisten Franzosen dürften sich aber fragen, ob die vielen neuen Gesichter wirklich einen politischen Neuanfang verheißen. Durch ihre geringe Wahlbeteiligung haben sie bereits angedeutet, wie sie diese Frage beantworten. Weiterlesen